Internationaler Markt
Die globalen Ölpreise geben weiter nach und fallen heute Morgen auf 120 Dollar für einen Barrel Brentöl. Damit ist der Aufwärtstrend der letzten Wochen erst einmal gestoppt, wenn auch auf sehr hohem Niveau.
Der Ölmarkt selbst bietet nur wenige Gründe für eine Fortsetzung des Preisrutsches. Die libyschen Ölexporte sind wieder einmal gestört. Statt der üblichen 1,1 Mio. Barrel pro Tag kommen im Moment nur 0,6 Mio. Barrel auf den Markt. Auch reagieren die Verbraucher in Europa und in den USA anscheinend kaum auf die hohen Tankstellenpreise. Die Tankrabatte in Deutschland sorgen im größten europäischen Ölmarkt für einen zusätzlichen Nachfrageschub, auch wenn ein großer Teil davon bereits verschwunden ist und die Bilanzen der Ölwirtschaft vergoldet. Ähnlich wie im Heizölmarkt testen die Anbieter die Schmerzgrenze der Verbraucher.
Der Preisdruck kommt im Moment eher aus den Finanzmärkten. Die Inflation stieg in den USA auf 8,6%. Das ist der höchste Wert seit 41 Jahren. Das Verbrauchervertrauen fällt daher in den Umfragen wie ein Stein, trotz der höheren Löhne und der guten Lage im Arbeitsmarkt.
Prompt brachen am Freitag die Aktienmärkte ein, denn nun werden rasche Gegenreaktionen der Zentralbank erwartet. Schon jetzt steigen die Zinsen für Staatsanleihen und Unternehmensanleihen. Sie werden dadurch zu einer attraktiven und vergleichsweise risikoarmen Alternative für Aktien- und Rohstoffspekulationen. Die Angst vor höheren Zinsen lässt gleichzeitig den Dollar steigen, was wiederum Öl für andere Währungsräume verteuert. Insgesamt bremst dieser Kurswandel die Konjunktur und könnte damit auch den Ölverbrauch in den USA beeinträchtigen.
Auch aus China kamen in den letzten Tagen bestenfalls neutrale Nachrichten. Die Zahl der Neuinfektionen bleibt zwar gering, aber lokale Infektionsherde lösten in Peking und Schanghai den Lockdown ganzer Stadtviertel und Massentestungen aus. Trotzdem bleibt die chinesische Wirtschaft vorerst auf ihrem Kurs Richtung Normalisierung.
Die Risiken in den USA und in China drängen die eigentlichen Probleme des Ölmarktes im Moment in den Hintergrund: Das Ölangebot bleibt weltweit knapp. Und die europäischen Importeure organisieren mit Blick auf die anstehenden Sanktionen gegen russisches Öl ihre Lieferketten neu. Russische Ölkonzerne müssen gleichzeitig neue Absatzmärkte suchen. Doch neben den bekannten Kandidaten China und Indien bot sich am Wochenende nur Sri Lanka als neuer Interessent an. Das Land steht jedoch nach einer ganzen Serie wirtschaftspolitischer Fehler vor dem Bankrott.
Heute geht es zum Handelsstart mit neuen Abschlägen weiter. Die sehr schwache Performance der Aktienmärkte vom Freitag wirkt nach. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 119,96 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 118,60 US-Dollar je Barrel . Rotterdamer Gasöl notiert bei 1269,25 Dollar je Tonne . Der US-Dollar ist 0,9542 Euro wert . Damit steht der Euro bei 1,0479 Dollar . Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum Handelsauftakt am Freitag.
Nationaler Markt
Die deutschen Heizölpreise geben nach. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp 145 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Der Fall der Rohölpreise und der noch steilere Fall der Rotterdamer Preise für Gasoil entlasten den Heizölmarkt. Der schwache Euro bremst jedoch den Abwärtstrend.
Der leichte Preisrutsch reicht allerdings nicht aus, um Interesse zu wecken. Heizölpreise jenseits von 140 Euro lösen bei der Heizölkundschaft nach wie vor ungläubiges Kopfschütteln aus, denn sie liegen weit jenseits der Preise der letzten Jahrzehnte.
Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, verharrt daher auf einem niedrigen Niveau. Nur 60% der Stimmen setzen in der täglichen Lesereinschätzung auf fallende Heizölpreise. Das ist im historischen Vergleich ein geringer Wert.
Was tun? Eine Entspannung ist nicht in Sicht, denn die Ölnachfrage bleibt trotz der Rekordpreise unverändert hoch. Solange der Verbrauch nicht sinkt, entweder durch den Umstieg auf Alternativen oder durch einen Konjunktureinbruch, bleibt das globale Ölangebot knapp und teuer.
Es gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als eingespartes Heizöl. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und passen Sie Ihr Heizverhalten an, um die Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.