Internationaler Markt
Die Rohölpreise fielen gestern wieder deutlich unter die 65-Dollar-Marke. Am heutigen Vormittag kostet die Ölsorte Brent nur noch 63,4 Dollar je Barrel.
Rohöl ist derzeit so billig wie im Jahr 2019. Die Corona-Pandemie drückte die Preise anschließend auf nur noch 30 Dollar je Barrel. Der Ausfall russischer Ölimporte sorgte im Sommer 2022 für ein Preishoch von über 120 Dollar je Barrel. Doch seither geht es abwärts, trotz Ukrainekrieg und jährlich steigender CO2-Abgaben.
Das wachsende Überangebot im Rohölmarkt sorgt dafür, dass die Preise nicht dauerhaft zulegen können. Das musste mittlerweile auch das Ölkartell OPEC+ akzeptieren. Die Anhebung der Förderquoten wurde am Wochenende vorerst gestoppt. Gestern verkündete Saudi-Arabien höhere Preisrabatte für seine Ölexporte Richtung Asien. Der Kampf um Marktanteile in einem überversorgten Markt geht also weiter.
Die Medien können mit dem undramatischen und trendlosen Auf und Ab der Ölpreise nicht viel anfangen. Geht es abwärts, wird auf das Überangebot im Weltölmarkt hingewiesen; geht es aufwärts, werden die Probleme im russischen Ölexport bemüht.
Der Wochenbericht zum amerikanischen Ölmarkt meldete gestern erneut starke Veränderungen bei den Lagerbeständen. Nach dem Abbau der Rohöllager in der Vorwoche gab es nun die Gegenbewegung. Die Rohölbestände wuchsen um 5,2 Mio. Barrel. Die Benzinvorräte schrumpften jedoch erneut, während es bei Heizöl/Diesel kaum Veränderungen gab.
Hier die Zahlen des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und die Umfragewerte des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderungen der Lagerbestände im Vergleich zur Vorwoche:
∙ Rohöl: +5,2 Mio. Barrel (DOE) bzw. +6,5 Mio. Barrel (API)
∙ Heizöl und Diesel: -0,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,5 Mio. Barrel (API)
∙ Benzin: -4,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. -5,7 Mio. Barrel (API)
Wie immer um diese Jahreszeit sollten einzelne Wochenwerte nicht überbewertet werden. Viele Raffinerien sind in der Instandhaltungspause, andere Anlagen fahren den Betrieb schon wieder hoch. Die Ölbörsen reagierten daher nur verhalten auf die neuen Zahlen.
Brent-Rohöl kostet aktuell 63,45 US-Dollar je Barrel
. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 59,55 US-Dollar je Barrel
. Rotterdamer Gasoil notiert bei 741,00 Dollar je Tonne
. Der US-Dollar ist 0,8686 Euro wert
. Der Euro steht bei 1,1511 Dollar
. Die Pfeile zeigen die Preisveränderungen im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Die niedrigen internationalen Rohölpreise kommen noch immer nicht im deutschen Heizölmarkt an. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittswert von 94,4 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3.000 Liter). Das ist der höchste Stand seit Juni.
Dafür sorgen die unverändert hohen Preise für Gasoil, das Vorprodukt der Raffinerien für Heizöl und Diesel. Gasoil ist nicht wirklich knapp, aber im Moment ist unklar, wieviel Diesel russische oder indische Exporteure in den nächsten Monaten anbieten werden. Einige Händler kaufen vorsichtshalber größere Mengen als üblich ein, andere Akteure nutzen die Nervosität aus und erhöhen die Preise.
Die Heizölverbraucher halten sich daher zurück. Die Zahl der Bestellungen liegt in dieser Woche nur auf einem niedrigen Niveau. Die milden Temperaturen sorgen ohnehin für einen geringen Verbrauch.
Dazu passend steht das Schwarm-O-Meter, das die Zahl der Preisanfragen und der tatsächlichen Bestellungen vergleicht, nur auf einem mittleren, neutralen Niveau. Auch der Preisoptimismus hält sich in Grenzen. Über ein Drittel der Stimmen erwarten in der täglich ermittelten Lesereinschätzung weiter steigende Heizölpreise.
Für Entspannung im Heizölmarkt sorgten dagegen die EU-Umweltminister gestern auf ihrer Sitzung in Brüssel. Der Start für die zweite Stufe des Emissionshandels („ETS 2“) soll von 2027 auf 2028 verschoben werden.
Bisher ist in Deutschland für Heizöl (und Kraftstoffe) eine fixe CO2-Abgabe fällig, die Jahr für Jahr angehoben wird. In diesem Jahr sind es 55 Euro je Tonne CO2. Das sollte ursprünglich ab 2027 in einen europaweiten Emissionshandel überführt werden.
Angebot und Nachfrage hätten dann den CO2-Preis bestimmt, wie es schon jetzt für weite Teile der Industrie und der Kraftwerke der Fall ist („ETS 1“). Das hätte zu steil steigenden Heizöl- und Tankstellenpreisen führen können, so die Einschätzung zahlreicher Studien.
