Heizölpreise wollen rauf von Klaus Bergmann
OPEC-Allianz und Libyen senden bullische Impulse. Die sind nicht nachhaltig, lassen Rohölpreise aber steigen. Heizölpreise werden vom Dollar gebremst.
Stellen Sie sich vor, Sie kaufen Öl und bekommen dafür Geld. Absurd? Keineswegs. Vor einem Jahr war das in den USA Realität. Der Ölpreis für Rohöl der Sorte WTI (West Texas Intermediate) war negativ. Ursächlich waren die Marktverwerfung aufgrund der sich ausbreitenden Corona-Pandemie und eine von Saudi-Arabien ausgelöste Ölschwemme. Die ungewöhnliche Lage hielt nicht lange an. Nach zwei Tagen war der Spuk an den Börsen beendet. Die Preise schwankten in den folgenden Tagen zwischen zehn und zwanzig Dollar pro Barrel, im Plus versteht sich.
Danach drosselte Saudi-Arabien die Ölproduktion und übernahm die Führung der OPEC-Allianz zusammen mit Russland. Die Gruppe raufte sich zusammen und betrieb eine bis heute sehr erfolgreiche Ölpreispolitik. Bereits im Mai kletterten die Ölpreise wieder über die Schwelle von 30 Dollar pro Barrel. Im Juni knackten sie die 40-Dollar-Marke. Auf dem Niveau dümpelten sie dahin, bis die ersten Meldungen über die absehbare Verfügbarkeit von Impfstoffen gegen Covid-19 herauskamen. Im November wurde die Pandemie an den Börsen für beendet erklärt. Aktienkurse und Ölnotierungen kannten danach nur noch eine Richtung, aufwärts. An den Aktienbörsen läuft die Rallye unbeirrt weiter. Die Ölnotierungen halten seit März inne. Im Gegensatz zu Unternehmensbeteiligungen fehlt Finanzjongleuren beim Öl die Phantasie für die Auferstehung aus der Asche.
Dieser Umstand wird sich allenfalls bei einer veritablen Verknappung des Ölangebots ändern. Die mag temporär eintreten. Von Dauer wird sie nicht sein, denn es steht grundsätzlich mehr Erdöl zur Verfügung als die Atmosphäre durch seine Verbrennung ertragen kann, zumindest wenn diese Atmosphäre als wesentlicher Teil unseres Habitats verstanden wird. Die ölexportierenden Länder werden alles daran setzen, ihr Öl vor seiner endgültigen Ächtung zu Markte zu tragen.