Internationaler Markt
Die Ölpreise legten gestern spürbar zu – ein Anstieg, der vor allem durch Unsicherheit im aktuell schwierigen Marktumfeld ausgelöst wurde. Zwei Risikofaktoren sorgten für den Preisaufschlag. Zum einen treten am Freitag die neuen US-Sanktionen gegen Russlands Ölindustrie in Kraft, die vor allem die Branchenschwergewichte Rosneft und Lukoil treffen. Für Handelspartner drohen schmerzhafte Sekundärsanktionen. Viele reagieren bereits nervös, ziehen sich aus bestehenden Geschäftsbeziehungen zurück und suchen alternative Lieferquellen. Diese Vorsicht wirkt unmittelbar preistreibend, vor allem bei Rohöl.
Zum anderen hallt die Sorge nach, dass die jüngsten ukrainischen Angriffe auf russische Raffinerien und Exportterminals die Verfügbarkeit von Ölprodukten beeinträchtigen. Verschärft wurde der Effekt durch die Prognose einer bevorstehenden Kältewelle in Europa und in Teilen der USA – ein Faktor, der die Nachfrage nach Heiz- und Transportkraftstoffen erfahrungsgemäß in die Höhe treibt. Besonders Gasöl verteuerte sich gestern deutlich. Im Tagesverlauf zog diese Dynamik auch die Rohölpreise, die am Vormittag noch zögerlich stiegen, stärker mit nach oben.
Heute Morgen jedoch folgt der Realitätscheck. Brent notiert wieder weicher bei rund 64,40 Dollar je Barrel. Auslöser sind Zahlen des amerikanischen Branchenverbandes API aus der vergangenen Nacht. Sie signalisieren steigende US-Bestände, sowohl bei den landesweiten Rohölreserven als auch bei Benzin und Destillaten. Für den Markt, der sich seit Wochen zwischen Risikoängsten und Überangebotsprognosen bewegt, ist das ein klares Signal: Die physische Versorgungslage ist weiterhin komfortabel. Die aktuellen Prognosen von EIA, IEA und OPEC für eine bevorstehende Angebotsschwemme bekommen vor diesem Hintergrund wieder mehr Einfluss auf die Ölpreisentwicklung und halten die Futures in der gewohnten Preisspanne.
Vieles spricht dafür, dass sich das Muster fortsetzt. Solange sich das Kräfteverhältnis zwischen Risikoaufschlägen und Überangebot (reales und prognostiziertes) nicht ändert, bleibt der Ölpreis ein Spielball der Schlagzeilen.
An den Ölbörsen sind die Notierungen heute Morgen entsprechend auf Richtungssuche. Das Barrel der US-Rohölsorte WTI (West Texas Intermediate) steht aktuell bei 60,33 Dollar
. Brent kostet 64,40 US-Dollar das Barrel
. Eine Tonne Gasöl wird zu 791,00 Dollar gehandelt
. Der US-Dollar kostet heute Morgen 0,8639 Euro
. Damit ist der Euro für 1,1571 Dollar zu haben
. Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum Handelsauftakt des Vortages an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise ziehen an und reagieren damit auf den gestrigen Preisanstieg am internationalen Ölmarkt. Am Morgen liegt der bundesweite Durchschnittspreis in der aktuellen Heizölpreis-Tendenz bei 97,80 Euro je 100 Liter (Standardlieferung 3.000 Liter).
Heizölkunden waren zuletzt wieder offener für eine Bestellung. Ihre Hoffnung auf einen Preisrückgang ist weiterhin verhalten. Das Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die tatsächlich aufgegebenen Bestellungen nach einer Preisanfrage misst, signalisiert eine mittlere Kaufbereitschaft. In der tagesaktuellen Lesereinschätzung erwarten 68 Prozent der Befragten künftig sinkende Preise.
Orientierungshilfe für alle Unentschlossenen: Die Heizölpreise zeichnen heute Morgen zunächst den gestrigen Preisanstieg des internationalen Marktes nach. Wenn von dort jedoch keine weiteren preistreibenden Impulse kommen, dürfte sich der Aufwärtsdrang im Tagesverlauf auflösen. Auch wenn sich die Heizölpreise seit ihrem Preissprung vor einem Monat auf höherem Niveau befinden, zählen sie im Jahresvergleich noch immer zu den günstigeren.
Darüber hinaus gilt mehr denn je: Zukunftsfähig werden wir nur, wenn wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln.
