Internationaler Markt
Seit Anfang der Woche bewegen sich die Ölpreise kaum von der Stelle. Der Preis für Brent-Rohöl schwankt nur noch zwischen 62 und 63 Dollar je Barrel und steht heute zum Handelsstart wie festgenagelt bei 62,4 Dollar je Barrel.
Zunächst sah es so aus, als ob in dieser Woche die 60-Dollar-Marke fallen sollte und damit ein neues Vierjahrestief erreicht wird. Die Versorgungsrisiken durch die Nahostkonflikte sind seit dem Friedensabkommen zwischen Israel und der Hamas weitgehend verschwunden. Teheran, der größte Unruhestifter der Region, ist stark geschwächt und stellt sich auf schwierige Jahre ein. Vielleicht wird sogar Katar seine unrühmliche Doppelrolle als Sponsor für jihadistischen Terrorismus und Vermittler in Friedensverhandlungen überdenken, nachdem Israel das kleine, aber extrem reiche Land erstmals direkt angegriffen hat.
Jetzt verhindern nur noch die Risiken rund um die russischen Ölexporte einen weiteren Preisrutsch. Das niedrige Preisniveau gibt dem Westen derzeit mehr politischen Spielraum als in den letzten Monaten. Gleich mehrere neue Initiativen gibt es in dieser Woche.
Präsident Trump verkündete vor wenigen Stunden, dass Indien seine Importe von russischem Öl einstellen werde. Eine Bestätigung von indischer Seite fehlt allerdings noch. Das Land wird von den USA mit einem Sonderzoll von 25 Prozent zusätzlich zum Basiszoll von 25 Prozent belegt. Bisher hat sich die indische Regierung geweigert, auf das lukrative Ölgeschäft mit Russland zu verzichten. Indien ist nach China der zweitgrößte Kunde russischer Ölexporte. Im September importierte das Land 1,6 Mio. Barrel pro Tag. Das entspricht einem Drittel seiner Ölimporte.
Fast gleichzeitig forderte der amerikanische Finanzminister Bessent die Regierung in Tokio auf, ihre Energieexporte aus Russland einzustellen. Japan bezieht noch immer Öl und Gas über die östlichen Exportrouten Russlands. Immerhin will Tokio den Preisdeckel für russisches Öl in Höhe von 47,6 Dollar je Barrel umsetzen. Der Vorstoß der USA kommt nicht ganz uneigennützig. Japan müsste die fehlenden russischen Mengen dann vor allem durch Lieferungen aus den USA ersetzen.
Auch die britische Regierung verkündete gestern zusätzliche Sanktionen gegen Russland. Sie setzte die beiden größten Ölkonzerne Rosneft und Lukoil sowie zusätzliche Öltanker auf die Schwarze Liste.
Der größte Kunde russischen Rohöls bleibt jedoch weitgehend ungeschoren. China importiert nach wie vor ungerührt große Mengen über Pipelines und Tanker. Die Abhängigkeit Moskaus von Peking wächst von Monat zu Monat.
Für etwas Verwirrung sorgte gestern die Meldung, dass Trump einen Importstopp für chinesisches Öl androht. Doch damit meinte er Used Cooking Oil, also Altspeiseöl, das als Beimischung für Biokraftstoffe die Klimabilanz des Verkehrs verbessern kann. Washington reagiert damit auf die Weigerung Chinas, größere Mengen an amerikanischen Sojabohnen abzunehmen.
Trotz der neuen Initiativen des Westens gegen russische Ölexporte können sich die Ölpreise heute Morgen kaum vom Wochentief entfernen. Brent-Rohöl kostet aktuell 62,46 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 58,82 US-Dollar je Barrel
. Rotterdamer Gasoil notiert bei 643,25 Dollar je Tonne
. Der US-Dollar ist 0,8581 Euro wert
. Damit steht der Euro bei 1,1651 Dollar
. Die Pfeile zeigen die Preisveränderungen im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Die Heizölnotierungen geben am Morgen leicht nach. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittswert von 87,5 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3.000 Liter).
Blickt man nur auf Rohöl, sollten noch niedrigere Preise für Heizöl möglich sein, aber die vergleichsweise stabilen Notierungen für Rotterdamer Gasoil, also das Vorprodukt der Raffinerien für Diesel und Heizöl, verhindern im Moment einen noch kräftigeren Preisrutsch.
Für die Heizölkundschaft ist das aktuelle Preisniveau offenbar attraktiv genug. Die Zahl der Bestellungen ist in dieser Woche wieder auf überdurchschnittliche Werte gestiegen.
Das Schwarm-O-Meter, das die Zahl der Preisanfragen und der tatsächlichen Bestellungen vergleicht, bleibt auf der zweithöchsten Position. Das mathematische Tiefpreis-System wirft nach monatelangem Schweigen erstmals wieder eine Kaufempfehlung aus.
Gleichzeitig ist die Zahl der Preisoptimisten sehr hoch. In der täglichen Lesereinschätzung setzen im Moment neun von zehn Stimmen auf fallende Heizölpreise.
Danach sieht es in der Tat aus. Wenn die aktuellen Initiativen gegen russische Ölexporte erneut im Sande verlaufen sollten, werden die Ölpreise ihre Talfahrt vermutlich wieder aufnehmen. Da spielt der herannahende Winter dann kaum eine Rolle.
Dennoch gilt nach wie vor: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten Tipps und Empfehlungen bereit.