Internationaler Markt
Die jüngsten Signale zum US-Friedensplan für die Ukraine, der in Genf zwischen den USA, Kiew und der EU beraten wurde, haben die Ölpreise gestern unter Druck gesetzt. Das führte zu neuen Novembertiefs an den Ölbörsen.
Sowohl aus Kiew als auch aus Washington war am Dienstag zu hören, dass die Bemühungen um einen Friedensprozess in der Ukraine vorankommen. Der Plan, der bislang als einseitig zugunsten russischer Interessen kritisiert wurde, soll Forderungen der ukrainischen und europäischen Seite aufgenommen haben. Moskau reagiert eher ablehnend. Dennoch hoffen die Marktteilnehmer darauf, dass mögliche Vereinbarungen mittelfristig Spielraum für eine Lockerung der Russland-Sanktionen schaffen könnten. Damit könnte wieder mehr russisches Öl auf den Weltmarkt gelangen. Da die aktuellen Ölmarktberichte von EIA, IEA und OPEC ohnehin von einer deutlichen Angebotsschwemme ausgehen, sorgte bereits diese Erwartung für Verkaufsdruck.
Die Rohölfutures stoppten den Abgang am Dienstag erst am Nachmittag und legten am Abend wieder leicht zu. Bei Gasöl hingegen blieben die Verluste bestehen. Nun richtet sich der Blick auf den Fortgang der Verhandlungen. Brent-Rohöl notiert heute Vormittag bei 62,15 Dollar je Barrel. US-Sondergesandter Steve Witkoff soll in der kommenden Woche nach Moskau reisen, um strittige Punkte weiter auszuloten. Donald Trump hob unterdessen sein ursprünglich bis Donnerstag gesetztes Ultimatum auf. Der mögliche Friedensprozess bleibt damit vorerst im Zentrum der Aufmerksamkeit. Weiterer Abwärtsspielraum ist eng an etwaige Fortschritte geknüpft.
Der Verlauf des bevorstehenden OPEC-Plus-Treffen am Wochenende dürfte ebenfalls stark davon abhängen, ob es Neuigkeiten über die Friedensverhandlung gibt. Analysten erwarten, das es im Meeting eher um die Neuberechnung und Verteilung von Förderquoten gehen wird, als um die globale Überversorgung. Irak und Kasachstan produzieren über ihren offiziellen Vorgaben, während Saudi-Arabien, Russland und Algerien darunter bleiben. Die Anpassung der Förderquoten ist ein heikles Thema. Zu starke Kürzungen könnten zu Austritten führen – wie bei Angola 2023. Gleichzeitig wollen Länder wie Kasachstan und die Vereinigten Arabischen Emirate steigern, was niedrigere Quoten erschwert. Eine generelle Quotenerhöhung wäre ebenfalls problematisch, da Staaten wie Russland und Algerien kaum mehr liefern können. Kompromisse scheinen schwierig, weshalb der Markt keine größeren Änderungen von diesem Treffen erwartet. Wahrscheinlicher ist eine „Wait-and-see“-Strategie, wie auch die Analysten von RBC Capital Markets betonen.
Der jüngste Preisrückgang bleibt bislang in der Preisspanne, die sich seit rund sieben Wochen etabliert hat. Heute Morgen zeigt sich die abwartende Haltung an den Ölbörsen. Die Notierungen bewegen sich in enger Spanne. Das Barrel der US-Rohölsorte WTI (West Texas Intermediate) steht aktuell bei 57,69 Dollar
. Brent kostet 62,15 US-Dollar das Barrel
. Eine Tonne Gasöl wird zu 676,75 Dollar gehandelt
. Der US-Dollar kostet heute Morgen 0,8638 Euro
. Damit ist der Euro für 1,1573 Dollar zu haben
. Die Pfeile zeigen die Veränderung der Preise im Vergleich zum Handelsauftakt des Vortages an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise rutschen endlich wieder abwärts. Sie reagieren auf den gestrigen Preisrückgang am internationalen Ölmarkt. Der bundesweite Durchschnittspreis liegt in der aktuellen Heizölpreis-Tendenz bei 93,20 Euro je 100 Liter (Standardlieferung 3.000 Liter).
Die Kaufbereitschaft zieht an – Heizölkunden sind wieder offen für eine Bestellung. Auch ihre Hoffnung auf einen weiteren Preisrückgang ist hoch. Das Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die tatsächlich aufgegebenen Bestellungen nach einer Preisanfrage misst, signalisiert eine sehr hohe Kaufbereitschaft. In der tagesaktuellen Lesereinschätzung erwarten 81 Prozent der Befragten künftig sinkende Preise.
Orientierungshilfe für alle Unentschlossenen: Wie deutlich die Heizölpreise noch sinken können, hängt in diesen Tagen vom Fortgang des möglichen Ukraine-Friedensprozesses ab. Entscheidend wird die Reaktion Russlands auf die zuletzt verhandelten Anpassungen im US-Friedensplan sein. Die Erfahrungen der Vergangenheit lassen allerdings Skepsis aufkommen, ob Moskau offen für eine Modifizierung ist. Wer zeitnah Heizöl braucht, kann sich jetzt mit einer Bestellung absichern. Die Preise gehören zu den günstigeren im Jahresvergleich.
Darüber hinaus gilt mehr denn je: Zukunftsfähig werden wir nur, wenn wir konsequent auf Verbrauchsreduzierung setzen – durch technische Maßnahmen ebenso wie durch bewusstes Verhalten.
