Internationaler Markt
Die Ölnotierungen bewegen sich seit nunmehr zwölf Wochen annähernd seitwärts. Die Trendkanäle für Rohöl und Gasöl lassen zwar noch Abwärts- bzw. Aufwärtstendenzen erkennen, die abgebildeten Handelsspannen fallen aufgrund vergangener Preisspitzen aber so breit aus, dass zwischen den Begrenzungslinien Platz für eine andere Realität ist. Sie folgt einer unorthodoxen Geopolitik, die mit viel Initiative aber ohne befriedigendes Ergebnis betrieben wird.
Es sieht nicht danach aus, als sollte sich das sobald ändern. In der Auseinandersetzung um die Ukraine bemüht sich die EU darum, Russlands Einnahmen aus Energiegeschäften auszutrocknen. Die eigenen Öl- und Gaskäufe werden aber frühestens in einem Jahr eingestellt. Donald Trump würde seine Sekundärzölle, die gleichermaßen auf die russischen Energieerlöse zielen, gern umgehend einführen, aber nicht ohne die EU und nicht, wenn sie zu einem verschärften Konflikt mit China führen. Darüber hinaus verspricht er Polen und den baltischen Staaten Unterstützung im Falle weiterer Verletzungen ihrer Laufträume durch Russland. Worin diese bestehen sollte, sagt er indes nicht. Militärisch will er sein Land unbedingt aus dem Konflikt heraushalten. Im Resultat bleibt die russische Energiewirtschaft einigermaßen unbehelligt. Derzeit leidet sie allenfalls an den ukrainischen Nadelstichen gegen die Ölinfrastruktur.
Die Reservemengen, über die OPEC und OPEC-Plus aufgrund ihrer jahrelangen Produktionszurückhaltung heute verfügen, halten die Sorgen vor einem nennenswerten Ausfall Russlands eher flach. Die Gefahr, dass mit der Freigabe dieser Mengen eine preisdrückende Überversorgung des Ölmarkts bevorsteht, wird aktuell sogar höher eingeschätzt. Trotz aller Unsicherheiten ist die Angebotsseite aktuell eine sichere Bank. Sie hat im August mit annähernd 107 Mio. Barrel Rohöl pro Tag einen neuen Rekordwert erreicht. Grund dafür ist die bereits gelockerte Förderkürzung der OPEC-Plus und die starke Produktion der Länder, die der Allianz nicht angehören. In diesem Jahr soll das Angebot laut IEA (Internationale Energie Agentur) einen durchschnittlichen Wert von 106 Mio. Barrel pro Tag erreichen. In 2026 soll er auf 108 Mio. Barrel pro Tag steigen. Zur Einordnung, im Jahr 2000 lag die tägliche Rohölversorgung bei 76 Mio. Barrel, in 2010 lag sie bei 89 Mio. Barrel und in 2020 bei 91 Mio. Barrel.
Diese Ölmengen wurden und werden tatsächlich gekauft. Der Bedarf hat seinen Zenit immer noch nicht erreicht. Deshalb warnt die IEA davor, dass die Förderung von Öl und Gas ohne neue Investitionen stark zurückgehen wird. Viele bestehende Felder verlieren zunehmend an Leistung, die großen Onshore-Felder im Nahen Osten nur langsam, die kleineren Offshore-Felder in Europa oder Schieferölfelder in den USA extrem schnell. Ohne zusätzliche Erschließung könnten jährlich Produktionsmengen im Umfang ganzer Förderländer wie Brasilien und Norwegen wegfallen. Um ein angemessenes Produktionsniveau bis 2050 zu halten, wären daher neue Öl- und Gasfelder unabdingbar.
Aktuell werden die Ölpreise durch ein Telefonat zwischen US-Präsident Trump und Chinas Staats- und Regierungschef Xi Jinping vom vergangenen Freitag bewegt. Es sei sehr positiv verlaufen, ließ der Amerikaner wissen. Börsianer würden gerne etwas über das Gespräch hinsichtlich eines umfassenden Handelsabkommens mit China hören. In Ermangelung dessen wird nun trefflich spekuliert.
Nach einem Rückgang vor dem Wochenende stiegen die Börsennotierungen für Rohöl und Gasöl heute Morgen deutlich an, um bald darauf wieder nachzugeben. Zur Stunde peilen sie das Schlussniveau vom Freitag an.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 63,04 Dollar und das Barrel Brent zu 66,76 Dollar
gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 689,75 Dollar
. Der US-Dollar kostet aktuell 0,8499 Euro
. Damit kostet der Euro 1,1764 Dollar
. Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bewegen sich in diesen Tagen auf striktem Seitwärtskurs, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgen den internationalen Vorgaben dabei recht eng. Aktuell steigen die Preise marginal an. In den kaufrelevanten Zeitbereichen heben sich die Schlussfolgerungen aus den Trendkanälen gegenseitig auf. Geringfügig aufwärts und geringfügig abwärts ergibt seitwärts. Aus der 12-Monats-Ansicht lässt sich weiterhin Hoffnung auf eine zukünftige Abwärtsbewegung schöpfen. Gewiss ist übrigens, dass Sie im Zuge der EU-Sanktionen mit Öl mittlerweile günstiger heizen als mit Gas.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist leidlich belebt. Die Hoffnung auf tiefere Preise ist wechselhaft. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Wer Ruhe will, deckt sich mit einer Teilmenge ein und erhält sich einen Freiraum im Tank, um bei einem möglichen Preiseinbruch erneut kaufen zu können. Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.