Internationaler Markt
Der Ausverkauf an den Ölmärkten hat sich gestern noch einmal beschleunigt. Brent-Rohöl kostete zeitweise nur noch etwas über 68 Dollar je Barrel. Das ist der niedrigste Preise seit dem Pandemie-Jahr 2021.
Die Preiskrise kommt nicht von ungefähr, denn das Nachrichtenumfeld ist denkbar negativ. Mitten im Zollkrieg der USA hat das OPEC-Kartell angekündigt, seine Produktion erhöhen zu wollen. Kanada und Mexiko verhängen Gegenzölle. Eine globale Handelskrise und eine Überversorgung des Ölmarktes scheinen im Moment nahezu unvermeidlich zu sein.
Die Trump-Administration bekam gestern Nachmittag offenbar Angst vor der eigenen Courage und kündigte Zollausnahmen für die Autobranche an. Angeblich soll das auch für kanadische Energieimporte und eine Reihe von Agrargütern gelten, aber die Situation ist im Moment unklar. Das Chaos ist damit perfekt. In den kanadischen Medien macht jetzt wieder der Spruch aus der ersten Trump-Amtszeit die Runde: „Was grenzt an Wahnsinn? Kanada und Mexiko.“
Nachdem Trump die erst wenige Stunden alten Maßnahmen wieder abgeschwächt hatte, setzte eine leichte Erholung bei den Ölpreisen ein. Sie hielt jedoch nicht lange an. Schwache Arbeitsmarktdaten passten ins Bild einer nahen Konjunkturkrise. Andere Konjunkturdaten fielen jedoch stabiler als erwartet aus.
Schließlich stoppte der Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) die Preiserholung. Er meldete steigende Lagerbestände an Rohöl in den USA, trotz fallender Rohölimporte. Die Produktlager schrumpften leicht, allerdings auch wegen höherer Exporte.
Hier die Zahlen des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und die Umfragewerte des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderung der Lagerbestände im Vergleich zur Vorwoche und weitere Indikatoren zum amerikanischen Ölmarkt:
Rohöl: +3,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,5 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -1,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,1 Mio. Barrel (API)
Benzin: -1,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,2 Mio. Barrel (API)
Rohölförderung (4-Wochen-Durchschnitt): 13,5 Mio. Barrel pro Tag (0,2 Mio. über Vorjahresniveau)
Ölnachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,2 Mio. Barrel pro Tag (0,7 Mio. über Vorjahresniveau)
Heute zum Handelsstart kostet Brent-Rohöl 69,48 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 66,54 US-Dollar je Barrel
. Rotterdamer Gasoil notiert bei 667,50 Dollar je Tonne
. Der US-Dollar ist 0,9254 Euro wert
. Damit steht der Euro bei 1,0803 Dollar
. Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Auch im deutschen Heizölmarkt fallen die Preise. Die sehr schwachen Rohölpreise und der starke Euro senken die Einkaufspreise der Raffinerien und Händler. Ein großer Teil davon kommt auch bei den Heizölpreisen an.
Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittswert von knapp 92 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das liegt in der Nähe der Preistiefs vom letzten Jahr. Anders als im Rohölmarkt ist das noch kein Rückgang auf das Preisniveau von 2021, denn in der Zwischenzeit sind die CO2-Abgaben kräftig gestiegen, während der Euro an Wert verloren hat.
Das kann die Begeisterung der Verbraucher jedoch nicht bremsen. Die Zahl der Bestellungen liegt auf Rekordhöhe. Viele sehen jetzt den Augenblick gekommen, um den Heizöltank für den Rest des Jahres zu füllen.
Auch die anderen Marktindikatoren zeigen das an. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht seit Tagen auf der zweithöchsten Stufe. Das mathematische Tiefpreis-System, das Preistrends auswertet, rät zum Kauf. Auch der Preisoptimismus ist rekordverdächtig hoch. Fast 90 Prozent der Stimmen erwarten laut der täglichen Lesereinschätzung weiterhin schwache Heizölpreise.
In der Tat stellt das aktuelle Preisniveau eine attraktive Kaufgelegenheit dar. Bei Rohölpreisen unter 70 Dollar wächst wie erwartet der Widerstand, aber im Moment ist nicht absehbar, was eine nachhaltige Preiswende nach oben auslösen könnte.
Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Preise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.