Internationaler Markt
Der Ölmarkt reagiert mit dem bekannten Muster auf den Waffengang zwischen Israel und dem Iran. Die Kurse schnellen raketenhaft in die Höhe, überschreiten in hoher Geschwindigkeit die Übertreibungsgrenze und fallen bald danach auf eben diese zurück. So geschah es letzten Freitag während der ersten Angriffswelle und so geschah es heute Morgen aufgrund der zwischenzeitlichen Eskalation erneut. Rohöl der Sorte Brent stieg dabei um elf Prozent bis zum Umkehrpunkt und fiel danach auf ein Plus von fünf Prozent gegenüber dem Vorkriegspreis zurück. Dort befinden sich die Notierungen zur Stunde wieder.
Während des Wochenendes hat Israel auch Energieinfrastrukturen im Iran angegriffen. Dadurch ist die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer nun auf die Straße von Hormus gerichtet. Durch die Meerenge zwischen dem Iran und der arabischen Halbinsel werden rund 20 Prozent des global benötigten Öls und Flüssiggases verschifft. Bei geopolitischen Störungen in der Golfregion drohte der Iran immer wieder mit der Blockade dieser wichtigen Wasserverbindung. Zu einer Einschränkung der Versorgung kam es dabei zwar noch nie, die Preise wurden aber mehrfach empfindlich bewegt. 2012 katapultierte die Androhung einer Blockade den Rohölpreis beispielsweise auf 125 Dollar pro Barrel. Eine reale Schließung liegt nicht im Interesse Teherans, da auch das eigene Öl blockiert wäre. Eine Preiserhöhung ist indes ein willkommener Kriseneffekt.
Die laufenden Verhandlungen über das iranische Atomprogramm wurden infolge des israelischen Angriffs beendet. Vor der Eskalation hatte der Iran einen Vorschlag für ein neues Atomabkommen angekündigt, der „vernünftig, logisch und ausgewogen“ sein sollte. Die USA hatten zuvor einen überarbeiteten Vorschlag unterbreitet, der unter anderem die Bildung eines regionalen Urananreicherungs-Konsortiums vorsah, und Russland hatte seine Bereitschaft signalisiert, überschüssiges nukleares Material aus dem Iran zu entfernen und in Reaktorbrennstoff umzuwandeln. Da der Verlauf der Verhandlungen aber von fundamentalen Unvereinbarkeiten geprägt war und ein Verhandlungserfolg einem Wunder gleichkäme, kann die Abkündigung der Verhandlungen als geringer Kollateralschaden bewerten werden.
An einer weiteren Einschränkung iranischer Öllieferungen dürfte nun kein Weg mehr vorbeiführen. Derzeit fördert das OPEC-Mitglied gut drei Millionen Barrel pro Tag. Davon werden dem Vernehmen nach über zwei Millionen Barrel täglich in Form von Rohöl oder Ölprodukten exportiert. Dem steht eine verfügbare Reservekapazität der OPEC-Plus von rund vier Millionen Barrel pro Tag gegenüber, mit der Ausfälle aufgefangen der können. Dieser Umstand dämpft zumindest die bullische Wirkung von Strafmaßnahmen gegen den Iran. Eine mögliche Sperrung der Straße von Hormus kann die Produktionsreserve allerdings nicht heilen, da auch dieses Öl durch das Nadelöhr befördert werden muss.
Aufgrund der neuen Lage werden sich die erhöhten Ölpreise mindestens kurzfristig festsetzen. Besondere Ereignisse können zudem weitere Ausreißer nach oben hervorrufen. Insgesamt sollten die Ölpreise aber kein Drama schreiben. In einem längerfristigen Chart sind sie immer noch recht tief positioniert und der Abwärtstrend ist sogar schon in einer 6-Monats-Ansicht intakt.
Heute Morgen kennen die Ölbörsen nur ein Thema, den Israel-Iran-Krieg. Dennoch kriechen die Notierungen für Rohöl und Gasöl langsam abwärts. Das bewahrt sie immerhin vor neuen Höchstständen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 72,61 Dollar und das Barrel Brent zu 73,78 Dollar
gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 703,25 Dollar
. Der US-Dollar kostet aktuell 0,8632 Euro
. Damit kostet der Euro 1,1581 Dollar
. Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise legen kräftig zu, wie der 3-Monats-Ansicht der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Seit vergangenen Donnerstag sind sie gut acht Prozent teurer geworden. Gegenüber Freitagabend haben sie fast fünf Prozent gewonnen. Das sieht nach einem Risikoaufschlag aus, der in dieser Höhe nicht lange haltbar ist. Gleichwohl ist er aufgrund der unsicheren Gesamtlage gerechtfertigt. Heizölhändler legen sich in einem bestimmten Moment auf den Bezugspreis für eine Menge fest, die sie in den kommenden Tagen verkaufen müssen. Dabei sollten sie zwischenzeitliche Preissteigerungen eingepreist haben, um kein wirtschaftliches Risiko einzugehen.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist angesichts der stürmischen Entwicklung gestiegen. Die Hoffnung auf tiefere Preise ist indes ungewöhnlich tief gefallen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem seltenen Minderheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Aus Risikogründen ist ein Kauf sinnvoll. Abzuwarten ist die rein spekulative Alternative.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.