Internationaler Markt
Die Rohölpreise legen seit gestern etwas zu. Brent-Rohöl kostet am Morgen 67,2 Dollar je Barrel. Zum ersten Mal seit zehn Tagen halten sich die Preise über der Marke von 67 Dollar. Das klingt nicht gerade spektakulär, aber diese Größenordnungen sind zur neuen Normalität auf dem Ölmarkt geworden. Die Ölproduzenten sind schon froh, wenn der Ölpreis nicht vollständig einbricht.
Die aktuelle Aufwärtsbewegung wurde vom neuen Wochenbericht zum US-Ölmarkt ausgelöst. Das Energieministerium (DOE) meldete einen kräftigen Abbau der Rohölbestände um 6 Millionen Barrel im Vergleich zur Vorwoche. Auch die Benzinlager schrumpften, während die Bestände an Diesel-/Heizöl zulegen konnten. Einige Spekulanten griffen die Nachricht dankbar auf und wetteten auf eine Preiswende nach oben.
Dabei ist die Nachricht nicht viel mehr als ein Sturm im Wasserglas. Insgesamt bleiben die Ölbestände in den USA auf einem normalen Niveau. Sogar die Zeiten knapper Diesel/Heizöl-Vorräte sind erst einmal vorbei. Ein Blick auf die Tankstellenpreise für Diesel auf beiden Seiten des Atlantiks bestätigt das.
Hier die Zahlen des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und die Umfragewerte des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderungen im Vergleich zur Vorwoche:
∙ Rohöl: -6,0 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,4 Mio. Barrel (API)
∙ Heizöl und Diesel: +2,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,5 Mio. Barrel (API)
∙ Benzin: -2,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,0 Mio. Barrel (API)
∙ Rohölförderung (4-Wochen-Durchschnitt): 13,3 Mio. Barrel pro Tag (auf Vorjahresniveau)
∙ Ölnachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 21,1 Mio. Barrel pro Tag (0,7 Mio. über Vorjahresniveau)
Obwohl die neuen Zahlen nicht spektakulär sind, stehen sie im Zentrum der meisten Agenturberichte. Kein Wunder, denn die übrigen Meldungen sprechen eher für sinkende Ölpreise.
Der erste Hurrikan der Saison zieht weit an den Offshore-Ölfeldern und Raffinerien in den USA vorbei. Russisches Öl findet nach wie vor willige Abnehmer. Offenbar können die indischen Raffineriebetreiber den Rabatten der russischen Exporteure nicht widerstehen. Dafür nehmen sie sogar das Risiko amerikanischer und europäischer Sanktionen in Kauf. Der Rest fließt wie üblich Richtung China.
Die meisten Trader an den Ölbörsen haben ohnehin beschlossen, den Ukrainekrieg und die Bemühungen um einen Waffenstillstand zu ignorieren. Die Folgen für die Ölpreise sind kaum einschätzbar. Sie bleiben wie schon in den letzten Wochen an der Seitenlinie.
Zu allem Überfluss meldet BP heute auch noch einen großen Ölfund in der Nordsee. Der ist zwar bei näherem Hinsehen nicht ganz so spektakulär, aber der Konzern hat gute Nachrichten dringend nötig. Eine Serie von Pannen und Fehlentscheidungen hat aus dem ehemaligen Stolz britischer Kolonialherren einen nur noch mittelgroßen Ölkonzern gemacht. Übernahmegerüchte machen seit vielen Monaten die Runde. Aber das anhaltend niedrige Ölpreisniveau bremst die möglichen Interessenten.
Ähnlich vorsichtig starten die Trader in den heutigen Handelstag an den Ölbörsen. Die Preise legen leicht zu.
Brent-Rohöl kostet aktuell 67,45 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 63,35 US-Dollar je Barrel
. Rotterdamer Gasoil notiert bei 671,50 Dollar je Tonne
. Der US-Dollar ist 0,8592 Euro wert
. Damit steht der Euro bei 1,1635 Dollar
. Die Pfeile zeigen die Preisveränderungen im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise legen heute leicht zu. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von 88,5 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3.000 Liter). Ein Blick auf die Trendkanäle zeigt allerdings, dass Heizöl noch immer in Sichtweite des bisherigen Jahrestiefs bleibt.
Die anhaltende Preisschwäche sorgt bereits die dritte Woche in Folge für überdurchschnittlich viele Bestellungen. Offenbar decken sich viele Haushalte für den Winter ein. Auch das Schwarm-O-Meter hält sich auf der zweithöchsten Stufe. Es misst das Verhältnis zwischen Bestellungen und Preisanfragen.
Die täglich erhobene Lesereinschätzung zeigt allerdings eine wachsende Vorsicht. Nur noch knapp 73 Prozent der Stimmen erwarten weiter fallende Heizölpreise. Das ist ein unterdurchschnittlicher Wert.
Noch sprechen die Indikatoren allerdings für anhaltend schwache Heizölpreise. Weltweit drückt vor allem ab September ein Überangebot an Öl auf die Preise. In Europa schwächelt der Dieselverbrauch, während sich viele Heizölverbraucher schon versorgt haben. Das könnte im Winter die Preise deckeln. Wer jedoch Preisrisiken aus dem Weg gehen will, kann sich schon heute zu einem sehr moderaten Preisniveau versorgen.
Dennoch gilt nach wie vor: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten Tipps und Empfehlungen bereit.