Internationaler Markt
Sanktionsfolgen, Raffinerieausfälle, fallende Lagerbestände – auch heute bewegen zahlreiche News die internationalen Ölbörsen. Doch die Rohölpreise wirken mittlerweile immun. Brent-Rohöl kostet heute kurz vor Handelsbeginn 63,9 Dollar je Barrel und bleibt damit in der Nähe des Jahrestiefs.
Gestern sorgten Meldungen zum Ukrainekrieg für zusätzlichen Preisdruck. Demnach drängt Washington Kiew erneut dazu, Gebiete an Russland abzutreten. Das soll Moskau zurück an den Verhandlungstisch bringen. Die Erfolgsaussichten gelten als sehr gering, aber die Ölhändler leiten daraus ab, dass Trump nun doch keinen starken Druck auf Moskau ausüben wird.
Trotzdem bleiben die Folgen der US-Sanktionen für die russischen Ölexporte das Thema der Woche. Ab Freitag stehen die beiden größten russischen Ölkonzerne Lukoil und Rosneft auf der Schwarzen Liste der amerikanischen Finanzbehörden.
Anscheinend wollen einige indische Raffineriebetreiber ihre russischen Rohölimporte sicherheitshalber durch andere Lieferanten ersetzen. Doch Moskau will seine Kunden mit sehr hohen Rabatten bei der Stange halten. Preisagenturen beobachten Abschläge im Bereich von 20 Dollar je Barrel und mehr. Wie so oft im Ölmarkt wird sich bei so hohen finanziellen Anreizen über kurz oder lang ein Abnehmer finden.
Aber für den Moment bremsen die Sanktionen und die ukrainischen Drohnenangriffen auf Raffinerien und Ölhäfen die russischen Ölexporte. Die Marktbeobachter von Kpler und Vortexa melden, dass die Angriffe die Produktion der russischen Raffinerien um etwa 10 Prozent reduzieren konnten. Auch liegen die Tankerexporte Russlands in der ersten Novemberhälfte auf dem niedrigsten Stand seit dem Beginn des Ukrainekriegs vor fast vier Jahren.
Unterdessen bereitet die EU schon das nächste Sanktionspaket gegen die russische Schattenflotte vor. An die 1200 Öltanker gehören mittlerweile in diese Kategorie. Brüssel will im geplanten 20. Sanktionspaket vor allem die Registrierung dieser Tanker in Drittstaaten ins Visier nehmen.
Auch der neue Wochenbericht zum US-Ölmarkt unterstützt die Rohölpreise. Die Vorabschätzungen lagen offenbar weit daneben, denn das Energieministerium (DOE) meldete einen deutlichen Abbau der Rohölbestände um 3,4 Mio. Barrel. Andererseits wuchsen die Vorräte an Benzin und Diesel/Heizöl. Der Preiseffekt hielt sich daher in Grenzen.
Hier die Zahlen des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und die Umfragewerte des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderungen der Lagerbestände im Vergleich zur Vorwoche:
∙ Rohöl: -3,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. +4,4 Mio. Barrel (API)
∙ Heizöl und Diesel: +0,2 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,6 Mio. Barrel (API)
∙ Benzin: +2,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,5 Mio. Barrel (API)
Trotz der Sanktionsturbulenzen bewegen sich die Rohölpreise zum Handelsstart in Europa nur wenig. Brent-Rohöl kostet aktuell 63,89 US-Dollar je Barrel
. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 59,84 US-Dollar je Barrel
. Rotterdamer Gasoil notiert bei 778,75 Dollar je Tonne
. Der US-Dollar ist 0,8684 Euro wert
. Der Euro steht bei 1,1514 Dollar
. Die Pfeile zeigen die Preisveränderungen im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Die schwachen internationalen Rohölpreise kommen im deutschen Heizölmarkt nicht an. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittswert von 98,2 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3.000 Liter). Das Preisniveau nähert sich damit den Jahreshöchstständen, die im Juni und im Januar erreicht wurden.
Verantwortlich dafür sind die sehr hohen Margen der Raffinerien. Sie stiegen in dieser Woche auf neue Rekordwerte, obwohl die Versorgungslage nach wie vor gut ist. Offenbar vergrößern viele Händler vor dem Hintergrund der Sanktionsrisiken ihre Lagerbestände und verknappen dadurch das Angebot.
Die Endverbraucher halten sich hingegen zurück. Die Zahl der Bestellungen ist im Vergleich zur Vorwoche nur leicht gestiegen. Viele Tanks sind gut gefüllt, so dass die fallenden Temperaturen keine Bestellflut auslösen können. Auch die unerwartet hohen Preise wirken abschreckend.
Das Schwarm-O-Meter, das die Zahl der Preisanfragen und der tatsächlichen Bestellungen erfasst, bleibt daher auf der mittleren Position. Die Verbraucher blicken eher pessimistisch auf die nächsten Tage. Etwa 40 Prozent der Stimmen erwarten in der täglichen Lesereinschätzung weiter steigende Preise. Das liegt weit über dem Durchschnitt der letzten Monate.
Für Schwarzseherei gibt es jedoch keinen Grund. Die fallenden russischen Ölexporte ändern nur wenig am Gesamtbild eines überversorgten Weltmarktes. Auch die Spannungen im westeuropäischen Gasoilmarkt könnten sich rasch in Luft auflösen, sobald die Zwischenhändler ihre Lagerbestände ausgebaut haben.
Trotzdem gilt nach wie vor: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten Tipps und Empfehlungen bereit.
