Internationaler Markt
Brent-Rohöl kostet am heutigen Vormittag 64,3 Dollar je Barrel. Der Preis bleibt damit in der Nähe der 65-Dollar-Marke, die schon seit einem halben Jahr ein zentraler Orientierungswert für den Ölhandel ist.
Allerdings ist ein steiler Einbruch der Ölpreise unter 60 Dollar je Barrel, der in der letzten Woche noch in der Luft lag, erst einmal vom Tisch. Vor allem die leichte, wenn auch vage Entspannung im Handelskonflikt zwischen den USA und China hebt im Moment die Stimmung an den Finanz- und Rohstoffmärkten.
Trump und Xi trafen sich gestern zum ersten Mal seit sechs Jahren wieder persönlich. Das Gespräch war recht kurz. Trump bewertete den Austausch als „fantastisch“, aber eine gemeinsame Pressekonferenz gab es anschließend nicht. Die USA wollen eine Reihe von Zollsätzen halbieren, während Peking seine Ausfuhrbeschränkungen für Seltene Erden für ein Jahr außer Kraft setzt. Noch fehlen die Einzelheiten, aber ein umfassendes Handelsabkommen bleibt offenbar in weiter Ferne.
Eher neutral wirkte die Zinssenkung in den USA. Der Schritt wurde allgemein erwartet. Fed-Chef Powell dämpfte zudem die Erwartung, dass es im Dezember einen weiteren, konjunkturbelebenden Zinsschritt geben wird.
Dafür stützte der neue Wochenbericht zum amerikanischen Ölmarkt die Ölpreise. Die Zahlen zeigen einen starken Lagerabbau in allen Kategorien. Die Rohölbestände schrumpften um knapp 7 Mio. Barrel im Vergleich zur Vorwoche, Diesel/Heizöl und Benzin zusammen weitere 9 Mio. Barrel. Niedrige Nettoimporte, eine hohe Endnachfrage und die üblichen saisonalen Instandhaltungsarbeiten an den Raffinerien können die Zahlen zum großen Teil erklären. Trotz der schrumpfenden Lager liegt das Niveau der Vorräte allerdings noch immer in der üblichen Bandbreite.
Hier die Zahlen des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und die Umfragewerte des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderungen der Lagerbestände im Vergleich zur Vorwoche:
∙ Rohöl: -6,9 Mio. Barrel (DOE) bzw. -4,0 Mio. Barrel (API)
∙ Heizöl und Diesel: -3,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. -4,4 Mio. Barrel (API)
∙ Benzin: -5,9 Mio. Barrel (DOE) bzw. -6,3 Mio. Barrel (API)
Unter dem Strich hat sich an der Marktlage nicht viel verändert. Die meisten Ölhändler bleiben vorsichtig. Die globale Ölnachfrage wächst, aber nur langsam. Das Ölangebot bleibt zu hoch, um einen Preisanstieg Richtung 70 Dollar je Barrel zu rechtfertigen. Am Wochenende wird das Ölkartell OPEC+ seinen Kurs neu justieren. Die meisten Beobachter rechnen mit einem Beschluss, der das Ölangebot zusätzlich erhöhen wird.
Vor diesem Hintergrund bleiben die Ölpreise im frühen Handel in Europa unter der 65-Dollar-Marke. Brent-Rohöl kostet aktuell 64,42 US-Dollar je Barrel
. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 60,01 US-Dollar je Barrel
. Rotterdamer Gasoil notiert bei 710,75 Dollar je Tonne
. Der US-Dollar ist 0,8609 Euro wert
. Der Euro steht bei 1,1612 Dollar
. Die Pfeile zeigen die Preisveränderungen im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Die Schwäche der internationalen Rohölpreise macht sich im deutschen Heizölmarkt kaum bemerkbar. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt aktuell einen landesweiten Durchschnittswert von 92,9 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3.000 Liter). Heizöl bleibt damit auf dem höchsten Preisniveau seit dem Sommer.
Das liegt wie schon in der letzten Woche an den hohen Preisen für Rotterdamer Gasoil, das Vorprodukt der Raffinerien für Heizöl und Diesel. Dafür gibt es mehrere Gründe: der Ausfall der russischen Dieselexporte, das Zögern indischer Exportraffinerien angesichts amerikanischer Sanktionsdrohungen und ganz aktuell der Lagerabbau in den USA (siehe oben).
Das Kaufinteresse sackte daher in dieser Woche auf deutlich unterdurchschnittliche Werte. Mehr Haushalte als in den Vorjahren haben sich bereits für den Winter eingedeckt, meldet die Branchenagentur Argus. Der Kaufdruck ist daher gering.
Das zeigt sich auch am Schwarm-O-Meter, das die Zahl der Preisanfragen und der tatsächlichen Bestellungen vergleicht. Es liegt mittlerweile nur noch auf einer mittleren, neutralen Position. Aber der Optimismus wächst. Knapp 80 Prozent der Stimmen erwarten in der täglich ermittelten Lesereinschätzung demnächst wieder fallende Heizölpreise.
Deutlich höhere Ölpreise sind in der Tat nicht in Sicht. Dafür wird allein schon das Überangebot an Rohöl auf den Weltmärkten sorgen. Auch die Spannungen im westeuropäischen Dieselmarkt werden sich über kurz oder lang wieder auflösen. Wer demnächst Heizöl ordern muss, hat also die Wahl zwischen einem immer noch moderaten Preisniveau und der Aussicht auf demnächst vielleicht wieder fallende Heizölpreise.
Dennoch gilt nach wie vor: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten Tipps und Empfehlungen bereit.
