Internationaler Markt
Gestern setzten die Ölpreise ihre Aufwärtsbewegung fort. Diese findet innerhalb einer achtwöchigen Seitwärtsphase statt. Der Beschreibung liegt ein kurzfristiger Blick auf die Preisentwicklung zugrunde. In einer längerfristigen Betrachtung über das laufende Jahr oder die letzten zwölf Monate tendieren die Preise moderat abwärts. Folgt man den Prognosen berufener Experten, wird sich dieser Trend in den kommenden Monaten verstärken, weil das Ölangebot die Nachfrage signifikant übertreffen wird.
Gegen derartige Überversorgung haben OPEC und die um zehn Staaten erweiterte OPEC-Plus lange durch abgestimmte Produktionskürzungen gekämpft. Dabei musste immer mehr Öl aus dem Markt genommen. Als die Mindermenge innerhalb der Allianz nicht mehr vermittelbar war, haben acht große Ölländer eine zusätzliche Drosselung freiwillig übernommen. Im Lauf der Zeit verloren die Alliierten auf diese Weise immer mehr Marktanteile an andere Ölländer und ganz besonders an die nichtstaatliche Ölindustrie der USA. Sie machten es den rein marktwirtschaftlich agierenden Unternehmen leicht, trotz höherer Produktionskosten am Markt zu reüssieren.
Mittlerweile sind die in den Ölkartellen alliierten Produzenten nicht mehr bereit, die Rettung der Ölpreise zu übernehmen. Sie wollen ihre Marktanteile zurückerobern. Dass heißt, sie werden ihre Ölkapazitäten dem Markt sukzessive wieder zuführen. Derweil werden Exploration und Inbetriebnahme weiterer Ölquellen nicht alliierter Produzenten fortgesetzt. Die wichtigsten Staaten dieser Gruppe sind USA, Kanada, Brasilien und Guyana. Natürlich haben auch deren Unternehmen bei ihrer Förderpolitik ein Auge auf die Entwicklung des Gesamtmarkts, um sich nicht in wirtschaftliche Schwierigkeiten zu bringen.
Brasiliens staatliche Petrobras trotzt der Gefahr sinkender Ölpreise allerdings mit einer lupenreinen Expansionsstrategie. Die Gesellschaft setzt auf steigende Produktionsmengen, um mögliche Einnahmeverluste durch fallende Preise auszugleichen. Das glaubt sie sich angesichts eines maximalen Break-Even-Preises von 45 Dollar pro Barrel leisten zu können. Der größte Kostenfaktor liegt dabei in der Erschließung neuer Quellen, während der Betrieb bestehender Anlagen vergleichsweise günstig ist. Im zweiten Quartal 2025 erhöhte Petrobras seine Förderung bereits um 7,6 Prozent auf 2,3 Mio. Barrel pro Tag. Um die Kapazitäten weiter auszubauen, wird im Oktober eine neue mobile Plattform für die Tiefseeförderung in Betrieb genommen. Eine weitere Anlage befindet sich in Südkorea im Bau und soll spätestens Anfang 2026 einsatzbereit sein.
Die Brasilianer treiben die Ölförderung mit Nachdruck voran. Am Buzios-Feld wurde kürzlich die Rekordmarke von 900.000 Barrel pro Tag übertroffen. Langfristig wird dort eine Steigerung auf 1,5 bis 2 Mio. Barrel pro Tag angepeilt. Trotz der Risiken schwankender Weltmarktpreise plant Petrobras bis 2029 Investitionen von rund drei Milliarden Dollar sowie die Erschließung von 15 weiteren Ölquellen. Die Vorstandschefin verweist dabei auf die notorisch unzuverlässigen Ölpreisprognosen und unterstreicht, dass das Unternehmen durch konsequenten Ausbau seinen Cashflow sichern und steigern will.
Das sind die Perspektiven im Ölmarkt. Die Gegenwart hat ukrainische Drohnenangriffe auf russische Öl- und Energieanlagen zu bieten, durch die schätzungsweise 13 Prozent der Raffineriekapazitäten außer Betrieb geschossen wurden. Das macht sich nicht nur in der Kraftstoffversorgung des Landes, sondern auch im internationalen Börsenpreis bemerkbar. Daran ändern auch die vehementen Versuche einer Friedensvermittlung durch Donald Trump nichts, zumal ein Erfolg nicht absehbar ist. Andere Maßnahmen der US-Administration wie die morgen in Kraft tretenden Strafzölle gegen Indien lassen sich schwer bepreisen, da sie ambivalente Impulse aussenden. Preistreibend wäre die Erfüllung der geforderten Abkehr von russischem Öl, weil Indien sich dann andere Lieferanten in einem derzeit noch engen Angebotsumfeld suchen müsste. Preissenkend würde indes die durch die Zölle hervorgerufene Schwächung der indischen Wirtschaft wirken. Man darf gespannt sein, was wirklich passen wird.
Schließlich hat der unberechenbare Präsident der USA es wieder einmal geschafft, die Finanzmärkte zu schocken, indem er die Notenbank-Gouverneurin Lisa Cook entließ. Der Akt wird als Angriff auf die Unabhängigkeit der Institution gewertet, die gerade jetzt, da eine Schwächung von Wirtschaft und Beschäftigung droht, als besonders wichtig erachtet wird. Die Auswirkung einer zügel- und korrektivlosen Politik wird die Energiemärkte nicht außer Acht lassen.
An den Börsen befinden sich die Ölnotierungen mittlerweile auf dem Rückzug. Sie haben die Hälfe ihrer gestrigen Gewinne bereits annulliert. Kurzfristig dürfte es bei der Tendenz seitwärts getriebener Preise bleiben.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 64,03 Dollar und das Barrel Brent zu 68,10 Dollar
gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 680,75 Dollar
. Der US-Dollar kostet aktuell 0,8606 Euro
. Damit kostet der Euro 1,1617 Dollar
. Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise tendieren weiterhin aufwärts, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Das stellt die Trends in den verschiedenen Zeitbereichen aber keineswegs infrage. Die internationalen Vorgaben sind zur Stunde noch nicht vollständig eingepreist. Sie werden den Anstieg vermutlich beenden und die Trends damit untermauern. Kurzfristig und auf Jahressicht liegen Abwärtstrends vor, mittelfristig geht es aufwärts. Aus dieser Ambivalenz lässt sich kaum eine sinnvolle Preisprognose ableiten.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist belebt. Die Hoffnung auf tiefere Preise hat das hohe Optimismus-Niveau verlassen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Die Preise sind trotz der jüngsten Teuerung noch im kaufbaren Bereich.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.