Heizölpreise: Auf, auf und davon von Klaus Bergmann
Raketen auf weltgrößten Rohölhafen zünden den Börsen-Turbo. Rohölpreise rauf, Heizöl auch.
Die Ölbörsen sind bullisch wie lange nicht mehr. Rohöl der Sorte Brent notiert mittlerweile über 70 Dollar pro Barrel. Diesen Wert haben Analysten jüngst als Kursziel für den Jahresverlauf ausgerufen. Das Ziel ist somit schon heute Makulatur. In den letzten Tagen wurde die Preisrallye durch die Weigerung der OPEC-Allianz, die Förderquoten zu erhöhen, und durch Raketenangriffe auf US-amerikanische Militäreinrichtungen im Irak und saudische Ölanlagen befeuert.
Nachdem die Corona-Pandemie an den Börsen bereits mit dem Aufkommen von Impfstoffen abgehandelt war, handelten die Ölhändler die absehbare Erholung der Weltwirtschaft, die Geldflut von Politik und Zentralbanken, eine auch vor ihren letzten Beschlüssen restriktive Förderpolitik der OPEC-Allianz, die ausbleibende Rückkehr der US-Schieferölförderung und die wetterbedingte Abschaltungen vieler Öleinrichtungen in den USA. Diese beeindruckende, obgleich nicht vollständige, Aneinanderreihung von bullischen Impulsen bildet das Fundament für den aktuellen Ölpreisanstieg. Er wirkt vollkommen widerspruchsfrei. Realistisch betrachtet ist er das nicht. Aber derzeit haben anders lautende Ansichten keine Konjunktur. Deshalb ist eine Fortsetzung der Rallye sehr wahrscheinlich. Sie passt zu dem Herbeireden von Inflation, das seit einiger Zeit lauter wird.
Die Ölwelt wartet übrigens weiterhin auf die vollständige Widerherstellung der in der letzten Kältewelle zerstörten Ölanlagen in den USA. Erschwerend zur dezimierten Schieferölproduktion kommt hinzu, dass Rohöllieferungen aus Kanada im zweiten Quartal ebenfalls reduziert werden.