Internationaler Markt
Zurück auf Los lautete die Devise der letzten Woche. Statt in einen Preisrutsch hineinzugleiten, kehrten die Rohölnotierungen für die Sorte Brent auf das Niveau des monatelangen Seitwärtstrends zurück. Das geschah mit dem größten Wochengewinn seit Anfang Juni. Die Gasölnotierungen liefen mit dem höchsten Wochengewinn seit über einem Jahr sogar bis an die obere Begrenzung des ursprünglichen Seitwärtskanals hinauf. In diesem Jahr gab es nur drei Wochen mit höheren Preisspitzen. Die erwartete Ölschwemme ist damit keinesfalls abgesagt. Sie wird nur von Trumps Sanktionen gegen Russland in den Schatten gestellt.
Wie viel Einfluss die Sanktionen gegen die großen russischen Ölkonzerne Rosneft und Lukoil auf die Versorgung haben, ist ungewiss. Gemäß Wladimir Putins bockiger These wird die Wirkung gegen null gehen. In der Tat verfügt Russland über weitreichende Möglichkeiten, Sanktionen zu unterlaufen. Preislich würde die Angelegenheit aber schmerzlich werden, denn ohne weitere Rabatte werden sich Käufer nicht locken lassen. Mindestens dieses Argument versteht man auch im Kreml. Deshalb versuchen die Russen nun doch noch ein Treffen ihres Präsidenten mit Donald Trump zu organisieren.
Offiziell sieht man die Sanktionen zwar als unfreundlichen Schritt der USA an, betont aber, dass Russland weiterhin freundschaftliche Beziehungen zu allen Staaten und auch zu den Vereinigten Staaten pflegen wolle. Die Washingtoner Absage dementiert man zu dem Zweck und deutet sie in eine Verschiebung des Termins um.
Derweil sucht man in Ungarn und der Slowakei nach Wegen, die Sanktionen gegen die russischen Ölkonzerne zu umgehen, ohne offen gegen diese zu verstoßen. Die Länder beziehen 80 bis 90 Prozent ihres Öls aus Russland und sehen keine Möglichkeit, diesen Bezug kurzfristig beenden zu können. Die USA haben keine Ausnahmen für Ungarn und Slowakei vorgesehen. Derzeit analysieren die Energieversorger der beiden Staaten, MOL und Slovnaft, die fatale Lage. Unklar ist zudem, wie lange die EU-Ausnahme für Ölimporte über die Druschba-Pipeline aus Russland bestehen bleibt.
In dieser Woche dürfte es erneut zu einer Rochade der impulsgebenden Themen am Ölmarkt kommen. Nun trifft es wahrscheinlich die Sanktionen, die von der Beilegung des Handelsstreits zwischen den USA und China verdrängt werden. Es liegt bereits ein Rahmenabkommen vor, das Trump und Xi in Südkorea nur noch offiziell bestätigen müssen. Trump zeigte sich optimistisch und sprach von einem bevorstehenden Deal mit China. Die Annäherung sorgt für positive Reaktionen an den Finanzmärkten und weckt auch unter Ölbrokern Hoffnung, da ein Ende des Konflikts die Nachfrage in den beiden größten Verbraucherländern der Welt stärken kann.
Ein anderes Thema dieser Woche werden die Zinsvorgaben der Notenbanken in den USA (Fed) und der EU (EZB) sein. Mindestens von der Fed erhofft man eine Zinssenkung. Bereits veröffentlichte Marktdaten sollten das zulassen. Der Fed fehlen aber aufgrund des behördlichen Shutdowns weitere Grundlagen für eine solide Beurteilung. Eine Senkung hätte eine ähnliche Wirkung für den Ölmarkt wie ein Ende des Handelsstreits.
In der kommenden Woche wird die prognostizierte Ölschwemme wieder in Erscheinung treten. Dann kommt es nämlich zur Entscheidung der OPEC-Plus über die weitere Angebotspolitik. Wenn irgend möglich, wird man die Produktionssteigerung fortzusetzen versuchen.
An den Börsen beginnt die Handelswoche heute Morgen mit rückläufigen Rohölnotierungen und weiterhin hohen Gasölnotierungen. Dem Vorprodukt für Heizöl setzen die ukrainischen Angriffe auf russische Raffinerien erheblich zu. Nennenswerte Mengen wurden mittlerweile aus dem Markt gebombt. Davon ist die russische Rohölförderung nicht betroffen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 60,85 Dollar
und das Barrel Brent zu 65,28 Dollar
gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 717,00 Dollar
. Der US-Dollar kostet aktuell 0,8591 Euro
. Damit kostet der Euro 1,1638 Dollar
. Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Nach dem mächtigen Preissprung scheinen die Heizölpreise nun zur Ruhe zu kommen. So ist es zumindest der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen und es entspricht den internationalen Vorgaben. Der zuvor abwärts gerichtete Trendkanal in der 3-Monats-Ansicht ist dem Geschehen zum Opfer gefallen. In den anderen Zeitansichten haben die Abwärtstrends gehalten.
Im Osten Deutschlands deutet sich gerade ein ähnliches Problem an, wie in Ungarn und der Slowakei, denn die PCK-Raffinerie in Schwedt gehört zu über 50 Prozent der russischen Rosneft. Demzufolge wäre sie von den US-Sanktionen betroffen. Die Anlage ist für den Großraum Berlin-Brandenburg von vorrangiger Bedeutung für die Versorgung mit Kraft- und Brennstoffen.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist angesichts des Preissprungs eingebrochen. Das gilt auch für die Hoffnung auf tiefere Preise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr schwachen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Der Preissprung ist übel. Gleichwohl kann man das aktuelle Niveau im längerfristigen Vergleich nicht als teuer bezeichnen.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
