Internationaler Markt
Die Ölnotierungen haben am Ende des ersten Halbjahres mit einem kurzen aber heftigen Abgang das Preisniveau für die zweite Jahreshälfte markiert. Es erwies sich bis Ende September als untere Grenze einer seitwärts gerichteten Bewegung. Die folgenden drei Verlustwochen wären eine wunderbare Einleitung für einen Abwärtstrend gewesen, der aufgrund einer lange absehbaren Ölschwemme in Fahrt zu kommen schien. Aber es kam anders. Sanktionen und Attacken gegen die russisches Ölindustrie relativierten die Überversorgung und trieben die Rohölpreise zurück auf die Unterstützungslinie des Seitwärtstrends. Die Gasölpreise schossen sogar darüber hinaus und setzten ein neues Hoch für die zweite Jahreshälfte.
So enttäuschend wie sich die Lage aus Sicht eines vorsorgenden Verbrauchers möglicherweise darstellt, ist sie aber nicht, da die Ölpreise seit zwei Jahren tendenziell sinken. Das gilt sowohl für Rohöl und als auch für Gasöl. Letztes ist das Grundprodukt für Heizöl.
Am Wochenende haben diejenigen Mitglieder der OPEC-Plus, die über die strengen Quoten hinaus vor zweieinhalb Jahren eine freiwillige Zusatzkürzung der Produktion einführten, eine weitere Lockerung dieser Maßnahme beschlossen. Damit erhöht sich das Ölaufkommen in diesem Jahr allein aus den Quellen der OPEC-Plus um 2,7 Mio. Barrel pro Tag. Länder, die der Allianz nicht angehören, steigern das Angebot um weitere 1,8 Mio. Barrel pro Tag. Die Zahlen lassen in der Tat eine aufkommende Überversorgung vermuten. Diesem Umstand tragen die „Freiwilligen“ innerhalb der OPEC-Plus mit der Ankündigung Rechnung, dass sie im ersten Quartal 2026 keine weitere Produktionssteigerung planen. Die Jahreszeit ist naturgemäß die nachfrageschwächste im Jahresverlauf.
Derweil zeigt Indien einen widersprüchlichen Kurs beim Import russischen Rohöls. Während einige Konzerne auf Lieferungen aus Russland verzichten wollen, greifen andere Raffinerien wie die Indian Oil Corporation (IOC) und Nayara Energy weiterhin darauf zurück. Das geschieht teilweise über nicht sanktionierte Zwischenhändler. Die IOC hatte zunächst angekündigt, russisches Öl durch US-Lieferungen ersetzen zu wollen, bestellte jedoch kurz darauf erneut 3,5 Mio. Barrel Rohöl aus Ostsibirien. Nayara Energy erhöhte unterdessen ihre sanktionsbedingt geschrumpfte Produktion wieder auf über 90 Prozent. Das Unternehmen verarbeitet laut Berichten weiterhin ausschließlich russisches Öl, dessen Lieferung über Rosneft organisiert wird. Der russische Ölkonzern ist neben Lukoil das prominenteste Ziel auf der aktuellen Sanktionsagenda des Weißen Hauses. Insgesamt bewegt sich Indien zwischen wirtschaftlichem Eigeninteresse und geopolitischem Druck. Die Geschäfte belasten die Beziehungen zu den USA erheblich und können den Choleriker in Donald Trump jederzeit erwecken.
Genau den will Ungarns Premier Viktor Orbán auf keinen herausfordern. Er hofft, beim Treffen mit dem US-Präsidenten kommenden Freitag eine Ausnahme von den US-Sanktionen zu erreichen. Wegen seiner starken Abhängigkeit von Pipelines sieht Ungarn kaum Alternativen zu den russischen Öllieferungen. Orbán will mit Trump auch über ein mögliches Wirtschaftsabkommen sprechen und verweist darauf, dass Deutschland bereits eine befristete Ausnahmeregelung erhielt. Die Sanktionen treffen Ungarn wirklich hart, zumal ein Brand in der wichtigsten Raffinerie des Landes die Produktion eingeschränkt hat.
Die Lage am Ölmarkt ist derzeit von Widersprüchen geprägt. An den Börsen führt das zu teils heftigen Bewegungen, die in der letzten Woche allerdings ohne klare Richtung verliefen. Heute Morgen stürzen die Notierungen ab. Diesmal trifft es die Gasölkontrakte stärker als die Rohölkontrakte. Unter die Freitagskurse sind die Preise aber noch nicht gefallen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 60,86 Dollar
und das Barrel Brent zu 64,69 Dollar
gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 715,25 Dollar
. Der US-Dollar kostet aktuell 0,8680 Euro
. Damit kostet der Euro 1,1518 Dollar
. Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise haben sich auf erhöhtem Niveau stabilisiert, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Die Schwingen der internationalen Vorgaben sind in den Heizölpreisen nun sogar ansatzweise zu erkennen. In der kurzfristigen Ansicht liegt wieder einmal ein Aufwärtstrend vor. Er wird aber von den abwärts weisenden Trendkanälen in der mittel- und längerfristigen Ansicht relativiert. Seitwärts scheint einstweilen die Synthese der gegensätzlichen Bewegungsmuster zu sein.
Die in der letzten Woche aufgekommene Sorge über den langen Arm der US-Sanktionen gegen Rosneft, der bis auf die PCK-Raffinerie in Schwedt durchgreifen könnte, ist einstweilen verflogen. Katherina Reiche als Bundesministerin für Wirtschaft und Energie konnte ein sechsmonatiges Stillhalten der US-Regierung in der Angelegenheit verkünden. Grundlage dafür sei der Umstand, dass Rosneft in Deutschland aufgrund der Treuhandverwaltung der Gesellschaft vollständig von der russischen Muttergesellschaft getrennt worden sei.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist angesichts des Preissprungs eingebrochen. Die Hoffnung auf tiefere Preise ist außerordentlich volatil. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Der Preissprung kommt zur Unzeit. Dessen ungeachtet kann man das aktuelle Niveau im längerfristigen Vergleich nicht als teuer bezeichnen.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
