Berlin versetzte die Ölpreise gestern unter Abgabedruck
von Klaus Bergmann

Internationaler Markt
Eine „Koalition der Willigen“ kreißte gestern in Berlin und gebar viel Hoffnung zur Beendigung des Ukraine-Kriegs. Am Ölmarkt nahm man die frohe Botschaft auf und wähnte das Ende aller Sanktionen gegen Russland bereits gekommen. Die Ölpreise hatten keine andere Wahl, als dahinzusinken.
Folgt man den Worten einiger Teilnehmer, wurde bei den Verhandlungen zwischen der Ukraine, den USA und einigen EU-Staaten Substanzielles erreicht. Dass die USA erstmals konkrete rechtliche und materielle Zusagen vorgelegt haben, sei tatsächlich ein bedeutender Schritt. Die Regierungschefs sehen die Chance, Russland mit der möglichen amerikanischen Beteiligung an Sicherheitsgarantien unter Friedensdruck setzen zu können. Es wird allerdings auch darauf hingewiesen, dass wesentliche Fragen zu territorialen Streitpunkten und zur tatsächlichen Friedensbereitschaft Russlands noch offen sind. Der erhöhte Sanktionsdruck und die militärischen Attacken der Ukraine gegen die russische Ölindustrie bleiben daher bestehen. Russland selbst war nicht an den Gesprächen beteiligt und hat sich bislang nicht offiziell geäußert.
Die EU wird in der Tat nicht müde, Sanktionspakete gegen Russland zu entwickeln. Das 20. seiner Art soll gezielt internationale Ölhändler und Akteure der sogenannten russischen Schattenflotte treffen. Im Fokus stehen diesmal ein pakistanischer Ölunternehmer sowie weitere bereits bekannte Vermittler im russischen Ölhandel. Ihnen wird vorgeworfen, den Export von russischem Öl trotz bestehender Sanktionen zu ermöglichen. Das geschieht unter anderem durch den Einsatz riskanter Schifffahrtspraktiken und eigens aufgebauter Firmenstrukturen. Ziel ist es, die Umgehung der Sanktionen zu erschweren, das Risiko für Handelspartner zu erhöhen und so Russlands Einnahmen aus dem Ölgeschäft weiter zu begrenzen.
Hinsichtlich der Sanktionen sollte allerdings die Frage gestellt werden, was der russischen Kriegskasse mehr schadet, der unterbundene aber preistreibende Handel oder der nicht unterbundene Handel mit Preisverfall. Letzter sollte den natürlichen Interessen der EU näher liegen. Die Zeit für einen Preisverfall könnte angesichts der drohenden Ölschwemme kaum besser sein. Derzeit wird der Verfall durch Sanktionen und ukrainische Drohnenattacken ausgebremst. Daran wird sich ohne eine funktionierende Friedensarbeit kaum etwas ändern. Sie liegt in den Händen aller am Konflikt beteiligter Parteien.
Da nicht von einer schnellen Lösung des Problems auszugehen ist, wird die gegenwärtige Abwärtsbewegung der Ölpreise kaum einen Trend auslösen. Sie wird eher in Kürze auslaufen und eine Gegenbewegung verursachen. Argumente für die konträre Richtung hält der Markt in unsicheren Zeiten immer parat. Man denke nur an die Bedrohung Venezuelas, immerhin das Land mit den weltweit größten Ölreserven, durch die USA.
An den Ölbörsen bleibt uns der Preisrückgang heute Morgen treu. Er läuft nicht mit Wucht, sondern ruhig, stetig und einigermaßen synchron bei Rohöl- und Gasölnotierungen. Dabei hat Rohöl Brent gerade die Grenze von 60 Dollar pro Barrel nach unten durchkreuzt.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 56,03 Dollar
und das Barrel Brent zu 59,80 Dollar
gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 616,00 Dollar
. Der US-Dollar kostet aktuell 0,8506 Euro
. Damit kostet der Euro 1,1756 Dollar
. Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise geben in diesen Tagen sehr ansehnlich nach, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgten damit zwar der Tendenz des internationalen Börsengeschehens, quantitativ bildeten sie den Rückgang aber nicht vollständig ab. Aus gutem Grund, denn am 01.01.2026 steht eine weitere Erhöhung der CO2-Abgabe auf dem Programm. Die Erhöhung ist bei der Bestellung bereits eingepreist, da sie bei Lieferung ab dem 01.01. enthalten sein muss. Heizölkunden stehen weiterhin vor der Wahl, den jüngsten Preiseinbruch zum Kauf zu nutzen oder auf eine Fortsetzung des Abgangs zu spekulieren. Es handelt sich um eine Glaubensfrage, da die geopolitische Lage zu unwägbar ist, um die Entscheidung rational treffen zu können. Die Trendkanäle in den verschiedenen Zeitansichten helfen bei der Entscheidung kaum weiter, da sie inkongruent ausfallen. Immerhin, in der kurzeitigen Ansicht ist der Abwärtstrend zurückgekehrt.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist belebt. Die Hoffnung auf tiefere Preise wird situativ von der Preisentwicklung geprägt. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreis-System zeigt in vielen Regionen der Republik Kaufsignale an.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Das aktuelle Preisniveau ist angesichts der laufenden Einpreisung der CO2-Abgabe für 2026 zum Kauf geeignet.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Heizölpreise-Chart vom 16. Dezember 2025
