Internationaler Markt
Die Rohölpreise bleiben auch am letzten Handelstag der Woche auf einem sehr niedrigen Niveau. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostet am Morgen 64,0 Dollar je Barrel – ein Prozent mehr als gestern.
Schwache Aktienmärkte und enttäuschende Konjunkturdaten lassen im Rohölmarkt keinen Preisoptimismus aufkommen. Am Morgen meldete Peking unerwartet schwache Import- und Exportzahlen.
Die Haushaltssperre in den USA sorgt dafür, dass immer größere Bereiche der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens beeinträchtigt werden. Millionen von Beschäftigten erhalten keine Gehälter. Bedürftige erhalten keine Unterstützungsleistungen. Die Wirtschaftspolitik geht in den Blindflug über, da die Behörden keine Mittel mehr haben, um aussagekräftige Statistiken zu erstellen.
In Europa steigen die Preise für Heizöl und Diesel trotzdem immer höher. Die Flaute im Rohölmarkt wird hier durch die extremen Gewinnmargen der Raffinerien überlagert. Sie verarbeiten Rohöl zu Ölprodukten wie Benzin, Gasoil (Diesel/Heizöl) oder Kerosin. Normalerweise liegt die Marge, also der Preisabstand, zwischen Rohöl und Diesel/Heizöl um die 20 Dollar je Barrel. Im Moment sind es jedoch 35-40 Dollar je Barrel, also fast das Doppelte.
Hinter den hohen Preisen steht die bislang eher vage Befürchtung, dass die ukrainischen Angriffe auf russische Exportraffinerien, die neuen EU-Sanktionen gegen russische Ölprodukte und die neuen US-Sanktionen gegen russische Ölkonzerne (Lukoil, Rosneft) das Angebot an Gasoil in Europa empfindlich verringern könnten. Bisher konnten z.B. indische Raffinerien russisches Rohöl billig einkaufen, zu Diesel verarbeiten und teuer auf dem europäischen Markt verkaufen. Das soll nun gestoppt werden.
Hinzu kommen rechtliche Unsicherheiten in Deutschland. Rosneft ist noch immer Miteigentümerin von drei wichtigen deutschen Raffinerien (Schwedt, Karlsruhe, Vohburg/Neustadt), auch wenn die Bundesnetzagentur die Treuhänderin dieser Anteile ist. Wer jedoch mit Rosneft Geschäfte betreibt, könnte ins Visier der amerikanischen Finanzbehörden geraten. Berlin gibt nach Verhandlungen mit den USA Entwarnung, aber noch sind nicht alle Fragen beantwortet.
Der Markt ist daher nervös. Viele Ölhändler sind offenbar bereit, die hohen Preisaufschläge der Raffinerien zu zahlen, um ihren Absatz zu sichern. Wirkliche Versorgungsengpässe gibt es jedoch nicht. Die neuen Sanktionen sind noch gar nicht in Kraft. Auch werden sie in der Praxis kaum überwacht und nur in Ausnahmefällen vor Gericht durchgesetzt.
Brent-Rohöl kostet zum Handelsstart in Europa 64,03 US-Dollar je Barrel
. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 60,11 US-Dollar je Barrel
. Rotterdamer Gasoil notiert bei 797,50 Dollar je Tonne
. Der US-Dollar ist 0,8665 Euro wert
. Der Euro steht bei 1,1537 Dollar
. Die Pfeile zeigen die Preisveränderungen im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Die Unruhe im europäischen Gasoil-Markt (siehe oben) sorgt dafür, dass neben Diesel auch Heizöl in Deutschland immer teurer wird. Die schwachen internationalen Rohölpreise spielen derzeit keine Rolle. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittswert von 96,2 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3.000 Liter), also knapp zwei Euro mehr als gestern.
Die Heizölverbraucher behalten dennoch einen kühlen Kopf und rennen den Preisen nicht hinterher. Die Zahl der Bestellungen liegt wie schon die gesamte Woche auf einem unterdurchschnittlichen Niveau. Marktbeobachter melden hohe Füllstände in den Heizkellern, da sich viele Haushalte bereits versorgt haben. Der Verbrauch ist gering, da die Temperaturen im November vorerst mild bleiben.
Die Marktindikatoren bestätigen dieses Bild. Das Schwarm-O-Meter, das die Zahl der Preisanfragen und der tatsächlichen Bestellungen vergleicht, bleibt auf der mittleren Stufe. Die täglich ermittelte Lesereinschätzung zeigt einen unverändert hohen Anteil von Preispessimisten.
Im Moment ist es eher unwahrscheinlich, dass es in einigen Monaten tatsächlich zu Engpässen bei der Versorgung mit Gasoil, also Heizöl und Diesel, kommen kann. Der weitaus größte Teil davon wird ohnehin in deutschen Raffinerien aus Rohöl hergestellt, das im Überfluss vorhanden ist. Der Rest wird über Importe bereitgestellt. Hier muss sich ab Januar erst noch zeigen, in welchem Umfang die angekündigten Sanktionen gegen russische Ölimporte greifen.
Im Übrigen gilt nach wie vor: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten Tipps und Empfehlungen bereit.
