Internationaler Markt
Totgesagte leben länger. Der gestern für beendet erklärte Seitwärtslauf der Ölpreise ist noch intakt. Ein solider Tagesverlust von über zwei Prozent beim Rohöl und annähernd drei Prozent beim Gasöl machten das möglich. Ursächlich dafür ist vermutlich die Wiederinbetriebnahme der Pipeline zwischen Kirkuk im kurdischen Teil Iraks und dem türkischen Hafen Ceyhan. Damit wird der Weltmarkt um rund 0,185 Mio. Barrel Rohöl pro Tag bereichert.
Angesichts einer globalen Tagesversorgung von rund 106 Mio. Barrel Rohöl mutet die Menge außerordentlich klein an. Sie ist aber größer als die für November zur Diskussion stehende zusätzliche Tagesleistung von 0,137 Mio. Barrel, die die OPEC-Plus in Aussicht stellt und die preislich in irgendeiner Weise goutiert werden würde. Dabei ist noch fraglich, wie hoch die tatsächliche Erhöhung ausfallen wird, wenn die Zielmarke den genannten Wert hat. In der Rechnung der Allianz geistern immer noch negative Kompensationsmengen herum, die frühere Überlieferungen einzelner Mitglieder ausgleichen sollen.
Da einige Analysten davon ausgehen, dass der Markt derzeit gut versorgt ist, könnte bereits eine kleine Zusatzmenge große Wirkung auf den Preis haben. Abweichungen vom Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage gehen typischerweise nicht proportional in den Preis ein, sondern in exponentieller Weise. Ein mögliches Überangebot sollte sich im Verlauf des vierten Quartals zeigen und bis in das kommende Jahr hineinwirken.
Ein weiteres Argument für nachgebende Preise liefern Donald Trump und Bibi Netanjahu mit einem 20-Punkte-Plan zur Beendigung des Gaza-Kriegs. Demnach soll die Hamas jegliche direkte oder indirekte Regierungsbeteiligung aufgeben. Die Verwaltung Gazas wird vorübergehend einem palästinensischen Komitee aus unpolitischen Technokraten übergeben, das durch einen von Trump geleiteten Friedensrat überwacht wird. Innerhalb von 72 Stunden nach der Vereinbarung sollen alle lebenden Geiseln und sterblichen Überreste, die sich noch in Gewahrsam der Hamas befinden, nach Israel überführt werden. Im Gegenzug muss Israel rund 2.000 palästinensische Gefangene freilassen und zusichern, dass es Gaza nicht annektieren oder besetzen wird.
Die erfolgreiche Umsetzung des Plans soll darüber hinaus als Voraussetzung für einen palästinensischen Staat verstanden werden. Netanjahu würdigte den Plan entgegen seiner bisherigen Ablehnung einer Zweistaatenlösung als Erfüllung israelischer Kriegsziele. Er warnte aber zugleich, dass die Kampfhandlungen fortgesetzt werden, wenn die Hamas die Vereinbarung ablehnt oder ihr nur vorgetäuscht zustimmt.
Ein möglicher Frieden in Gaza sollte einen Teil des geopolitischen Risikoaufschlags in den Ölpreisen annullieren. Der größere Teil dieses Aufschlags kann allerdings dem Ukraine-Krieg zugeordnet werden, insbesondere da durch die Attacken gegen russische Ölanlagen mittlerweile annähernd 20 Prozent der Ölexporte weggebombt wurden.
Die Ölbörsen zeigen sich heute Morgen erneut in Abgangslaune. Die Notierungen für Rohöl und Gasöl geben gleichermaßen nach. Zur Stunde geschieht das noch sehr zögerlich.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 62,70 Dollar und das Barrel Brent zu 67,18 Dollar
gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 691,50 Dollar
. Der US-Dollar kostet aktuell 0,8509 Euro
. Damit kostet der Euro 1,1749 Dollar
. Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise geben bemerkenswert stark nach, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Das passt zu den internationalen Vorgaben. Die Trendkanäle in den verschiedenen Zeitansichten sind davon kaum betroffen. Sie stehen momentan solide da. Dem kurzfristigen Aufwärtstrend stehen ein mittel- und ein längerfristiger jeweils abwärtsgerichteter Trendkanal gegenüber. Formal kann von einem fortgesetzten Seitwärtstrend keine Rede mehr sein. Real läuft die Angelegenheit aber darauf hinaus. Die freundliche Idee abwärts gerichteter Preise in einer absehbaren Zukunft darf weiterhin gehegt werden.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist belebt. Die Hoffnung auf tiefere Preise ist wechselhaft. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Wer Ruhe will, deckt sich mit einer Teilmenge ein und erhält sich einen Freiraum im Tank, um bei einem möglichen Preiseinbruch erneut kaufen zu können.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.