Heizölpreise: Abgang erwartet von Klaus Bergmann
Ölbörsen haben sich gestern Morgen überhitzt und dann im Fallen abgekühlt. Rohölpreise runter, Heizöl noch nicht.
Ein Luftangriff auf das weltgrößte Rohölterminal in Saudi-Arabien ließ die Ölbörsen gestern Morgen überhitzen. Nachdem offenbar wurde, dass die Attacke schadlos abgewehrt werden konnte, setzten die Notierungen zu einem veritablen Abgang an, der sie vom Top rund fünf Prozent tiefer legte. Der Vorfall wurde an den Börsen ähnlich abgehandelt wie ein folgenschwerer Angriffsfall im September 2019. Trotz der Preis gewordenen Entspannung hinterlässt die gesteigerte Frequenz derartiger Angriffe wachsende Unsicherheit über Stabilität der Ölversorgung.
In Riad beobachtet man die Situation mit ambivalenter Stimmung. Einerseits stellen solche Luftattacken reale Gefahren für Mensch und Ölindustrie dar, die ein beachtliches Schadensausmaß erreichen können. Andererseits hält die Unsicherheit die Ölpreise tendenziell hoch. Sie unterstützt die preislichen Ziele der OPEC-Allianz. Die bemüht sich unter Führung Saudi-Arabiens weiter um eine Verknappung des Ölangebots, um das physische Ziel des Abbaus überschüssiger Lagermengen weltweit zu erreichen.
Da die US-Ölindustrie derzeit nicht mehr in der Lage ist, mit üppig gefördertem Schieferöl gegenzuhalten, sollte sich im zweiten Quartal ein sichtbarer Erfolg einstellen. Der wird mit hoher Wahrscheinlichkeit weitere Preissteigerungen an sich ziehen. An den Börsen wird die Lage bullisch gehandelt. Daran ändert der kräftige Tagesverlust gestern nichts.