Internationaler Markt
Die Ölpreise legten gestern Nachmittag eine Preisrallye vor. Brent kletterte in der Spitze über 87 Dollar das Barrel und schloss den Handelstag mit dem höchsten Schlusskurs seit Ende Oktober. Vor allem Meldungen aus dem Raffineriesektor schoben die Notierungen an den Ölbörsen an.
Zum einen wirkten die ukrainischen Drohnenangriffe auf Raffinerien in Russland vom vergangenen Wochenende nach. Trader preisten wegen ihrer geopolitischen Dimension eine erhöhte Risikoprämie bei Rohöl und bei Ölprodukten ein. Schätzungen zufolge soll seit Jahresbeginn durch Angriffe auf russische Raffinerien Produktion in Höhe von 300.000 bis 370.500 Barrel pro Tag wegfallen. Das macht bis zu 7 Prozent der Gesamtkapazität Russlands aus. Die zu erwartende Verknappung von Raffinerieprodukten wirkte bullisch auf die Produktfutures.
Zum andere nahm die leistungsstarke Whiting-Raffinerie in den USA nach einem längeren Ausfall ihren Betrieb wieder auf. Mit einer täglichen Verarbeitungskapazität von 435.000 Barrel ist ihr Rohölbedarf bemerkenswert und ein durchaus preistreibender Faktor am Ölmarkt.
Der Preisausbruch nach oben wurde gestern möglich, weil sich die Nachfragesorgen zuletzt durch aufkeimenden Konjunkturoptimismus für China und die USA abschwächten. In den vergangenen Monaten hatte die Sorge um die Ölnachfrage immer wieder einen preisdämpfenden Gegenpol gebildet und die Preise in überschaubarer Spanne gehalten.
Allerdings rückt zur Wochenmitte einmal mehr die US-Geldpolitik in den Fokus und könnte die Hoffnungen, die die Trader in die US-Konjunktur setzen, erneut dämpfen. Der Offenmarktausschuss der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) kommt heute und morgen zu seinem monatlichen Treffen zusammen und berät über die künftige Zinspolitik. Fed-Chef Jerome Powell wird – wie gewohnt – abschließend sein Statement abgeben, von dem die Marktteilnehmer Hinweise zum Zeitpunkt der Zinswende erwarten.
Noch Ende letzten Jahres war man von einer ersten Zinssenkung in diesem Monat ausgegangen. Davon geht mittlerweile niemand mehr aus. Inzwischen scheint der Juli den meisten Beobachtern am wahrscheinlichsten. Sollte sich der Termin durch die nach wie vor hartnäckige Inflation jedoch noch weiter nach hinten verschieben, dürften die Nachfragesorgen zügig zurück sein, da allgemein bei hohen Zinsen mit einer schwächeren Konjunktur und Ölnachfrage gerechnet wird. Die Marktteilnehmer dürften im Vorfeld der Fed-Pressekonferenz zurückhaltend agieren.
Heute Morgen geben die Notierungen an den Ölbörsen gegenüber ihren gestrigen Tageshochs leicht nach. Das Barrel der US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 82,48 Dollar . Brent kostet 86,60 US-Dollar das Barrel . Eine Tonne Gasöl wird zu 854,25 Dollar gehandelt . Der US-Dollar kostet heute Morgen 0,9217 Euro . Damit ist der Euro 1,0847 Dollar wert . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum Handelsauftakt des Vortages an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen. Sie orientieren sich an der Kursbewegung des internationalen Ölmarktes. Gemessen am dortigen Aufwärtssprung fallen sie jedoch deutlich moderater aus.
Die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt heute Morgen im Binnenland einen Durchschnittspreis von 102,90 Euro je 100 Liter (Standardlieferung 3.000 Liter).
Nach dem jüngsten Preisanstieg ist das Bestellaufkommen wieder zurückgegangen. Heizölkunden blicken jetzt weniger optimistisch auf mögliche Preisrücksetzer in naher Zukunft.
Das Schwarm-O-Meter für Heizöl zeigt eine mittlere Kaufbereitschaft. Es misst die tatsächlich aufgegebenen Bestellungen nach einer Preisanfrage. In der tagesaktuellen Lesereinschätzung erwarten 65 Prozent künftig sinkende Preise. Das ist ein vergleichsweise zurückhaltender Wert.
Orientierungshilfe für alle Unentschlossenen: Wer jetzt Heizöl braucht, kann sich Sicherheit kaufen. Der Heizölpreis liegt trotz der seit Anfang Januar erhöhten CO2-Abgabe heute nur leicht über dem Niveau des Preises vor einem Jahr. Wer gern spekuliert, sollte die Entwicklung eng beobachten.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.