Internationaler Markt
Die Ölpreise bewegen sich, aber sie kommen kaum von der Stelle. In Erwartung eines Überangebots werden immer wieder Preisrückgänge angedeutet, die an der Marktrealität zerschellen. Am Ende der meisten Handelstage muss man seit vielen Wochen konstatieren, dass der Trend seitwärts weist.
Der langfristige Trend der Rohölpreise verläuft indes abwärts. Während der Durchschnittspreis für das Barrel Brent 2023 noch 82 Dollar betrug, liegt er nun bei 67 Dollar. In den großen Ölkonzernen stellt man sich bereits auf weiter sinkende Preise ein. Dort werden tausende von Mitarbeitern entlassen. Offiziell begründen die Unternehmen die Maßnahmen mit der unsicheren Marktlage und einer drohenden Überversorgung. Konkret adressieren sie neue Ölvorkommen und höhere Fördermengen der OPEC-Plus. Angesichts der Milliardengewinne im Vorjahr könnte man auch Strategien zur Gewinnmaximierung vermuten. Einige Firmen wollen die freigewordenen Mittel immerhin für die Modernisierung von Förderanlagen verwenden.
Die OPEC-Plus erwägt in der Tat, ihre noch existierenden Förderkürzungen schneller abzuwickeln, um verlorene Marktanteile zurückzuerobern. Hintergrund der Debatte ist der zunehmende Konkurrenzdruck, der vor allem von der US-Schieferölindustrie ausgeht. Diskutiert wird ein gestaffelter Anstieg der Produktion um jeweils 0,5 Mio. Barrel pro Tag über mehrere Monate. Offiziell ist noch keine Entscheidung gefallen, doch ab November könnte eine signifikante Erhöhung bereits beginnen. Zuletzt hatte die Organisation ihre Förderung lediglich um 0,137 Mio. Barrel pro Tag für Oktober erhöht und dabei in Kauf genommen, dass sogar weniger Öl in den Markt gelangt. Dieser Umstand ist in Teilen der Kompensationen früherer Quotenverstöße geschuldet. Ein anderer Grund ist die Schwierigkeit, über längere Zeit eingefrorene Fördermengen wieder vollständig zu reaktivieren.
Neben den originären Themen des Ölmarkts wirken politische Umstände auf die Preisbildung. In dieser Angelegenheit versteht sich Donald Trump besonders gut in Szene zu setzen. Gestern machte er mit seinem 20-Punkte-Plan zur Beendigung des Gaza-Kriegs Furore. Heute ist es sein Verhalten beim Shutdown der US-Administration. Nachdem der Haushaltsstreit zwischen Demokraten und Republikanern gescheitert ist, haben nicht sicherheitsrelevante Behörden ihre Arbeit seit Mitternacht (6:00 Uhr unserer Zeit) niedergelegt und Beamte unbezahlt freigestellt. Präsident Trump hatte zuvor angedroht, vor allem Programme der Demokraten zu beenden und Regierungsmitarbeiter zu entlassen. Sicherheitsdienste wie Polizei und Feuerwehr bleiben aktiv, doch es kann zu Einschränkungen im Verkehr und bei Statistikveröffentlichungen kommen.
Kurzfristig zeigt sich an den Ölmärkten kaum eine Wirkung. Ein längerer Shutdown könnte jedoch die Ölnachfrage dämpfen. Die scheinbar gute Versorgungslage des Ölmarkts sollte durch den Shutdown nicht zum Schlechteren gewendet werden. Wenn der Markt sich regt, müssten die Preise aufgrund dieser Angelegenheit eher sinken als steigen.
Heute Morgen steigen die Notierungen an den Ölbörsen aber. Ursächlich könnten erste Zahlen zu den US-Bestandsdaten sein, die vom American Petroleum Institute (API) herausgegeben wurden. Diese Daten gelten als weniger verlässlich als die Zahlen des US-Energieministeriums (DOE), die heute Nachmittag veröffentlicht werden. Daher sollte man sich erst danach um eine Erklärung der scheinbar widersprüchlichen Preisbewegung bemühen, so sie dann noch nötig ist.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 62,80 Dollar und das Barrel Brent zu 66,49 Dollar
gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 700,00 Dollar
. Der US-Dollar kostet aktuell 0,8504 Euro
. Damit kostet der Euro 1,1757 Dollar
. Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise geben heute Morgen marginal nach, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz in der 3-Monats-Ansicht zu entnehmen ist. Sie passen noch nicht zu den internationalen Vorgaben. Die Trendkanäle in den verschiedenen Zeitansichten sind davon allerdings nicht betroffen. Sie stehen momentan solide da. Dem kurzfristigen Aufwärtstrend stehen ein mittel- und ein längerfristiger jeweils abwärts gerichteter Trendkanal gegenüber. Formal kann von einem fortgesetzten Seitwärtstrend keine Rede mehr sein. Real läuft die Angelegenheit aber darauf hinaus.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist belebt. Die Hoffnung auf tiefere Preise ist wechselhaft. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Wer Ruhe will, deckt sich mit einer Teilmenge ein und erhält sich einen Freiraum im Tank, um bei einem möglichen Preiseinbruch nachkaufen zu können.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.