Internationaler Markt
Die Rohölpreise wirkten gestern geradezu sediert. Sie vollzogen allenfalls eine Mikrobewegung. Ganz anders sah es beim Gasöl aus. Der Grundstoff für Heizöl und Diesel legte um gut zwei Prozent zu. Gegenüber dem Preissturz in der Vorwoche ist auch dieser Umstand vernachlässigbar. Gasöl könnte sich allerdings noch weiter von der Preisentwicklung des Rohöls absetzen, weil Dieselkraftstoff in den USA zurzeit sehr gefragt ist.
Mittelfristig sind die Preisaussichten eher bärisch. Dazu trägt die Erwartung bei, dass die acht OPEC-Plus-Länder, die ihre Produktion freiwillig stärker als vereinbart gedrosselt hatten, diese Zusatzkürzungen im August weiter zurückfahren werden. Darüber hinaus könnten die USA ihre Sanktionen gegen den Iran bald lockern. Den Willen dazu scheint Donald Trump zu haben. Das lässt zumindest die Aufhebung der Syrien-Sanktionen erahnen. Voraussetzung für den freieren Ölfluss wäre die Wiederaufnahme der Atomverhandlungen. An denen zeigt das trotzige Mullah-Regime derzeit allerdings kein Interesse. Last but not least ist die Meldung, nach der die US-Ölproduktion im April ein Rekordhoch erreichte, ein bärischer Faktor.
Zu den genannten Angebotsaspekten gesellt sich auf Nachfrageseite die Unsicherheit über den Fortgang der Zollverhandlungen mit zahlreichen großen Industrieländern. Sollte es bis zum 9. Juli zu keiner Einigung kommen, drohen neue US-Zölle. Im Erfolgsfall könnte der Ölmarkt indes bullische Impulse bekommen.
Für Verbraucher in Europa spielt die Entwicklung des Dollar-Kurses wieder einmal eine interessante Rolle. Sie wirkt preissenkend auf die hier verkauften Ölprodukte. Die US-Währung befindet sich derzeit in einer Phase ungewöhnlicher Schwäche. Seit Amtsantritt des aktuellen US-Präsidenten hat der Dollar über zehn Prozent an Wert verloren und notiert aktuell auf dem niedrigsten Stand seit über drei Jahren. Analysten prognostizieren eine Fortsetzung des Dollar-Rückgangs um weitere neun Prozent in den nächsten zwölf Monaten. Einige Experten sehen sogar die Dominanz des Dollars als Weltleitwährung langfristig gefährdet.
Mehrere Faktoren tragen zu dieser Entwicklung bei. Zu nennen ist hier der Druck Donald Trumps auf die US-Notenbank (Fed), die Zinsen zu senken und ihren Chef, Jerome Powell, auszutauschen. Das schafft Verunsicherung. Die von Trump initiierte Steuer- und Ausgabenpolitik könnte das Haushaltsdefizit um über drei Billionen Dollar erhöhen. Das wirft die Frage nach der langfristigen fiskalischen Stabilität der USA auf. Die Einführung von Strafzöllen, insbesondere gegenüber China, hat das Vertrauen in die US-Wirtschaft belastet und die Nachfrage nach dem Dollar als sicherem Hafen reduziert. Die Fed signalisiert mögliche Zinssenkungen bereits im Juli. Das setzt den Dollar zusätzlich unter Druck.
An den Ölbörsen suchen die Händler heute Morgen weiter nach der passenden Richtung. Die Notierungen bewegen sich, aber sie gewinnen keinen Abstand zu den gestrigen Schlusskursen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 65,17 Dollar und das Barrel Brent zu 66,82 Dollar
gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 678,25 Dollar
. Der US-Dollar kostet aktuell 0,8485 Euro
. Damit kostet der Euro 1,1782 Dollar
. Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bewegen sich kaum noch, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Sie folgen damit den Vorgaben des internationalen Markts. Gestern hat der Dollar-Rückgang für eine gegenläufige Bewegung der Heizölpreise gesorgt. Während die Börsennotierungen stiegen, fiel der Heizölpreis weiter. Kurzzeitig ausstehende Angleichungen an die Weltmarktpreise muss Heizöl mittlerweile nicht mehr nachvollziehen. Die Preise hierzulande haben den jüngsten Abgang vollständig mitgemacht.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist außerordentlich zurückhaltend, während die Hoffnung auf tiefere Preise geradezu euphorisch wirkt. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen knapp auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Die Preise sind definitiv kaufbar.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.