Internationaler Markt
Gestern scheiterte ein neuer Anlauf der Ölpreise Richtung 70 Dollar je Barrel. Bis auf 69,5 Dollar kletterte der Preis für das Nordseeöl, doch dann ging es steil bergab. Heute kostet Rohöl nur noch knapp 67 Dollar je Barrel.
Dieses Mal war es das Ölkartell OPEC+, das für den Richtungswechsel sorgte. Die Petrostaaten haben ihre Ölförderung bereits in den letzten Monaten stetig erhöht, denn die Förderkürzungen der letzten Jahre hatten ihr Ziel offenbar verfehlt. Die Kartellstaaten verloren immer mehr Marktanteile, ohne dass sich der Ölpreis wie gewünscht nach oben bewegte.
Zusätzliche 2,5 Mio. Barrel pro Tag strömen seit dem Frühjahr auf den Markt. Alle gingen davon aus, dass Saudi-Arabien & Co. nun erst einmal innehalten, um die Preise nicht weiter zu belasten.
Doch jetzt hält sich das Gerücht, dass das Kartell auf seinem Meeting am Wochenende die Förderquoten erneut anheben könnte. Die Ölpreise sind ohnehin anfällig, denn der nachfrageschwache Herbst steht vor der Tür. Ein massives Ölangebot rollt auf den Markt zu. Zusätzliches OPEC-Öl könnte die Ölpreise weit unter 60 Dollar je Barrel drücken.
Kein Wunder also, dass die Ölpreise sofort nach unten drehten. Der Preiseinbruch wäre noch weitaus dramatischer ausgefallen, wenn nicht viele Spekulanten ihre Ölpreiswetten schon im Vorfeld aufgelöst hätten.
Neue Zahlen zum amerikanischen Ölmarkt konnten die Händler ebenso wenig erheitern. Der Ölverband API meldete leicht steigende Rohölbestände und einen starken Aufbau der Diesel/Heizöl-Vorräte. Nur die Benzinlager schrumpften. Doch die „Driving Season“ der Sommermonate ist vorbei. Jetzt rücken Diesel und Heizöl in den Fokus. Am Nachmittag werden die offiziellen Zahlen aus dem Energieministerium veröffentlicht.
Die Diskussionen um schärfere Sanktionen gegen Russland, Iran und Indien rücken durch die OPEC-News in den Hintergrund. Selbst die Hoffnung auf rasche Zinssenkungen in den USA kann die Stimmung nicht drehen.
Auf dem Ölmarkt bahnt sich ein harter Preiskrieg um Marktanteile an, wenn die OPEC-Länder zusätzliches Öl auf den Markt werfen sollten. Der Blick der Marktanalysten geht jetzt in die andere Richtung. Die Frage ist nicht mehr, ob Rohöl die Marke von 70 Dollar überwinden kann. Nun geht es nur noch darum, ob sie unter 60 Dollar fallen werden. Die Investmentbanker von Goldman Sachs gehen sogar noch einen Schritt weiter. Sie erwarten bis zum Ende des kommenden Jahres Ölpreise von nur noch 50 Dollar je Barrel.
Die Ölbörsen starten dementsprechend vorsichtig. Brent-Rohöl kostet aktuell 66,80 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 63,18 US-Dollar je Barrel
. Rotterdamer Gasoil notiert bei 695,50 Dollar je Tonne
. Der US-Dollar ist 0,8578 Euro wert
. Damit steht der Euro bei 1,1655 Dollar
. Die Pfeile zeigen die Preisveränderungen im Vergleich zum gestrigen Handelsstart.
Nationaler Markt
Im deutschen Heizölmarkt ist der Preiseinbruch an den internationalen Rohölbörsen noch nicht sichtbar. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von 90,5 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3.000 Liter). Das liegt nur minimal unter den Preisen von gestern.
Die Zahl der Bestellungen hält sich bisher auf einem mittleren Niveau. Aber das Interesse scheint zu sinken. Das Schwarm-O-Meter, das den Kaufdruck anhand der Zahl der Bestellungen nach Preisanfragen misst, fiel auf die mittlere Position zurück. Zu weit sind die Preise vom Jahrestief bei 85 Euro entfernt. Die Stimmung ist verhalten. Bis gestern zeigte die täglich ermittelte Lesereinschätzung einen hohen Anteil von Preispessimisten. Das könnte sich nun aber rasch ändern.
Der Ölmarkt steuerte im Herbst auch ohne zusätzliches OPEC-Öl auf eine massive Überversorgung zu. Sollte das Kartell am Wochenende tatsächlich eine Ausweitung der Förderquoten ankündigen, gäbe es bei den Ölpreisen wohl kein Halten mehr. Wer also mit einer Kaufentscheidung für den Heizkeller ringt, sollte jetzt am Ball bleiben und das Geschehen zeitnah verfolgen.
Dennoch gilt nach wie vor: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten Tipps und Empfehlungen bereit.