Heizölpreise steigen leicht von Claudia Lohse
Machtübergabe in den USA stimmt optimistisch. Trader erwarten wirtschaftliche Erholung durch Bidens Konjunkturpaket. Ölpreise im Aufwärtstrend. Heizölpreise lassen sich davon nicht aus der Ruhe bringen.
Die Stimmung an den Ölbörsen ICE und NYMEX bleibt optimistisch. Joe Bidens Einzug ins Weiße Haus lenkt heute den Blick der Trader auf die USA und stützt die Ölpreise. Die Börsianer erwarten mit dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten ein weiteres Konjunkturpaket, das die wirtschaftliche Erholung beflügeln und – so die Hoffnung – in der Folge auch die Ölnachfrage aus ihrem Tief holen soll. Das steht heute im Mittelpunkt. Bidens geplantes Hilfspaket im Umfang von 1,9 Billionen Dollar hat tatsächlich gute Chancen, beide Kammern des Kongresses problemlos zu passieren und zügig umgesetzt zu werden, nachdem die Demokraten sowohl im Senat als auch im Repräsentantenhaus die Mehrheit der Sitze hinter sich vereinen konnten. Zudem gehen die Trader davon aus, dass die Vereidigung Bidens am Nachmittag unter hohen Sicherheitsvorkehrungen zwar anders als gewohnt, aber dennoch reibungslos verlaufen wird.
Dämpfende Elemente, von denen es gar nicht so wenige gibt, spielen bei der Preisbildung derzeit eine untergeordnete Rolle. Zu ihnen gehören die vielerorts verschärften Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie – jüngst auch in Deutschland beschlossen. Wird das Mobilitätsniveau abgesenkt, um das Infektionsgeschehen zu minimieren, sinkt damit zugleich die Nachfrage nach Ölprodukten. Auch in China – bislang Vorbild in der Nachfrageerholung – haben steigende Corona-Fallzahlen zu weiteren regionalen Lockdowns geführt und Nachfragesorgen befeuert. Man geht davon aus, dass sich die Einschränkungen auf die Reisetätigkeit zum chinesischen Neujahrsfest auswirken werden. Kurz vor dem Fest ist der Kraftstoffverbrauch bereits gesunken und einzelne Raffinerien sollen ihre Produktion runtergefahren haben.
Auch der IEA-Monatsbericht brachte gestern den Anstieg der Ölfutures lediglich kurz ins Stocken. Die Internationale Energieagentur korrigierte zwar ihre Prognosen zum Nachfragewachstum 2021 nach unten, doch dieser preisdämpfende Faktor wurde gleich von einer Warnung neutralisiert. Die IEA erwartet im zweiten Halbjahr eine deutlich stärkere Nachfrage und sieht damit die Gefahr einer möglichen Unterversorgung.