Internationaler Markt
Die Rohölpreise bleiben auch heute deutlich unter der Marke von 90 Dollar je Barrel. Am Morgen kostete die Leitsorte Brent nur noch knapp über 88 Dollar. Die Verschiebung der Zinswende und die zuletzt eher schwachen Konjunkturdaten haben die Konflikte in Nahost in den Hintergrund geschoben.
Das gilt auch für die angekündigte Verschärfung der Ölsanktionen gegen den Iran. Es gelang bisher nicht einmal, die schon bestehenden Sanktionen durchzusetzen. Fast das gesamte iranische Öl landet über Umwege in China. Große Teile davon werden einfach zu malaysischem Öl umdeklariert. Dabei scheint es niemanden zu stören, dass Malaysia auf wundersame Weise doppelt so viel Öl exportieren kann wie es fördert.
Die Händler schauen deshalb eher Richtung USA. Der Wochenbericht zum amerikanischen Ölmarkt bestätigte gestern die Vorab-Schätzungen aus der Branche. Die Rohölbestände schrumpften, sogar kräftiger als erwartet. Die Dieselvorräte legten leicht zu, die Benzinvorräte schrumpften leicht. Auch bei der Ölförderung und bei der Ölnachfrage gab es in der Summe keine großen Veränderungen. Allerdings blieb die Nachfrage nach Benzin in der letzten Woche weit unter den Prognosen. Gerade hier hatten die Rohölkäufer, also die Raffinerien, auf einen steigenden Ansatz und hohe Margen gesetzt.
Außerdem verstärkte der Zuwachs der Heizöl/Diesel-Vorräte den Eindruck, dass die Nachfrage hier nach wie vor sehr schwach ist. Das zeigt sich seit Monaten auf beiden Seiten des Atlantiks auch bei den Raffineriemargen. Sie haben sich bei Diesel in den letzten beiden Monaten halbiert, während die Herstellung von Benzin immer profitabler wurde. Das hält übrigens auch die europäischen Heizölpreise im Zaum.
Für die Händler boten die neuen Zahlen aus den USA daher ein gemischtes Bild. Das galt sogar für die schwindenden Rohölbestände, denn sie liegen trotz des Rückgangs noch immer auf dem Niveau des Vorjahrs. Die Ölpreise bewegten sich daher nur wenig.
Hier zusammenfassend die aktuellen Werte aus dem Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Die Daten zeigen die Veränderungen zur Vorwoche:
Rohöl: -6,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. -3,2 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +1,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,7 Mio. Barrel (API)
Benzin: -0,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,6 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 13,1 Mio. Barrel pro Tag (0,9 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 19,8 Mio. Barrel pro Tag (0,03 Mio. über Vorjahreswert)
Am Morgen startet die europäische Ölbörse mit kaum veränderten Preisen in den Handelstag. Brent-Rohöl kostet aktuell 88,16 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 82,93 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasoil notiert bei 783,25 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9330 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,0714 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Die Preise im deutschen Heizölmarkt bleiben nun schon seit einer Woche auf demselben Niveau. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt wie gestern einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp über 100 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Die Impulse aus den internationalen Rohölmärkten werden ignoriert. Das beherrschende Thema im westeuropäischen Markt ist vielmehr die schwache Nachfrage nach Gasoil, dem Vorprodukt der Raffinerien für Diesel und Heizöl. In diesem Umfeld sind Preiserhöhungen kaum durchsetzbar, obwohl die Zahl der Bestellungen im deutschen Heizölmarkt sehr hoch bleibt. Die privaten Verbraucher nutzen die Gunst der Stunde, denn die Preise sind unerwartet niedrig und die Lieferbedingungen unerwartet komfortabel. Das mathematische Tiefpreis-System rät daher erstmals seit einem Monat wieder zum Kauf.
Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt auf der mittleren Stufe. Die Interessenten gehen also eher entspannt auf die Suche nach Offerten. Auch bleiben sie nach vor optimistisch. Die Lesereinschätzung zeigt, dass vier von fünf Stimmen auf weiter fallende Heizölpreise setzen.
Tatsächlich gibt es keinen Grund, überhastet zu ordern oder den Preisen hinterherzulaufen. Der Markt wirkt derzeit sehr gut versorgt, wenn nicht sogar überversorgt. Wer sucht, der wird im Moment interessante Konditionen finden.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.