Internationaler Markt
Für die Rohölpreise war der noch laufende November bisher ein Verlustmonat. Man darf vermuten, dass sich daran nichts mehr ändern wird. Ganz anders verhielt sich die Geschichte beim Gasöl, dem Vorprodukt für Heizöl. In diesem Monat jagten die Preise exorbitant aufwärts, bis sie vergangenen Mittwoch ein ausgeprägtes Jahreshoch erreichten. Seitdem haben sie rund zwölf Prozent an Wert verloren. Mit einem weiteren Minus von gut zwei Prozent könnte die Preisentwicklung diesen November noch in einen Verlustmonat verwandeln.
Initiator der sensationellen Wende ist einmal mehr der unberechenbare Präsident der USA. Er hat seinen Sondergesandten Steve Witkoff zusammen mit russischen Emissären einen Plan für die Beendigung des Ukraine-Kriegs erarbeiten lassen. Unbenommen aller Kritik an dem 28-Punkte-Papier ist die Phantasie über ein Ende westlicher Sanktionen und ukrainischer Angriffe gegen die russische Ölindustrie ins Kraut geschossen. Finanzjongleure machten sich augenblicklich daran, die Risikoprämie, die bei den Ölprodukten höher ist als beim Rohöl, auszupreisen.
Was man über den Plan weiß, hat eher den Charakter einer Kapitulationserklärung oder eines Diktatfriedens als eines ausgehandelten Vertrags, der auch morgen noch den Respekt der potenziellen Unterzeichner haben könnte. Darüber hinaus wird von Imponderabilitäten und Dysfunktionalitäten berichtet, die die Durchführung des Plans kaum oder gar nicht ermöglichen. Daher liegt es nahe, dass der Preiseinbruch in den nächsten Tagen relativiert wird.
Andererseits ist die Fortsetzung des Kriegs für die Ukraine und die EU kaum noch möglich. Während die Verteidiger menschlich auszubluten drohen, kommt der Gemeinschaft der Wille für die Finanzierung der Waffen abhanden. Berichten zufolge sind die Lieferungen seit Mai um über 40 Prozent eingebrochen. Da die USA keine weitere Unterstützung mehr gewähren wollen, liegt somit ein Zwang zum einstweiligen Frieden vor. Er hätte das Ende der ukrainischen Angriffe und der US-Sanktionen gegen Russlands Ölindustrie zur Folge. Das globale Überangebot am Ölmarkt würde noch höher steigen und die Ölpreise würden weiter fallen.
So wie der Plan derzeit vorliegt, wird er nicht umgesetzt. Es wird wahrscheinlich zu einem modifiziertem oder einem neuen Papier unter Beteiligung der Ukraine und der EU kommen. Brüssel hat deutlich gemacht, dass jegliches Friedensabkommen, das die Ukraine betrifft, der europäischen Zustimmung sowie einer Abstimmung mit der NATO bedarf. Der von Donald Trump aufgebaute Zeitdruck, Abschluss bis Thanksgiving am 27. November, wird wohl als erstens fallen. Das mindert sicher nicht den Druck, der vom Weißen Haus aufgebaut wird. Im Gegenteil, er wird nun täglich größer werden, denn der Hausherr wird seinen russischen Amtskollegen von den sehr schmerzvollen Sanktionen gegen die Ölkonzerne Rosneft und Lukoil so schnell wie möglich wieder befreien wollen. Seit vergangenem Freitag sind diese Sanktionen vollumfänglich in Kraft.
An den Börsen geht die Talfahrt zum Wochenbeginn weiter. Während die Rohölnotierungen heute Morgen noch auf und ab pendeln, fallen die Gasölnotierungen schon wieder klar und deutlich. Die zweite ist hier die relevantere Botschaft.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 57,63 Dollar
und das Barrel Brent zu 62,12 Dollar
gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 702,50 Dollar
. Der US-Dollar kostet aktuell 0,8674 Euro
. Damit kostet der Euro 1,1526 Dollar
. Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bewegen nun sichtbar abwärts, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgen damit den internationalen Vorgaben. Heizölkunden stellt sich nun die Frage, ob sie den gegenwärtigen Preiseinbruch zum Kauf nutzen oder auf eine Fortsetzung des Abgangs spekulieren sollen. Es handelt sich um eine Glaubensfrage, denn die geopolitische Lage ist zu unwägbar, um die Entscheidung rational treffen zu können. Die Trendkanäle in den verschiedenen Zeitansichten helfen hier auch nicht weiter. Im kaufrelevanten Zeitraum vermitteln sie ein vollkommen uneinheitliches Bild.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt zieht an. Die in ihrem Wesen volatile Hoffnung auf tiefere Preise springt in die Höhe. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Das aktuelle Niveau ist im längerfristigen Vergleich nicht teuer. Gleichwohl liegt eine gewisse Hoffnung auf tiefere Preis nahe.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
