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Es wird Frieden für die Ukraine verhandelt und Optimismus verkauft

von Klaus Bergmann

Tortendiagramm zu Primärenergie-Verbrauch in Deutschland

Internationaler Markt

Seit nunmehr einem halben Jahr folgen die Rohölpreise einem Abwärtstrend. Dabei konnten sie allerdings kein Jahrestief markieren. Das wurde bereits Anfang April erreicht. Dazwischen lag ein israelisch-amerikanisches Bombardement auf den Iran, das die Rohölnotierungen für ein paar Stunden auf ein Jahreshoch hievte. Bis zu diesem Moment verlief die Preisentwicklung beim Gasöl, dem Vorprodukt für Heizöl, nahezu identisch. In der zweiten Jahreshälfte bliebt Gasöl auf einem höheren Preisniveau als Rohöl. Im Herbst tendierten die Notierungen sogar aufwärts. Die Entkopplung vom Rohöl endete erst in den letzten Novembertagen. Mittlerweile ist die Annäherung an die Rohölpreisentwicklung fortgeschritten, aber nicht vollständig erreicht.

Die bärische Lage beim Rohöl spiegelt die grundlegende Situation des Ölmarkts wider. Er ist tendenziell überversorgt. Ursächlich ist ein Politikwechsel der OPEC-Plus. Die Produzentenallianz hat erkannt, dass sie die Drosselung der Ölförderung zum Zweck einer Preisstabilisierung mit hohen Verlusten ihrer Marktanteile bezahlt. Sie riskierte damit einen Bruch ihres Bündnisses. Mittlerweile sind erhebliche Mengen zurückgehaltenen Öls wieder in den Markt geflossen. Darüber hinaus bauen unorganisierte Wettbewerber wie die USA, Kanada und Brasilien ihre Produktionsfähigkeiten weiter aus. Die USA haben sich dadurch zur unangefochtenen Nummer eins der Produzentenstaaten entwickelt.

Derweil sind die höheren Gasölpreise auf eine angespannte Versorgung des europäischen Produktenmarkts zurückzuführen. Hier ist in erster Linie eine unzureichende Eigenversorgung der EU zu konstatieren. Ähnlich wie in anderen Industriesektoren hat man sich zunehmend auf externe Produktionsmittel, hier Raffineriekapazitäten, in Russland und Asien verlassen. Dadurch ist Europa in eine strukturelle Importabhängigkeit geraten, die sich besonders in Krisenzeiten in den Preisen offenbart. Westliche Sanktionen, ukrainische Attacken auf die russische Ölinfrastruktur, Handelskonflikte und Angriffe auf Handelswege wie den Suezkanal treiben Raffineriemargen und Transporttarife in die Höhe. An den Ölbörsen führen sie zu erheblichen Risikoaufschlägen in den Gasölnotierungen. Diese können von aussichtsreichen Friedensaktivitäten zum Ukraine-Krieg auch schnell pulverisiert werden, wie die letzten Wochen zeigen.

Am Wochenende ging die entsprechende Diplomatie mit einem Treffen von Selenskyj und Trump in Florida weiter. Die Präsidenten sprachen von Fortschritten, ohne jedoch zentrale Streitpunkte zu klären. Weder zu möglichen Gebietsabtretungen noch zu Sicherheitsgarantien gab es belastbare Zusagen. Tatsächlich fallen die Einschätzungen beider Seiten unterschiedlich aus. Am Ölmarkt verfolgt man diese Gespräche aufmerksam, weil Russland als wichtiger OPEC-Plus-Produzent bei einem Kriegsende und möglichen Sanktionslockerungen wieder mehr Öl in den Weltmarkt bringen könnte. Das würde die globalen Ölströme neu sortieren und das Angebot weiter erhöhen. Die zu erwartende Ölwelle würde die Preise noch stärker unter Druck setzen.   

Derweil deutet China eine zusätzliche konjunkturelle Unterstützung zur Stabilisierung des Wirtschaftswachstums an. Das Land steht wegen der anhaltenden Immobilienkrise und externer Belastungen wie dem Handelskonflikt mit den USA unter Druck. Die Maßnahme könnte die Ölnachfrage ankurbeln und die Ölwelle dämpfen. In jedem Fall dürfte China günstige Preise zum weiteren Aufbau seiner Rohölreserven nutzen und damit den dämpfenden Effekt bewirken.

Nachdem die Ölnotierungen vergangenen Freitag ordentlich Federn ließen, starten die Ölbörsen heute Morgen mit einen Gegenreaktion in die letzte Tage des Jahres. Dabei legen die Gasölnotierungen mal wieder stärker zu als die Rohölnotierungen. Eine verstärkte Volatilität dürfte den Preisen in dieser handelsschwachen Zeit erhalten bleiben.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 57,77 Dollar Preise fallen und das Barrel Brent zu 61,67 Dollar Preise fallen gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 625,25 Dollar Preise steigen. Der US-Dollar kostet aktuell 0,8487 Euro Preise steigen. Damit kostet der Euro 1,1781 Dollar Preise fallen. Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise schwingen sich auf das Jahresendniveau ein. Heute legen sie moderat zu, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie geben damit die Vorgaben des internationalen Markts weiter. Die erhöhte CO2-Abgabe auf alle Heizöllieferungen ab dem 01.01.2026 ist mittlerweile eingepreist. Die häufig an dieser Stelle erwähnte Qual der Wahl des Kaufmoments bleibt bestehen. Da die geopolitische Lage unwägbarer kaum sein könnte, verkommt diese Entscheidung zur Glaubensfrage. Die Trendkanäle in den verschiedenen Zeitansichten helfen bei der Entscheidung auch nicht weiter, da sie inkongruent ausfallen.  

Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist belebt. Die Hoffnung auf tiefere Preise wird situativ von der Preisentwicklung geprägt. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem recht starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Das mathematische Tiefpreis-System zeigt in einigen Regionen der Republik Kaufsignale an.

Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Wer Sicherheit möchte, kann zu diesen Preisen beherzt kaufen.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Heizölpreise-Chart vom 29. Dezember 2025

Deutschlandweite Durchschnittspreise vom 29. Dezember 2025, pro 100 Liter. Preise inkl. MwSt.
Deutschlandweite Durchschnittspreise vom 29. Dezember 2025, pro 100 Liter. Preise inkl. MwSt.

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