Internationaler Markt
Brent-Rohöl kostet aktuell nur noch 65,4 Dollar je Barrel. Damit geht die Achterbahnfahrt der Ölpreise weiter. In der letzten Woche scheiterte der Versuch, die 70-Dollar-Marke zu überwinden. In dieser Woche wird das untere Ende des Preiskorridors bei 65 Dollar je Barrel getestet. Damit nähern sich die Ölpreise ein weiteres Mal dem Vierjahrestief aus dem Jahr 2021, wenn man von dem kurzen Preiseinbruch nach dem US-Zollschock im April absieht.
Die Argumente für und gegen höhere Ölpreise sind dieselben wie in der letzten Woche. Europa und die USA wollen den Druck auf die russischen Ölexporte erhöhen, vermeiden aber nach wie vor Maßnahmen, die zu höheren Ölpreisen führen könnten. Deshalb wird das Ergebnis des 19. Sanktionspakets der EU und des aktuellen G7-Treffens der Industrieländer ähnlich bescheiden sein wie in den letzten Jahren. Die russischen Ölexporte bleiben auf einem hohen Niveau.
Wirksamer könnten die Angriffe der Ukraine auf die russischen Ölanlagen werden. Anscheinend wollen die USA Kiew dabei stärker als bisher unterstützen, so berichten Reuters und das Wall Street Journal. Die russischen Raffinerien produzieren bereits jetzt deutlich weniger Benzin und Diesel als geplant. Da das Rohöl nicht verarbeitet werden kann, landet es auf Umwegen in den russischen Exporthäfen.
Die größte Stütze für die Ölpreise sind jedoch nach wie vor die zusätzlichen Ölkäufe der chinesischen Regierung. Sie nutzt das niedrige Preisniveau, um ihre nationalen Ölreserven auszubauen. Etwa ein Drittel des aktuellen Überangebots an Rohöl wandert in die großen Tanklager. China wurde in den letzten 30 Jahren von einem großen Ölexporteur zum größten Ölimporteur der Welt, fördert aber noch immer große Mengen im eigenen Land.
Trotzdem schwächeln die Ölpreise weltweit. Kein Wunder, denn das globale Ölangebot steigt schneller als erwartet. Das Ölkartell OPEC+ könnte am Sonntag eine starke Erhöhung ihrer Förderquoten um 500.000 Barrel pro Tag für den November beschließen. Vor allem Saudi-Arabien wirkt wild entschlossen, verlorene Marktanteile zurückzugewinnen, auch wenn das den Ölpreis weiter nach unten drückt.
Das Ölkartell hatte auf dem Tiefpunkt der Ölnachfrage in den Pandemiejahren 5,85 Mio. Barrel pro Tag vom Markt genommen, also fast sechs Prozent des globalen Ölangebots. Seit April steigen die OPEC-Ölmengen im Monatstakt wieder an. Fast die Hälfte der Kürzungen landen jetzt wieder im Markt.
Auch der neue Wochenbericht zum amerikanischen Ölmarkt lastet auf den Ölpreisen. Die Ölvorräte wuchsen in allen wichtigen Kategorien, wenn auch nicht dramatisch. Hier die Zahlen des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und die Umfragewerte des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderungen im Vergleich zur Vorwoche:
∙ Rohöl: +1,8 Mio. Barrel (DOE) bzw. -3,7 Mio. Barrel (API)
∙ Heizöl und Diesel: +0,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. +3,0 Mio. Barrel (API)
∙ Benzin: +4,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,3 Mio. Barrel (API)
Jetzt mehren sich die Stimmen, die im nächsten Jahr die Ölpreise sogar unter 60 Dollar je Barrel sehen. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Brent-Rohöl kostet zum Handelsstart in Europa 65,44 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 61,86 US-Dollar je Barrel
. Rotterdamer Gasoil notiert bei 687,50 Dollar je Tonne
. Der US-Dollar ist 0,8509 Euro wert
. Damit steht der Euro bei 1,1748 Dollar
. Die Pfeile zeigen die Preisveränderungen im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Die Schwäche der internationalen Rohölpreise senkt auch die Preise im deutschen Heizölmarkt. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von nur noch 90,3 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3.000 Liter). Das sind zwei Euro weniger als vor einer Woche.
Das regt das Kaufinteresse an. Die Zahl der Bestellungen steigt Tag für Tag weiter an. Das zeigt sich auch beim Schwarm-O-Meter, das die Zahl der Preisanfragen und tatsächlichen Bestellungen vergleicht. Es steht auf dem zweithöchsten Niveau.
Der ausgeprägte Preispessimismus der letzten Woche ist verflogen. Nur noch knapp 20 Prozent der Stimmen setzen in der täglichen Lesereinschätzung auf höhere Heizölpreise.
Die aktuelle Preisentwicklung kommt in der Tat nicht überraschend. Der Ölmarkt hat Probleme, das rasch wachsende Ölangebot zu verdauen. Die Preise geben daher nach. Wer sich jetzt für den Winter versorgen muss, kann das aktuell sehr niedrige Preisniveau nutzen.
Dennoch gilt nach wie vor: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten Tipps und Empfehlungen bereit.