Internationaler Markt

Öl wurde auch gestern teurer. Der aktuelle Preis von über 93 Dollar je Barrel ist in erster Linie dem Ölkartell OPEC+ zu verdanken. Die Ministerrunde beschloss gestern eine kräftige Kürzung der Förderquoten um 2 Mio. Barrel pro Tag, also etwa 2 Prozent des Weltölangebots. Das lag am oberen Rand der Erwartungen. Da viele Kartellstaaten ihre Förderquoten bereits unfreiwilllig unterschreiten, liegt der Nettoeffekt allerdings nur bei etwa 1 Mio. Barrel pro Tag. Vor allem Saudi-Arabien und die Emirate (UAE) kürzen ihre Fördermengen aktiv.

Auch geopolitisch geht von der Entscheidung ein klares Signal aus: Die Staaten am Persischen Golf halten an ihrem Bündnis mit Russland fest. Hohe Ölpreise und ein knappes Angebot erschweren die Einführung eines Ölpreisdeckels für russisches Öl. Zwar werden die russischen Ölexporte ab Dezember schrumpfen, aber der Verlust  wird durch den höheren Barrelpreis entschärft.

Die Reaktion aus Washington kam prompt. Präsident Biden tobte. Seit dem Frühjahr versuchen die USA, durch eine Freigabe der nationalen Ölreserven den Ölpreis im Zaum zu halten. Das Ölkartell nimmt nun genau dieselbe Menge wieder vom Markt. Biden kündigte wenige Minuten nach der OPEC-Entscheidung eine neue Initiative im Kongress an, um den Kartellstatus der OPEC überprüfen zu lassen. Bislang wird die Existenz des Ölkartells akzeptiert, obwohl es im Prinzip gegen das Wettbewerbsrecht verstößt. Immer wieder gab es in den letzten Jahrzehnten Anläufe in den USA, die OPEC zu verbieten bzw. zu verklagen, aber sie scheiterten regelmäßig an einem Veto im Weißen Haus. Das geopolitische Bündnis mit Riad schien wichtiger.

Angesichts der drohenden Weltrezession und des sehr starken Dollars kommt der Anstieg der Ölpreise für viele Länder zur Unzeit, zumal die Lagerbestände schon jetzt relativ knapp sind. Das bestätigte gestern der Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums. 

Trotz der Freigabe von knapp 1 Mio. Barrel pro Tag aus den staatlichen Reserven fielen die Lagerbestände in den USA sowohl beim Rohöl als auch bei den wichtigsten Produkten. Vor allem Diesel/Heizöl sind für diese Jahreszeit ungewöhnlich knapp. Gleichzeitig stagniert die Ölproduktion, während die US-Ölnachfrage relativ stark ist.

Hier die Zahlen der Wochenberichte von DOE und API und die Veränderungen gegenüber der Vorwoche:

Rohöl: -1,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,8 Mio. Barrel (API)

Heizöl und Diesel: -3,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. -4,0 Mio. Barrel (API)

Benzin: -4,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. -3,5 Mio. Barrel (API)

Ölproduktion: 12,0 Mio. Barrel pro Tag (0,7 Mio. über Vorjahreswert)

Nachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,0 Mio. Barrel pro Tag (0,8 Mio. unter Vorjahreswert)

Vor diesem Hintergrund fiel der Anstieg der Brent-Rohölpreise um zwei Prozent sogar relativ bescheiden aus. Heute Morgen tut sich zum Handelsstart erst einmal wenig. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 93,17 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 87,49 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasoil notiert bei 1165,25 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 1,0102 Euro wert . Damit steht der Euro bei 0,9897 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.

Nationaler Markt

Für die Heizölpreise gibt es nur noch eine Richtung. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von über 164 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das sind 10 Euro mehr als zum Wochenbeginn. 

Wieder einmal sind es die Raffinerien, die den Ton angeben. Während Rohöl gegenüber gestern zwei Prozent zulegte, stieg der Preis für Gasoil, dem Vorprodukt für Heizöl/Diesel, doppelt so stark. Auch die Raffineriestreiks in Frankreich und die sinkenden Lagerbestände in den USA sind dafür verantwortlich.

Trotzdem zieht die Zahl der Bestellungen jetzt wieder an. Die immer höheren Preise machen viele Haushalte nervös, die bislang abgewartet haben. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt auf der Stufe “Hoch”. Die Zahl der Preisoptimisten schrumpft weiter. Nur noch 47% der Stimmen hoffen auf einen nennenswerten Rückgang der Heizölpreise, so die tägliche Lesereinschätzung. Das ist im Zeitvergleich ein sehr niedriger Anteil.

Die Abhängigkeit von fossilen Energieimporten kommt die Industrieländer teuer zu stehen. Der Kreml dreht am Gashahn, die Scheichs am Persischen Golf drehen am Ölhahn. Ein Ende der Preiskrisen ist nicht absehbar. Wer eine Ölheizung hat, muss daher in den sauren Apfel beißen und die aktuellen Mondpreise zahlen.

Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr Heizverhalten und Ihre Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche nützliche Tipps bereit. Das senkt die Kosten und schont Klima und Umwelt.