Frieden bleibt eine Fiktion
von Klaus Bergmann

Internationaler Markt
Seit seinem zweiten Amtsantritt im Januar dieses Jahres hat Donald Trump die Ölpreise fast im Alleingang bewegt. Mit seinen unorthodoxen Methoden gelingt ihm das bis heute. Damit outperformt er sogar die Wirkung von Angebot und Nachfrage, also die Urkräfte jeder Preisbildung. Gemäß dieser Kräfte könnten die Ölpreise gewaltig einbrechen, denn das Angebot übertrifft die Nachfrage exorbitant. Die EIA (Statistikbehörde im US-Energieministerium) sieht ein Überangebot von zwei Millionen Barrel auf den Markt zukommen, die IEA (Internationale Energie Agentur) errechnet sogar eine Überversorgung von vier Millionen Barrel. Der längerfristige Trend der Ölpreise ist tatsächlich abschüssig, allerdings so moderat, dass die Preise heute nicht einmal auf Jahrestiefstständen stehen.
Trump, der sich durch die Befriedung des Ukraine-Kriegs einen Nobelpreis verdienen möchte, geriert sich gegenüber Venezuela und Iran ganz anders. Hier zeigt er nicht nur die Muskeln seiner Arme, hier setzt er sie ein. Vor Venezuela hat er eine Seeblockade errichten lassen, durch die kein Öl mehr in die Welt gelangen kann. Als Konsequent muss die Ölproduktion des Landes heruntergefahren werden, da die Tanklager mittlerweile randvoll sind. Die Folgen des von Öleinnahmen abhängigen und politisch abgewirtschafteten Landes werden für die Bevölkerung katastrophal sein. Dem globalen Ölmarkt wird das blockierte Ölvolumen angesichts der üppigen Versorgungslage indes keine nennenswerten Probleme bereiten.
Dem Iran droht Trump weitere Militärschläge an, falls er sein Raketenprogramm ausbauen oder sein Atomprogramm wieder aufnehmen sollte. Die USA stünden bereit, umgehend einzugreifen, wenn die Diplomatie nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt. Was das bedeutet, hatten die USA und Israel im Juni demonstriert, als sie wesentliche Teile iranischer Atomanlagen zerstört haben. Der Krieg wurde zwar nach nur zwölf Tagen beendet. Der Konflikt hält aber an, da der Iran laut israelischen Angaben sein Raketenarsenal wiederaufbaut. Die Ölpreise schossen damals in die Höhe, weil man befürchtete, dass iranische Ölanlagen in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Diese Sorge würde mit einem erneuten Waffengang wieder aufflammen. Die preislichen Folgen wären aufgrund der üppigen Versorgungslage aber möglicherweise geringer.
Derweil laufen die Friedensbemühungen zum Ukraine-Krieg auf Hochtouren. Es gelingt den Parteien aber nicht, den Gang einzulegen, um Bewegung ins Spiel zu bringen. So kann man über den Erfolgsfall nur spekulieren. Ein beliebtes Bild ist dabei eine Ölüberschwemmung aufgrund der Rückkehr des vom Markt sanktionierten russischen Öls. Für den Fall wird tatsächlich der Preiskollaps heraufbeschworen. Die Eintrittswahrscheinlich ist nach Lage der Dinge aber gering.
Die unübersichtliche geopolitische Situation erlaubt keine seriösen Preisprognosen. Kurzfristig ist allenfalls hohe Volatilität zu erwarten. Das liegt nicht zuletzt am geringen Volumen, das in dieser feiertagsschweren Zeit an den Börsen gehandelt wird.
Gestern bewahrheitete sich die Annahme. Heute Morgen scheint das preisliche Auf und Ab weiterzugehen mit dem Unterschied, dass die Rohölnotierungen nun stärker betroffen sind als die Gasölnotierungen. Insgesamt gewinnen die Ölpreise im Rahmen der Schwingungen an Wert.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 58,35 Dollar
und das Barrel Brent zu 62,19 Dollar
gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 620,75 Dollar
. Der US-Dollar kostet aktuell 0,8487 Euro
. Damit kostet der Euro 1,1781 Dollar
. Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise legen zum Jahresende zu, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgen damit den Vorgaben des internationalen Markts. Die erhöhte CO2-Abgabe auf alle Heizöllieferungen ab dem 01.01.2026 ist mittlerweile eingepreist. Die häufig an dieser Stelle erwähnte Qual der Wahl des Kaufmoments bleibt bestehen. Da die geopolitische Lage unwägbarer kaum sein könnte, verkommt diese Entscheidung zur Glaubensfrage. Die Trendkanäle in den verschiedenen Zeitansichten helfen bei der Entscheidung auch nicht weiter, da sie inkongruent ausfallen.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist belebt. Die Hoffnung auf tiefere Preise wird situativ von der Preisentwicklung geprägt. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem recht starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreis-System zeigt nur noch im Südosten der Republik ein Kaufsignal an.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Wer Sicherheit möchte, kann zu diesen Preisen beherzt kaufen.
Im Übrigen wünschen wir Ihnen ein warmes Zuhause und ein gutes 2026.
Heizölpreise-Chart vom 30. Dezember 2025
