Internationaler Markt
Während der Gasölpreis gestern nur noch geringfügig nachgab, wurde Rohöl teurer. Dieser Umstand unterstreicht die bereits erlahmende Euphorie über Donald Trumps überraschende Friedensinitiative. Der von den präsidialen Sonderbeauftragten Russlands und der USA vorgelegte 28-Punkte-Plan wird mittlerweile eher als Affront denn als Ermutigung zu einem Friedensschluss angesehen. Gleichwohl ist die Börsenstimmung keinesfalls gekippt. Man schaut weiterhin hoch interessiert auf die politische Entwicklung der Idee.
Die ursprüngliche Fassung des Friedensplans war in der Ukraine und der EU auf starke Ablehnung gestoßen, da sie im Wesentlichen den russischen Forderungen entspricht. Eine überarbeitete Version wird dagegen von Russland für inakzeptabel erklärt. Optimistisch über mögliche Fortschritte in den Verhandlungen äußern sich derzeit nur der US-Präsident und sein Außenminister Marco Rubio. Sie geben an, deutliche Fortschritte zu erkennen und eine baldige Einigung für möglich zu halten.
Mit Einführung der US-Sanktionen gegen die russischen Ölkonzerne Rosneft und Lukoil dürfte das Interesse Russlands an einer Einigung in der Tat erheblich gestiegen sein, denn die so wichtigen Öleinnahmen werden nun spürbar dezimiert. Das liegt in erster Linie an der Kaufzurückhaltung indischer Kunden. Um diese bei der Stange zu halten, muss Moskau den Preis für seine beliebte Ölsorte Urals mittlerweile mit einem Abschlag von sieben Dollar pro Barrel gegenüber Brent versehen. Vor den Sanktionen reichte ein Abschlag von drei Dollar. Die niedrigen Preise können das Interesse indischer Raffinerien durchaus steigern. Dennoch finden sich nur noch wenige nicht sanktionierte Verkäufer, die lediglich einen kleinen Teil des verfügbaren Öls abzusetzen vermögen. Insgesamt ist der Ölverkauf für Russland sehr schwierig geworden.
Wie er dennoch funktioniert, zeigt ein Beispiel aus dem chinesisch-iranischen Handelsgeflecht. Im Reich der Mitte bezieht man derzeit auffällig viel Rohöl aus Indonesien. Dem Vernehmen nach soll es sich in Wahrheit um sanktioniertes iranisches Öl handeln, das vor Singapur per Schiff-zu-Schiff-Transfer umgeladen und anschließend umdeklariert wird. Bisher wurde dafür meist Malaysia als angebliches Herkunftsland genutzt. Von dort hat Chinas zeitweise mehr Öl bezogen als das Land offiziell produziert. Strengere Kontrollen haben diese Praxis jedoch erschwert. Banken lehnen inzwischen entsprechende Dokumente ab, und Malaysia überwacht illegale Umladungen stärker. Dadurch sind Chinas „malaysische“ Ölimporte deutlich gesunken, während die aus Indonesien sprunghaft angestiegen sind und zwar weit über das hinaus, was Indonesien nach Behördenangaben tatsächlich exportiert. Die Transfers sollen weiterhin vor Malaysias Küsten stattfinden, werden aber als indonesische Lieferungen verschleiert. Insgesamt soll China in diesem Jahr sanktioniertes Rohöl iranischer Provenienz im Umfang von deutlich über einer Million Barrel pro Tag importiert haben.
Der Ölmarkt wird trotz immer schärfer Sanktionen nicht zusammenbrechen. Mit jeder Verbotsidee werden diverse Umgehungsideen geboren. Das ist unter internationalem Regelwerk nicht anders als unter der Hoheit nationaler Gesetze. Derzeit schmerzen die jüngsten Sanktionen den Kreml allerdings so sehr, dass er anscheinend gesprächsoffener wird. Es ist diese Vorstellung, die die Ölpreise gerade drückt.
Die Wirkung ist auch heute Morgen wieder an den Börsen zu beobachten. Rohöl- und Gasölnotierungen tendieren wieder abwärts. Sie haben die gestrigen Werte aber noch nicht unterboten, da diese im späten Handel aufwärts zogen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 58,44 Dollar
und das Barrel Brent zu 62,92 Dollar
gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 704,25 Dollar
. Der US-Dollar kostet aktuell 0,8668 Euro
. Damit kostet der Euro 1,1533 Dollar
. Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise haben sich heute noch nicht bewegt, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz in der 3-Monats-Ansicht zu entnehmen ist. Dem Handel fehlen noch hinreichend verlässliche Vorgaben, um daraus neue Heizölpreise ableiten zu können. Heizölkunden stellt sich nun die Frage, ob sie den jüngsten Preiseinbruch zum Kauf nutzen oder auf eine Fortsetzung des Abgangs spekulieren sollen. Es handelt sich um eine Glaubensfrage, denn die geopolitische Lage ist zu unwägbar, um die Entscheidung rational treffen zu können. Die Trendkanäle in den verschiedenen Zeitansichten helfen hier auch nicht weiter, denn im kaufrelevanten Zeitraum vermitteln sie ein vollkommen uneinheitliches Bild.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt zieht deutlich an. Das gilt auch für die prinzipiell volatile Hoffnung auf tiefere Preise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf sehr hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Das aktuelle Niveau ist im längerfristigen Vergleich nicht teuer. Gleichwohl liegt eine gewisse Hoffnung auf tiefere Preise nahe.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
