Internationaler Markt
Die Preise für Brent-Rohöl fallen am heutigen Vormittag auf nur noch 62,5 Dollar je Barrel. Auch die Preise für Ölprodukte wie Gasoil (Heizöl/Diesel) geben deutlich nach.
Spekulanten und Ölhändler haben heute die Wahl: Sollen sie auf einen Erfolg der neuen US-Initiative im Ukrainekrieg setzen? Oder auf die US-Sanktionen gegen die russischen Ölkonzerne Rosneft und Lukoil, die heute in Kraft treten?
Ein Ende des Ukrainekriegs könnte russisches Öl wieder salonfähig machen. Die Ölpreise sollten dann eher fallen als steigen. Völlig eindeutig ist diese Rechnung allerdings nicht, da Russland dann auch seine erheblichen Rabatte aufheben wird. Für Indien oder China wird die Ölrechnung dann also eher teurer. Billiger wird es vor allem für die europäischen Ölverbraucher, da die Raffinerien ihre Rekordmargen zurückschrauben müssten.
Im zweiten Fall werden die Ölpreise eher steigen als fallen. Wenn vor allem die indischen Raffinerien russisches Öl nicht mehr abnehmen, um möglichen Sanktionen aus dem Weg zu gehen, müssten die Ölströme mühsam neu sortiert werden. Die russischen Exporteure werden dann versuchen, ihr Öl mit hohen Rabatten am Persischen Golf, in Südostasien oder in China unterzubringen.
Das deutet sich in dieser Woche bereits an. Zwar sind die russischen Ölexporte noch immer recht hoch, aber es ist unklar, wohin viele Tanker der Schattenflotte unterwegs sind. Die indische Reliance Industries, Eigentümer des größten indischen Raffineriekomplexes und größter Abnehmer russischen Rohöls, hat gestern offiziell bestätigt, dass sie auf russisches Öl verzichten werden. Viele Tanker mit russischen Öl sind trotzdem noch Richtung Indien unterwegs. Wie so häufig, werden viele Akteure in diesem hochprofitablen Geschäft lavieren und abwarten, welche Optionen sich in den nächsten Wochen bieten.
Zumindest in den ersten Stunden des letzten Handelstages in dieser Woche entscheidet sich der Ölmarkt klar für die erste Option. Zahlreiche Details zum amerikanischen Plan für einen Waffenstillstand sind bereits durchgesickert. Sie fallen einseitig zugunsten Russlands aus. Demnach müsste Kiew die Krim sowie die Regionen Luhansk und Donezk an Russland abtreten. Europäische Truppen dürfen nicht in der Ukraine stationiert werden. Kiew darf niemals Mitglied der NATO werden. Dafür erhält Kiew eher vage Sicherheitsgarantien der USA.
Offenbar halten viele Öltrader das für einen aussichtsreichen Plan, oder zumindest als Zeichen dafür, dass sich Washington und Moskau diplomatisch wieder annähern und schärfere Sanktionen daher vom Tisch sind. Die Ölpreise geben deutlich nach.
Brent-Rohöl kostet aktuell 62,53 US-Dollar je Barrel
. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 58,07 US-Dollar je Barrel
. Rotterdamer Gasoil notiert bei 724,00 Dollar je Tonne
. Der US-Dollar ist 0,8657 Euro wert
. Der Euro steht bei 1,1546 Dollar
. Die Pfeile zeigen die Preisveränderungen im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Die Preise für Heizöl geben am Morgen deutlich nach. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittswert von 95,8 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3.000 Liter). Das sind knapp drei Prozent weniger als gestern um diese Uhrzeit.
Damit bleibt allerdings noch Luft nach unten. Die bisher überhöhten Preise für Gasoil, das Raffinerievorprodukt für Diesel und Heizöl, sind seit gestern um über sieben Prozent eingebrochen. Offenbar reichte dafür schon die vage Aussicht auf eine Entspannung im Ukrainekrieg.
Die Heizölverbraucher bleiben dennoch vorsichtig. Trotz der winterlichen Temperaturen liegt die Zahl der Bestellungen noch immer unter dem Durchschnitt. Die Preischarts zeigen, dass Heizöl in der Nähe des Jahreshochs liegt, aber die Rohölpreise in der Nähe des Jahrestiefs. Das passt offensichtlich nicht zusammen.
Die Zurückhaltung spiegelt sich auch in anderen Indikatoren wider. Das Schwarm-O-Meter, das die Zahl der Preisanfragen und der tatsächlichen Bestellungen erfasst, steht nach wie vor auf der neutralen, mittleren Position. Die täglich ermittelte Lesereinschätzung zeigt unverändert einen hohen Anteil von Stimmen, die steigende Heizölpreise erwarten.
Fazit: Die niedrigen Rohölpreise bringen Schritt für Schritt auch die Preise für Gasoil und Heizöl auf den Boden der Realität zurück. Wer vor einem leeren Tank steht, sollte die Preisentwicklung in den nächsten Tagen zeitnah verfolgen.
Trotzdem gilt nach wie vor: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten Tipps und Empfehlungen bereit.
