Internationaler Markt
Die Preisbildung am Ölmarkt erfolgt in einem ähnlichen Umfeld wie im ersten Halbjahr, nun allerdings erweitert um das Pulverfass Naher Osten. Damit ist sie deutlich vom Phantasieszenario abgerückt, das eine rasante Erholung der Weltwirtschaft mit China als Lokomotive, das Ende jedweder Rezessionssorgen und die Abkehr von steigenden Leitzinsen vorsah. Der Öldurst der Welt sollte abermals kräftig zulegen und die Versorgung mit dem Treib- und Brennstoff an den Rand des Möglichen bringen. Hohe Preise galten daher als gesetzt. Mangels anderer Sorgen würde sich der öffentliche Diskurs in einem solchen Umfeld intensiv um Energiewende und Klimarettung drehen.
Es kam anders. China ist keine Konjunkturlokomotive, das Ende der Zinsspirale ist nicht gesetzt und Rezession gehört weiterhin zum Möglichkeitsraum, in dem Wirtschaft derzeit stattfindet. Knappheit der Ölversorgung ist dafür mehr Phantasie als Realität. Fallende Preise wären die logische Konsequenz, wenn da nicht die Lunte in Palästina läge, die die ganze Region in Brand setzen kann. Sie hält Finanzjongleure davon ab, den Ölpreisen freien Fall zu erlauben. Sobald etwas Abgang eingeleitet ist, fängt ihn die Alarmstimmung wieder ein, und wenn die Lunte brennt, geht es mit den Preisen aufwärts. Gefallen sind indes Energiewende und Klimarettung auf der politischen und medialen Agenda. Das ist ein seit über 40 Jahren bekanntes Phänomen.
In diesen 40 Jahren wurde mehr CO2 in die Luft geblasen als in 200 Jahren davor. Der jährliche globale Ölkonsum wuchs während dieser vier Jahrzehnte um 68 Prozent. Der Kohlekonsum legte um 110 Prozent und der Gaskonsum um 172 Prozent zu. Mittlerweile ist die jährliche Wachstumsrate der erneuerbaren Energien größer als die der fossilen. Aber da der Energiehunger der Weltbevölkerung unstillbar steigt, ergänzen sie das fossile Angebot lediglich, sie ersetzen es nicht. Allein die Kohle-, Öl- und Gasinfrastrukturen, die heute gebaut werden, und mindestens 30 Jahre ihren Versorgungsdienst erfüllen müssen, pusten mehr CO2 in die Welt, als Klimawissenschaft und politische Zielsetzungen in der EU und andernorts zur Einhaltung der Zwei-Grad-Erderwärmungsgrenze erlauben. Wenn gute Politik sich dadurch auszeichnet, den besten Kompromiss zu erreichen, der in einer Demokratie möglich ist, kann man nur konstatieren, dass derzeit sehr schlechte Politik gemacht wird. Sie setzt unerreichbare Ziele und kümmert sich heute nicht um Schutzmaßnahmen, die wir angesichts einer unvermeidbaren Erderwärmung morgen dringend benötigen.
Wir können nur hoffen, dass die Politik auf dem Feld der Kriegsvermeidung eine bessere ist. Wenn sie funktioniert, kann menschliches Leid in der Gegenwart vermieden werden. Den Ölpreisen tut eine Politik im Dienst des Friedens ebenfalls gut, zumindest aus Verbrauchersicht.
An den Börsen wurde die Politik in der letzten Woche offensichtlich als hinreichend friedvoll bewertet. Die Ölnotierungen gaben etwas nach. Diese Tendenz setzt sich heute Morgen fort. Sie wirkt auf Gasöl etwas stärker als auf Rohöl.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 84,08 Dollar und das Barrel Brent zu 89,08 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 871,75 Dollar . Der US-Dollar kostet aktuell 0,9457 Euro . Damit kostet der Euro 1,0573 Dollar . Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise kommen sichtbar von ihren Höhen zurück, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Sie haben knapp die Hälfte des Schockanstiegs aufgrund des terroristischen Überfalls auf Israel annulliert. Die explosive Lage in Palästina ist allerdings in keiner Weise eingehegt. Überwunden scheint indes die angespannte Situation auf dem Rhein. Die Pegel steigen und die Frachtkosten sinken. Angespannt bleibt die Versorgung in Bayern. Nach dem Brand an der Bayernoil-Raffinerie ist die Produktion von Heizöl und Diesel nennenswert behindert. Die Waren sind knapp und teuer. Definitiv teurer wird Heizöl am 01. Januar 2024 mit der nächsten Stufe der CO2-Abgabe. Sie wird den Preis für einen Liter Heizöl um gut drei Cent anheben. Im Vergleich zur jüngsten Preisentwicklung dürfte das allerdings kaum noch jemanden schocken.
Im Binnenmarkt kommen die Bestellungen wieder lebhaft herein. Die Hoffnung auf günstigere Preise wirkt derweil recht gedämpft. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem soliden Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Achten Sie auf die Lieferzeiten des Handels. Die versprechen nicht immer Lieferungen in diesem Jahr.
Neues zum Heizungsgesetz finden sie in den News vom 12. September 2023.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.