Internationaler Markt
Die Ölpreise waren gestern zunächst weiter im Aufwind. Neue Angriffe der Ukraine auf russische Raffinerien und die Hoffnung auf eine Zinswende in den USA sorgten für eine positive Stimmung. Brent-Rohöl kletterte Richtung 69 Dollar je Barrel.
Das lag am oberen Ende des engen Preisbandes von 65 bis 70 Dollar, in dem sich die Rohölpreise schon seit Anfang August bewegen. Heute Morgen kostet Rohöl allerdings nur noch 67,6 Dollar je Barrel, trotz einer Reihe preisstützender Meldungen.
Das amerikanische Energieministerium (DOE) meldete gestern Nachmittag einen überraschend starken Abbau der Lagerbestände. Beim Rohöl sanken sie im Vergleich zur Vorwoche um über 9 Mio. Barrel. Die Benzinlager schrumpften um über 2 Mio. Barrel. Nur die Bestände von Diesel/Heizöl konnten kräftig um 4 Mio. Barrel zulegen.
Die Ölbörsen konzentrierten sich im Herbst vor allem auf die Zahlen für die Mitteldestillate, also Diesel und Heizöl. Eine Verknappung ist kurz vor der Heizsaison offenbar nicht in Sicht. Die Preise gaben daher nach.
Hier die Zahlen des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und die Umfragewerte des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen bei den Lagerbeständen die Veränderungen im Vergleich zur Vorwoche:
∙ Rohöl: -9,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. -3,4 Mio. Barrel (API)
∙ Heizöl und Diesel: +4,0 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,9 Mio. Barrel (API)
∙ Benzin: -2,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,7 Mio. Barrel (API)
Auch der Rest des Tages verlief anders als erwartet. Am Abend senkte der Offenmarktausschuss der amerikanischen Notenbank die Zinsen. Auch diese Meldung verpuffte an den Ölbörsen. Auf der Pressekonferenz malte der US-Notenbankchef ein düsteres Bild der amerikanischen Wirtschaft. Der Zinsschritt wirkte danach nicht mehr wie ein Wachstumsschub, sondern eher wie eine Notoperation inmitten einer selbst verschuldeten Krise.
Damit blieb nur noch die geplante Verschärfung der Sanktionen gegen russisches Exportöl als Strohhalm für die Ölpreisbullen. Wie erwartet schreckt die EU vor hohen Strafzöllen gegen die Ölkunden Moskaus zurück. Zu eng sind die Wirtschaftsbeziehungen Europas zu Indien und China.
Brüssel will morgen die eigenen Ideen für das 19. Sanktionspaket präsentieren. Immerhin sollen einige Raffinerien und Banken sanktioniert werden, so der Vorschlag der EU-Kommission. Trump nutzt nun das Lavieren in Europa als Vorwand, um seinerseits nichts gegen Russland oder China zu unternehmen. Denn auch für Washington ist China mittlerweile eine Nummer zu groß.
Brent-Rohöl kostet zum Handelsstart in Europa 67,64 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 63,68 US-Dollar je Barrel
. Rotterdamer Gasoil notiert bei 698,75 Dollar je Tonne
. Der US-Dollar ist 0,8460 Euro wert
. Damit steht der Euro bei 1,1817 Dollar
. Die Pfeile zeigen die Preisveränderungen im Vergleich zum Handelsstart am Vortag.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise halten sich am Morgen trotz der schwachen internationalen Vorgaben über der Marke von 90 Euro. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt aktuell einen landesweiten Durchschnittspreis von 90,6 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3.000 Liter). Nach wie vor bewegen sich die Heizölpreise seitwärts. Seit Juli hat es keine größeren Ausreißer nach oben oder unten gegeben.
Das Interesse der Verbraucher wirkt ähnlich stabil. Nach wie vor steht das Schwarm-O-Meter, das die Zahl der Bestellungen nach Preisanfragen erfasst, auf der zweithöchsten Stufe. Die Preiserwartungen schwanken von Tag zu Tag. Momentan zeigt die tägliche Lesereinschätzung einen vergleichsweise starken Pessimismus. Fast ein Drittel der Stimmen erwartet steigende Preise.
Danach sieht es jedoch im Moment nicht aus. Auch in einem preistreibenden Nachrichtenumfeld können die Ölpreise derzeit nicht nach oben ausbrechen. Die meisten Spekulanten haben sich aus dem Markt zurückgezogen. Die Ölhändler erwarten im Herbst eine Ölschwemme. Ohne eine unerwartete größere Störung im Ölangebot spricht derzeit nur wenig für deutlich höhere Ölpreise.
Dennoch gilt nach wie vor: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten Tipps und Empfehlungen bereit.