Internationaler Markt
Im Großen und Ganzen kommen die Ölpreise recht entspannt durch die multiplen Krisen, die die Welt seit Jahren in Atem hält. Die Geschichte bot in dieser Angelegenheit schon ganze andere Preisexzesse. Frei vom Einfluss geopolitischer Risiken sind die Preise allerdings nicht. Das zeigte sich in der letzten Woche, als Rohöl und Gasöl höher bewertet wurden. Dabei kamen die Rohölpreise so glimpflich davon, dass sie mit etwas Wohlwollen immer noch als abwärts tendierend eingeschätzt werden können. Gasöl, das Vorprodukt für Heizöl, kann seinen Aufwärtstrend indes nicht abschütteln.
Wesentliche Preistreiber sind westliche Sanktionen und ukrainische Militäraktionen gegen die russische Ölindustrie. Dem steht die verbreitete Einschätzung einer Überversorgung des Ölmarkts gegenüber. Die aufgrund US-amerikanischen Drucks angedeutete Abkehr Indiens von russischen Rohölimporten, der jüngste ukrainische Angriff auf den Verladehafen Noworossijsk und die Beschlagnahme eines Öltankers im Golf von Oman durch den Iran hielten den Wochenabschluss schließlich bullisch. In Noworossijsk wird bereits wieder Öl verladen. Das nimmt den Preisen heute Morgen etwas Aufwärtsdrang. Aber derzeit gilt noch die Devise, nach dem Angriff ist vor dem nächsten Angriff.
Die Sanktionen haben die großen russischen Ölgesellschaften Rosneft und Lukoil wirklich hart getroffen. Die im Ausland durch Tochtergesellschaften breiter vertretene Lukoil sieht sich gezwungen, diese ebenfalls sanktionierten Unternehmen kurzfristig abzustoßen. Als fortwährender Vermögenswert können sie den Mutterkonzern in der aktuellen Lage sehr schnell ruinieren, da die Geschäfte mit Abnehmern, Banken und Versicherern nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr möglich sind. Für die Abwicklung bestehender Geschäfte und den Verkauf von Gesellschaften gewähren die USA derweil nur eine Frist bis zum 21. November. Danach drohen deutlich schärfere Beschränkungen und Strafen.
Die ausländischen Raffinerien, Tankstellennetze und Beteiligungen Lukoils, beispielsweise in Bulgarien, Rumänien und anderen Ländern, stehen also massiv unter Druck. Solange sie im Konzern verbleiben, können sie faktisch blockiert werden und ihren Wert verlieren. Durch einen raschen Verkauf versucht der Konzern, die Risiken zu begrenzen und noch Erlöse zu sichern. Der Umstand, dass es sich um Notverkäufe mit Abschlägen auf den eigentlichen Unternehmenswert handelt, zeigt, wie groß der zeitliche und politische Druck ist, unter dem Lukoil steht. Zu allem Überfluss ist der vollständige Verkauf der Auslandstöchter an den Handelsgiganten Gunvor gerade gescheitert, weil das Weiße Haus dieses in der Schweiz ansässige Unternehmen als Marionette Russlands ansieht. Es gibt weitere Interessenten. Alle gemeinsam plagt nun die verbleibende Zeit.
Auf die Rohölpreise wirkt die Einschätzung der Versorgungslage derzeit stärker. Mittlerweile schließt sich sogar die OPEC der Sichtweise einer Überversorgung an. Deshalb liegt es nahe, dass sie im ersten Quartal 2026 keine weitere Produktionssteigerung ins Auge fasst. Dass dieser Umstand zu keinem Anstieg der Preise führt, untermauert die These von der Ölschwemme.
Die Ölbörsen starten unterhalb ihrer Freitagsschlusskurse in die neue Handelswoche. Die Rohölnotierungen zeigen insgesamt wenig Bewegung. Den Gasölnotierungen ist schon wieder ein Drang nach oben anzumerken.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 59,64 Dollar
und das Barrel Brent zu 63,93 Dollar
gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 735,50 Dollar
. Der US-Dollar kostet aktuell 0,8619 Euro
. Damit kostet der Euro 1,1600 Dollar
. Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise geben heute Morgen nach, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Damit folgen sie den internationalen Vorgaben sehr direkt. Die Trendkanäle in den verschiedenen Zeitansichten sprechen keine klare Erwartungssprache. In der kurz- und mittelfristigen Ansicht weisen sie aufwärts. Längerfristig verharren sie im Abwärtstrend.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist angesichts der als teuer empfundenen Preise dürftig. Die Hoffnung auf tiefere Preise ist außerordentlich volatil. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem durchschnittlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Das aktuelle Niveau ist im längerfristigen Vergleich nicht teuer. Gleichwohl liegt eine gewisse Hoffnung auf tiefere Preise nahe.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
