Internationaler Markt
Innerhalb eines Tages wurden im Roten Meer erneut zwei Handelsschiffe von Houthi-Rebellen attackiert. Die Angriffe zeigen einmal mehr, wie unsicher die Passage auf dieser Route ist, durch die rund zwölf Prozent des weltweit verschifften Öls transportiert wird. Nun drohen dem Ölhandel wieder höhere Frachtkosten und Versorgungsengpässe, da die Alternativroute um Südafrika mehr Kraftstoff verschlingt und sich die Ankunft der Schiffe zeitlich verspätet. Dieser Umstand trieb den Preis für Rohöl der Sorte Brent heute Morgen in die Nähe von 70 Dollar pro Barrel.
Bullisch wirkt zudem eine Prognose der American Automobile Association, nach der am vergangenen Wochenende über 72 Millionen Reisende für einen Spitzenwert der Kraftstoffnachfrage gesorgt haben sollen. Das wird als Zeichen für einen hohen sommerlichen Ölverbrauch in den USA gedeutet. Der Dieselverbrauch, der weniger durch Reisende als durch den gewerblichen Bedarf bestimmt wird, hat bereits heute zu einer angespannten Marktlage geführt. Das zeigen die steigenden Börsennotierungen für Heizöl in den USA und für Gasöl in Europa. Diesel wird auch andernorts auf der Welt für reale Investitionstätigkeiten stark nachgefragt.
Die angedrohten Strafzölle, die ab dem 1. August in Kraft treten sollen, sofern keine Handelsabkommen zwischen den USA und bestimmten Ländern erzielt werden, bergen indes erhebliches bärisches Potenzial. Die Ankündigungen haben die Märkte insgesamt verunsichert. Sie könnten die globale Ölnachfrage spürbar dezimieren, falls es zu einem umfassenden Handelskonflikt kommen sollte. Da Donald Trump in dieser Angelegenheit bisher mehr Kanonendonner als Wirktreffer hinterlassen hat, nehmen sich Finanzjongleure inzwischen mehr Zeit bei der Einpreisung der umstrittenen Vorhaben.
In der erweiterten Allianz der OPEC macht man sich nach den Beschlüssen zur Erhöhung der Produktion bereit, Marktanteile zurückzugewinnen. So hat die irakische Dhi Qar Oil Company ihre Förderung in drei südlichen Ölfeldern um 80.000 Barrel pro Tag erhöht. Es ist die bislang größte Fördersteigerung des Irak in diesem Jahr. Vom deutlich größeren Betreiber Basra Oil Company, der für den Großteil der südlichen Felder verantwortlich ist, gibt es derzeit noch keine neuen Angaben zu möglichen Produktionsausweitungen. Auch andere Mitglieder der OPEC-Plus könnten dem Beispiel der Dhi Qar Oil folgen, da sich das Rennen um Anteile am globalen Ölmarkt spürbar beschleunigt. Es handelt sich um ein bärisches Marktgeschehen, das seine Wirkung erst in den nächsten Monaten entfalten sollte.
Die ruhigen Tage der Preisgestaltung dürften nun vorbei sein. Die gegenläufigen Impulse lassen eine steigende Volatilität erwarten. Eine klare Richtung des weiteren Verlaufs lässt sich dabei nicht deuten. Bemerkenswert ist zunächst einmal, dass die angekündigte Produktionserhöhung der OPEC-Plus noch keinen Preisabgang hervorzurufen vermochte. Das zeugt von starken Gegenkräften.
An den Ölbörsen kam es gestern zu einem Führungswechsel der Aktivposten. Nachdem die Gasölnotierungen einige Tage dem allgemeinen Treiben davonliefen, übernahmen die Rohölnotierungen am Nachmittag die Führung des Anstiegs. Den erarbeiteten Vorsprung der Teuerung können sie dem Gasöl aber nicht so schnell abnehmen. Heute Morgen hält Rohöl das gestrige Abschlussniveau, während Gasöl etwas günstiger wird.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 67,60 Dollar und das Barrel Brent zu 69,35 Dollar
gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 744,75 Dollar
. Der US-Dollar kostet aktuell 0,8499 Euro
. Damit kostet der Euro 1,1762 Dollar
. Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen weiter aufwärts, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgen damit den Vorgaben des internationalen Markts. Während man vor ein paar Tagen noch davon träumen konnte, dass die unerwartete Preiserhöhung der zweiten Junihälfte schnell wieder annulliert wird, muss man nun wohl davon ausgehen, dass zumindest kurzfristig ein Aufwärtstrend regiert. In der 6- und der 12-Monats-Ansicht scheinen die Abwärtstrends indes intakt zu bleiben.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist außerordentlich zurückhaltend. Abnehmende Euphorie ist mittlerweile auch bei der Hoffnung auf tiefere Preise zu spüren. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine hat sich heute Morgen knapp auf ein mittleres Niveau für die Kaufintensität geschlichen, das andere hält sich auf einem immer noch starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Die Preise sind durchaus noch kaufbar. Tiefere Preise im späteren Jahresverlauf sind aber möglich.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.