Internationaler Markt
Die Rohölpreise haben sich seit gestern nur wenig bewegt. Die Nordseemarke Brent kostet am Morgen knapp 64 Dollar je Barrel.
Das Rätselraten über den Kurs des Ölkartells OPEC+ geht unterdessen weiter. Insider ließen gestern durchsickern, dass die Förderquoten auch im Sommer stark steigen sollen. Ab Juli könnten die Kartellstaaten dann im Vergleich zum Frühjahr 1,2 Millionen Barrel pro Tag zusätzlich anbieten. Das ist eine Größenordnung, die fast den gesamten iranischen Ölexporten entspricht.
Doch die Lage bleibt unklar. Weitere Bestätigungen gab es bislang nicht. Auch ist umstritten, in welchem Umfang die einzelnen OPEC-Staaten ihre Produktion und ihre Exporte erhöhen können. Aber schon die Möglichkeit eines wachsenden Überangebots verhindert im Moment eine Preiswende nach oben.
Unabhängig davon, wie schnell die Förderquoten in der Praxis steigen, wird immer klarer, dass das Ölkartell einen grundlegenden Kurswechsel vollzieht. Er könnte dafür sorgen, dass die Ölpreise auch in den kommenden Jahren unerwartet niedrig bleiben.
Das Kartell OPEC+ (OPEC plus Russland, Kasachstan u.a.) produziert fast die Hälfte des globalen Öls und stellt über zwei Drittel der Exportmengen bereit. Doch der steile Anstieg der amerikanischen Ölproduktion und das Angebot neuer Ölproduzenten haben das OPEC-Öl aus immer mehr Märkten verdrängt. Der Wettbewerb wird härter, auch weil der Gesamtmarkt kaum noch wächst. Der Druck auf die Preise nimmt zu.
Bisher hat die OPEC eher die Preise verteidigt als ihre Marktanteile. Vor allem Saudi-Arabien bremste seine Ölförderung in den letzten Jahren. Doch ohne Erfolg: Die Preise blieben niedrig. Jetzt will Riad und damit das gesamte Kartell das Ruder herumreißen. Nicht mehr der Preis, sondern die Marktanteile sollen verteidigt werden. Die Ölmengen steigen und die Preise fallen.
Auch Russland produziert am Limit. Die EU bemüht sich, die Einnahmen Moskaus aus seinen Ölexporten zu begrenzen. Bisher galt ein Preisdeckel von 60 Dollar je Barrel für legale Tankerexporte. Wer mehr zahlt, muss auf russische Tanker oder die halblegale Schattenflotte ausweichen.
Doch Öl ist mittlerweile so billig geworden, dass sogar die offiziellen Preise für russische Ölsorten unter 60 Dollar fallen. Auch die großen europäischen Tankerflotten, vor allem Griechenland, können jetzt ohne Probleme russisches Öl in alle Welt exportieren.
Die EU und Großbritannien wollen den Preisdeckel jetzt auf 50 Dollar je Barrel senken. Die Ukraine schlägt sogar 30 Dollar vor. Die USA sperrt sich bisher gegen eine Verschärfung. Die Absage scheint jedoch nicht endgültig zu sein. Eventuell will Washington erst einmal das Ergebnis der Waffenstillstandsverhandlungen abwarten.
Auch die Händler an den Ölbörsen halten sich zum Handelsstart erst einmal zurück. Die Preisbewegungen sind gering. Brent-Rohöl kostet aktuell 63,95 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 60,70 US-Dollar je Barrel
. Rotterdamer Gasoil notiert bei 607,25 Dollar je Tonne
. Der US-Dollar ist 0,8820 Euro wert
. Damit steht der Euro bei 1,1331 Dollar
. Die Pfeile zeigen die Preisveränderungen im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Heizöl fällt am Morgen auf ein neues Rekordtief. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittswert von nur noch 85,2 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das liegt noch unter dem Jahrestief von Anfang Mai. Nennenswert niedrigere Preise gab es zuletzt im Winter 2021/2022.
Die Niedrigpreise sorgen in dieser Woche für immer höhere Bestellzahlen. Sie liegen inzwischen weit über dem Durchschnitt. Auch das Schwarm-O-Meter, das die Zahl der Bestellungen nach Preisanfragen erfasst, zeigt das wachsende Interesse. Dazu passt der wachsende Preisoptimismus. In der aktuellen Lesereinschätzung setzen 85 Prozent der Stimmen auf fallende Heizölpreise. Das ist ein leicht überdurchschnittlicher Wert.
Fazit: Das neue Jahrestief im Heizölmarkt kommt nicht von ungefähr. Das hohe Ölangebot drückt überall auf die Preise. Ein sorgfältiger Vergleich zwischen den Händlern lohnt sich trotzdem.
Dennoch gilt nach wie vor: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung. Ab dem Jahr 2027 könnten die CO2-Abgaben für Heizöl deutlich steigen. Die Verbraucherzentralen halten Tipps und Empfehlungen bereit.