Internationaler Markt
Mit der neuen Woche droht der Nahostkonflikt erneut zum Zentralthema der Ölpreisbildung aufzusteigen. In Kairo bemühen sich diplomatische Delegationen um eine Waffenruhe im Gazastreifen. Doch die Verhandlungen scheinen zu scheitern. Israel hat einen Kompromissvorschlag vorgelegt, der von der Hamas nicht unmittelbar abgelehnt wurde. Dennoch ist die politische Führung der Hamas nicht gewillt, von ihren Maximalforderungen abzuweichen. Sie fordert von Israel das Ende der Militäraktionen und den Rückzug der Truppen aus dem Gazastreifen. Dem setzt der israelische Premierminister Netanyahu sein Maximalziel entgegen, die Hamas zu entwaffnen und zu zerschlagen.
Auf dieser Basis ist keine Übereinkunft möglich. Aus palästinensischen Verhandlungskreisen wird berichtet, dass man Kairo verlassen werde, wenn Netanyahu seine Politik nicht ändert. Heute Morgen sieht es danach aus, dass ein israelischer Einmarsch in Rafah kurz bevorsteht. Der Konflikt würde weiter eskalieren und die Ölpreise in die Höhe treiben.
Damit wäre der Preisrückgang der letzten Tage vermutlich beendet. Er wird von schlechten Nachfrageprognosen für Rohöl und Ölprodukte getragen. Analysten prognostizieren, dass das Wachstum der weltweiten Benzinnachfrage 2024 nur etwa halb so hoch ausfallen wird wie im Vorjahr. Während der Verbrauch global 2023 um 0,7 Mio. Barrel pro Tag stieg, wird in diesem Jahr ein Anstieg von lediglich 0,3 Mio. Barrel täglich vorhergesagt. Hauptgründe für die gedämpften Aussichten sind das schwächere Wachstum in den USA und China sowie der zunehmende Anteil von Elektrofahrzeugen. Darüber hinaus deuteten jüngste Berichte auch auf eine geringere Rohölnachfrage aus Asien hin.
Die Ölimporte sind allerdings nicht zwingend ein direkter Indikator für die Binnennachfrage. Der Rückgang der Importe könnte auch auf die gestiegenen Ölpreise in diesem Jahr zurückzuführen sein. Da der Bedarf an Öl und Ölprodukten im Sommer aufgrund von zunehmenden Reise- und Klimatisierungsansprüchen in den großen Wachstumsgesellschaften üblicherweise steigt, ist die Messe zur Nachfragentwicklung noch nicht abschließend gelesen.
Die OPEC erwartet weiterhin eine robuste Nachfrage, insbesondere in asiatischen Ländern wie China, Indonesien, Thailand und Indien. Die Organisation bereitet sich auf ihr nächstes Treffen am 1. Juni in Wien vor. Dabei steht die Frage im Raum, wie mit der Überproduktion einiger Mitgliedsländer umzugehen ist. Kasachstan und der Irak förderten im Jahr 2024 zusammen etwa 0,75 Mio. Barrel Öl pro Tag mehr, als vertraglich vereinbart wurde. Diese Mengen sollen durch zukünftige Produktionskürzungen kompensiert werden. Dem Vernehmen nach planen die betroffenen Länder, ihre Förderung für den Rest des Jahres stärker zu reduzieren, um die bisherige Überproduktion auszugleichen.
Wenn die OPEC-Plus beim Juni-Treffen beschließt, die Kürzungen in die zweite Jahreshälfte hinein zu verlängern, und wenn Kasachstan und der Irak quotentreu werden, gehen dem Markt bis zum Jahresende täglich 0,4 Mio. Barrel Öl verloren. Zusammen mit den oben genannten Möglichkeiten liegen hier allerdings zu viele Wenn’s zugrunde, um darauf eine halbwegs verlässliche Preisprognose aufzubauen.
Heute Morgen bewegen sich die Börsenpreise jedenfalls in keine klare Richtung. Die Rohölnotierungen gewinnen im Rahmen der Freitagsverluste an Wert und die Gasölnotierungen pendeln wie schon am Freitag seitwärts.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 78,73 Dollar und das Barrel Brent zu 83,57 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 747,25 Dollar . Der US-Dollar kostet aktuell 0,9286 Euro . Damit kostet der Euro 1,0769 Dollar . Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise drehen nach einem wunderbaren, fast einen Monat währenden Rückgang heute wieder aufwärts, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgen damit den Vorgaben der internationalen Börsen. Der Gewinn ist allerdings so gering, dass daraus keine grundsätzliche Änderung der Bewegungsrichtung ablesbar ist. Die droht indes für den Fall eines neues Waffengangs im Nahen Osten. Trotz der erfreulichen Entwicklung ist Heizöl aktuell gut elf Prozent teurer als vor einem Jahr. Darin enthalten sind die zwischenzeitlich angefallenen Erhöhungen der CO2-Abgabe und der Maut. Viel größer sollte die Differenz zum Vorjahr eigentlich nicht mehr werden, denn damals schwenkten die Preise in eine Seitwärtsbewegung, um im Juli sogar in einen steilen Aufstieg überzugehen.
Die Nachfrage im Binnenmarkt ist lebhaft, die Hoffnung auf günstigeres Heizöl kaum zu bändigen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem fast sozialistischen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreis-System zeigt in allen Regionen der Republik Kaufsignale an.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer Sicherheit will, kauft umgehend.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.