Ölpreise stabilisieren sich in der Nähe des Jahrestiefs
von Steffen Bukold

Internationaler Markt
Nach dem steilen Preissturz bis zum Dienstag können sich die Rohölpreise stabilisieren. Sie bleiben jedoch in der Nähe der Marke von 60 Dollar je Barrel, also nicht weit vom Jahrestief entfernt. Aktuell kostet Brent-Rohöl 60,1 Dollar je Barrel.
Präsident Trump hat gestern einen verschärften Kurs gegenüber Venezuela angekündigt. Das Militär soll jetzt alle sanktionierten Tanker auf dem Weg von oder nach Venezuela stoppen. Noch ist unklar, ob sie auch beschlagnahmt und in amerikanische Häfen umgeleitet werden.
Das stellt das Regime in Caracas vor fast unlösbare Probleme, denn auch bei hohen finanziellen Anreizen werden die Eigentümer der „Schattenflotte“ den Verlust ihrer Schiffe nicht riskieren. Doch wohin mit dem Öl? Schon in wenigen Tagen werden die Tanklager in den Häfen überquellen. Der staatliche Ölkonzern PDVSA müsste dann die Ölproduktion drosseln, was angesicht der maroden Anlagen erhebliche Schwierigkeiten bereiten wird.
Die Ölmengen, um die es hier geht, halten sich allerdings in Grenzen. Zieht man die nach wie vor genehmigten Exporte des US-Ölkonzerns Chevron ab, geht es nur noch um 0,5 Mio Barrel pro Tag, also ein halbes Prozent der Weltölversorgung. Der größte Teil davon wandert in chinesische Öltanklager oder Richtung Kuba.
Die Verhandlungen über einen Waffenstillstand in der Ukraine hatten den Preisverfall im Ölmarkt zunächst beschleunigt. Doch jetzt wendet sich das Blatt. Washington kündigte neue Sanktionen an, falls Moskau eine Einigung blockieren sollte.
Davon gehen jedoch fast alle Beobachter aus, die auch nur eine ungefähre Ahnung von der Position und den Zielen Putins haben. Allerdings ist die Position Washingtons wie immer unklar und vage. Europäische Beobachter sind immer wieder entsetzt angesichts der mangelnden Sachkenntnis und Sprunghaftigkeit der amerikanischen Unterhändler.
Der aktuelle Wochenbericht zum amerikanischen Ölmarkt fiel fast genauso aus wie in der Woche zuvor. Die Rohölbestände fielen leicht, während die Produktlager kräftig zulegten, vor allem bei Benzin mit fast fünf Millionen Barrel. Auch beim Rohöl hätte es Aufbauten gegeben, aber die Importe fielen ungewöhnlich niedrig aus.
Insgesamt bleibt es also bei der komfortablen Versorgungslage im amerikanischen Ölmarkt, der schon das ganze Jahr über von der steigenden Ölförderung im eigenen Land profitiert.
Hier die Zahlen des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und die Umfragewerte des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderungen der Lagerbestände im Vergleich zur Vorwoche:
∙ Rohöl: -1,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. -9,3 Mio. Barrel (API)
∙ Heizöl und Diesel: +1,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. +2,5 Mio. Barrel (API)
∙ Benzin: +4,8 Mio. Barrel (DOE) bzw. +4,8 Mio. Barrel (API)
Die Krisenherde Venezuela und Ukraine bleiben in den Köpfen der meisten Trader nur Fußnoten. Das beherrschende Thema ist nach wie vor die Überversorgung des Ölmarktes. Die Ölpreise bleiben daher auf einem sehr niedrigen Niveau. Daran ändert sich auch am heutigen Morgen nichts.
Brent-Rohöl kostet aktuell 60,14 US-Dollar je Barrel
. Die US-Rohölsorte WTI steht bei 56,47 US-Dollar je Barrel
. Rotterdamer Gasoil wird zu 619,25 Dollar je Tonne gehandelt
. Der US-Dollar ist 0,8522 Euro wert
. Der Euro steht bei 1,1730 Dollar
. Die Pfeile zeigen die Preisveränderungen im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Auch die Heizölpreise haben den Sinkflug der letzten zehn Tage unterbrochen. Sie stabilisieren sich seit gestern knapp unter der Marke von 90 Euro. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittswert von 89,1 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3.000 Liter).
Das liegt zwar noch vier Euro über dem Jahrestief vom Mai, ist aber offenbar Anreiz genug, die Heizöltanks jetzt zu füllen. Die Zahl der Bestellungen erreicht wieder die Rekordwerte vom Sommer und Frühherbst.
Das gilt auch für das Schwarm-O-Meter, das die Zahl der Preisanfragen und der tatsächlichen Bestellungen vergleicht. Es steht auf der höchsten Stufe. Das mathematische Tiefpreis-System, das Preistrends auswertet, rät ebenfalls zum Kauf.
Die täglich erhobene Lesereinschätzung offenbart, dass viele Kaufinteressenten unsicher sind, ob die günstigen Preise noch lange angeboten werden. Der Anteil der Preispessimisten liegt über dem Durchschnitt.
In der Tat wird die Luft beim aktuellen Preisniveau allmählich dünn. Wenn die Rohölpreise noch weiter sinken, werden wohl die ersten Produzenten ihre Ölexporte drosseln. Wer noch nicht für den Winter vorgesorgt hat, sollte also nicht zu lange zögern.
Trotzdem gilt nach wie vor: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten Tipps und Empfehlungen bereit.
Heizölpreise-Chart vom 18. Dezember 2025
