Internationaler Markt
Die Rohölpreise können ihre Gewinne vom Vortag bisher behaupten. Das Nordseeöl Brent kostet am Morgen 67,4 Dollar je Barrel. Neue Daten zum amerikanischen Ölmarkt stoppen jedoch den Preisanstieg der letzten Tage.
Eine weltweite Ölschwemme drückt die Preise schon seit dem Sommer nach unten, aber politische und militärische Krisen lösen immer wieder eine Gegenbewegung nach oben aus. In dieser Woche sorgen vor allem der Angriff Israels auf die Hamas-Führung in Qatar und russische Drohnen in Polen für Nervosität.
Ein Zusammenhang mit der Ölversorgung ist jedoch kaum erkennbar. Die militärischen Auseinandersetzungen seit dem Hamas-Überfall im Oktober 2023 blieben ohne Folgen für den Ölfluss aus der Region. Selbst der direkte Angriff Israels bzw. der USA auf die iranischen Atomanlagen vor wenigen Monaten konnte die Ölpreise nur für ein paar Tage nach oben treiben.
Jetzt sind erneut verschärfte Sanktionen gegen russische Ölexporte und russische Ölkunden im Gespräch. Die EU will damit auf die Verletzung des polnischen Luftraums reagieren. Aber diese Waffe blieb in den letzten Jahren stumpf. Russland verdient zwar dadurch weniger, aber die Exportmengen waren in den letzten Jahren stabil. Erhebliche Mengen an russischem Erdgas und Erdöl gelangen nach wie vor über Pipelines bzw. LNG-Tanker in die EU. Auch mit den großen Ölkunden Moskaus, also China, Indien und die Türkei, will sich Brüssel nicht anlegen.
Der Ölmarkt bleibt daher überversorgt. Immerhin hat das Kartell OPEC+ den Ölhahn am Wochenende weniger stark als erwartet aufgedreht, aber die halbherzige Entscheidung offenbarte nur die Ratlosigkeit der Ölproduzenten. Immer mehr Öl drückt in den Markt, während die Nachfrage nur noch langsam steigt.
Das zeigte sich auch gestern bei den neuen Wochendaten zum amerikanischen Ölmarkt. Die Lagerbestände für Rohöl legten kräftig zu. Dasselbe galt für Heizöl/Diesel. Sogar die Benzinbestände wachsen jetzt wieder, da die „Driving Season“ vorbei ist. Insgesamt haben die Ölvorräte den höchsten Stand seit fast einem Jahr erreicht.
Hier die Zahlen des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und die Umfragewerte des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderungen der Lagerbestände im Vergleich zur Vorwoche:
∙ Rohöl: +3,9 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,3 Mio. Barrel (API)
∙ Heizöl und Diesel: +4,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,5 Mio. Barrel (API)
∙ Benzin: +1,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,3 Mio. Barrel (API)
Viele Raffinerien legen im Herbst eine Produktionspause ein. Der Bedarf an Rohöl wird sinken. Auch der weltweite Ölverbrauch erreicht dann einen saisonalen Tiefpunkt. Den Ölpreisbullen bleibt in dieser Lage nur der Blick auf den Nachrichtenticker. Sollte es dort ruhig bleiben, könnten die Ölpreise schnell wieder in den Sinkflug übergehen.
Der Handelsstart an den europäischen Ölbörsen ist heute ruhig. Die Preise legen leicht zu. Brent-Rohöl kostet aktuell 67,41 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 63,57 US-Dollar je Barrel
. Rotterdamer Gasoil notiert bei 698,75 Dollar je Tonne
. Der US-Dollar ist 0,8551 Euro wert
. Damit steht der Euro bei 1,1690 Dollar
. Die Pfeile zeigen die Preisveränderungen im Vergleich zum gestrigen Handelsstart.
Nationaler Markt
Die Preise im deutschen Heizölmarkt reagieren nur wenig auf das kurzfristige Hin und Her an den internationalen Ölbörsen. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am heutigen Morgen einen nahezu unveränderten landesweiten Durchschnittspreis von 89,8 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3.000 Liter).
Ebenso stabil ist das Kaufinteresse. Die Zahl der Bestellungen liegt seit drei Wochen auf einem mittleren Niveau. Da der Herbst vor der Tür steht, stocken jetzt viele Haushalte ihre Vorräte auf. Das Schwarm-O-Meter, das die Zahl der Bestellungen nach Preisanfragen erfasst, offenbart sogar einen gewissen Kaufdruck. Offenbar rechnen viele Verbraucher mit demnächst steigenden Preisen. Die täglich erhobene Lesereinschätzung zeigt in der Tat einen überdurchschnittlichen Preispessimismus.
Dafür besteht jedoch wenig Anlass. Die Gesamtlage ist unverändert: Ein hohes Ölangebot trifft auf eine verhaltene Ölnachfrage. Wer kein Risiko eingehen will, kann das derzeit moderate Preisniveau nutzen. Wer spekulieren will, kann auf den nächsten Preisrutsch setzen.
Dennoch gilt nach wie vor: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten Tipps und Empfehlungen bereit.