Internationaler Markt
Während Analysten und Institutionen wieder einmal über eine drohende Ölschwemme diskutieren, steigen die Rohölnotierungen an den Börsen. Das Phänomen sollte von kurzer Dauer sein. Plausibel begründen kann man es nur mit einer Gegenreaktion zum Preisrückgang in der letzten Woche, der in Erwartung einer deutlich ambitionierteren Produktionsanhebung der OPEC-Plus zu hoch ausfiel. Die vergleichsweise geringe Steigerungsbereitschafft der Allianz erwischte die Finanzszene auf dem falschen Fuß. Nun muss sie nachsteuern.
Die Ölschwemme bekommt derweil Kontur in Form von Zahlen. Aktuelle Daten zum prognostizierten globalen Produktions- und Nachfragewachstum findet man unter anderem im gestern erschienenen Monatsbericht der EIA (Statistikbehörde im US-Energieministerium). Die Werte fallen höher aus als einen Monat zuvor. Dabei nimmt die Differenz zwischen Angebot und Nachfrage zu, was nichts anderes bedeutet als ein wachsendes Überangebot. Das wird in 2025 mit 1,88 Mio. Barrel Rohöl pro Tag prognostiziert und in 2026 mit 2,06 Mio. Barrel pro Tag. Einen Monat zuvor standen noch Werte von 1,73 Mio. Barrel pro Tag für dieses Jahr und 1,55 Mio. Barrel pro Tag für das nächste Jahr im Bericht. Im nächsten Monatsbericht der EIA dürfte die vorhergesagte Überproduktion noch höher ausfallen, da die gerade bekanntgegebene Anhebung der OPEC-Plus erst dann einfließen wird.
Preise nennt die Behörde auch. Sie verfügt über einen Algorithmus zur ihrer Berechnung. Viel besser als Kaffeesatzleserei ist der allerdings nicht, da zwischen ihm und der Realität die Börse steht. Die hat bekanntlich ihre eigenen Regeln. Dessen ungeachtet sei erwähnt, dass die EIA das Barrel Rohöl im kommenden Jahr durchschnittlich 16,50 Dollar günstiger taxiert als in diesem Jahr.
Angesichts dieser Daten ist es erstaunlich, dass die Ölpreise nicht längst einen stabilen Abwärtstrend durchlaufen, sondern im Seitwärtsmodus verharren. Als Grund dafür wird die chinesische Ölnachfrage gehandelt. Das Land nutzt die sich bildende Ölschwemme, um seine nationalen Reserven massiv auszubauen. Bis Ende 2026 sollen elf neue Lager entstehen, die insgesamt rund 169 Mio. Barrel Rohöl fassen können. Das entspricht in etwa der chinesischen Importmenge von zwei Wochen. Offiziell gelten die Lager als kommerzielle Reserven. Experten vermuten indes, dass sie als strategische Notreserven gedacht sind, da sie von staatlichen Ölkonzernen errichtet werden.
Berichten zufolge hat China in diesem Jahr bereits über 0,5 Mio. Barrel Rohöl pro Tag in seine Lager gefüllt. Insgesamt sollen dort rund 800 Mio. Barrel lagern. Der rasche Ausbau deutet darauf hin, dass die bestehenden Kapazitäten weitgehend ausgelastet sind. Offensicht hält China es für geboten, seine Energieversorgung mit einer noch größeren Menge gegen mögliche Lieferausfälle abzusichern. Solange das geschieht, wird sich die erwartete Ölschwemme nur marginal in den Preisen manifestieren können.
Da noch erheblicher Freiraum in größeren Tanklagern irgendwo auf der Welt zur Verfügung stehen, bleibt die Preisprognostik zu der errechneten Ölschwemme ein schwieriges Unterfangen. Allein die Bestandsdaten der OECD zeigen, dass in der Angelegenheit noch viel preisstabilisierendes Öl fließen kann. Für einen Mangel an Klar hinsichtlich einer Ölschwemme sorgt nicht zuletzt die OPEC-Plus, indem sie ihre Produktionssteigerung, trotz des klaren Ziels Marktanteile zurückzuerobern, den Marktgegebenheit anpasst. Das hat sie unter anderem mit der oben erwähnten Anhebung unter Beweis gestellt.
Heute Morgen wird die Gegenbewegung zur letzten Woche an den Ölbörsen fortgesetzt. Rohöl- und Gasölnotierungen steigen gleichermaßen an. Das geschieht allerdings sehr verhalten.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 62,30 Dollar und das Barrel Brent zu 65,98 Dollar
gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 676,75 Dollar
. Der US-Dollar kostet aktuell 0,8602 Euro
. Damit kostet der Euro 1,1623 Dollar [downl]. Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise legen moderat zu, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Damit halten sie sich eng an die internationalen Vorgaben. Die Trendkanäle in den verschiedenen Zeitansichten sind davon unbetroffen. Sie stehen momentan solide da. Dem kurzfristigen Aufwärtstrend stehen ein mittel- und ein längerfristiger jeweils abwärts gerichteter Trendkanal gegenüber. Formal kann von einem fortgesetzten Seitwärtstrend keine Rede sein. Real läuft die Angelegenheit aber immer noch darauf hinaus.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist belebt. Die Hoffnung auf tiefere Preise ist wechselhaft. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Wer Ruhe will, deckt sich mit einer Teilmenge ein und erhält sich einen Freiraum im Tank, um bei einem möglichen Preiseinbruch nachkaufen zu können.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.