Internationaler Markt
Die Preise für Rohöl ziehen am Morgen leicht an und nähern sich der 70-Dollar-Marke. Brent-Rohöl kostet im Moment 69,7 Dollar je Barrel.
Damit setzt sich das gemächliche Auf und Ab der Ölpreise in diesem Monat fort. Schon seit vier Wochen mäandrieren sie in der Nähe dieser Marke, ohne eine klare Tendenz nach oben oder nach unten.
Öl bleibt also billig. Das ist angesichts des steigenden Ölangebots nicht weiter überraschend. Aber die Preise brechen auch nicht weiter ein, weil es mittlerweile eine Serie von Nachrichten gibt, die den Ölpreisoptimisten Auftrieb verleiht.
Dazu gehört vor allem die gute Stimmung, die von den Aktienmärkten auf die Rohstoffmärkte ausstrahlt. Die Aktienbörsen eilen von einem Rekordhoch zum nächsten, getragen von stabilen Meldungen zum US-Arbeitsmarkt und zur amerikanischen und chinesischen Konjunktur. Auch die enormen Steuergeschenke der Trump-Regierung an die Unternehmen und die Reichen des Landes treiben die Wertpapiermärkte nach oben.
Gleichzeitig gibt es einige kleinere Störungen im Ölmarkt. Da sind zum einen die Probleme indischer Raffinerien. Sie strichen bisher hohe Profite ein, da sie das von der EU sanktionierte russische Tankeröl aufkauften, zu Ölprodukten wie Diesel raffinierten, und anschließend zu hohen Preisen nach Europa exportierten.
Dieses lukrative Dreiecksgeschäft wird seit dem letzten Sanktionspaket der EU schwieriger. Einige indische Raffinerien stehen jetzt namentlich auf der Schwarzen Liste, zusammen mit einer immer größeren Flotte von sanktionierten Öltankern.
Das verteuert die Preise für Diesel im europäischen Markt. Der kam bis vor wenigen Jahren vor allem aus Russland, dann nach Kriegsausbruch im Jahr 2022 aus Indien, dem Persischen Golf und den USA. Aber auch die üblichen Dieselimporte aus den USA fallen im Moment aus, da die Lagerbestände auf der anderen Seite des Atlantiks ungewöhnlich niedrig sind.
Hinzu kommt seit einigen Wochen eine ganze Serie von technischen Störungen bei Raffinerien in Europa, die auch nicht gerade zu den modernsten der Welt gehören.
Die Probleme lösten eine Spekulationswelle im Markt für Gasoil aus, also dem Vorprodukt von Diesel und Heizöl. Auch sie hält die Margen in der Nähe des Jahreshochs. Der Chef von TotalEnergies warnte gestern, nicht ganz uneigennützig, dass hohe Dieselpreise zu einer Dauererscheinung im europäischen Ölmarkt werden könnten. Einige Händler berichten dagegen, dass sich die Situation allmählich entspannt.
Mittlerweile bremst Moskau auch die Ausfuhren von Benzin. Die Maßnahme zielt allerdings auf die hausgemachten Versorgungsprobleme im russischen Markt. Die maroden und teilweise reparaturbedürftigen Raffinerien haben Mühe, den Heimatmarkt zu versorgen. Zudem wollen die Raffineriebetreiber Benzin und andere Ölprodukte lieber exportieren, weil sie auf diesem Weg höhere Preise erzielen können. Das will Moskau nun stoppen.
Aus der Sicht des Weltmarktes für Rohöl sind das alles keine durchschlagenden Ereignisse, aber sie reichen in der Summe aus, die Rohölpreise in der Nähe der 70-Dollar-Marke zu halten.
Brent-Rohöl kostet am heutigen Morgen 69,67 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 66,50 US-Dollar je Barrel
. Rotterdamer Gasoil notiert bei 706,75 Dollar je Tonne
. Der US-Dollar ist 0,8508 Euro wert
. Damit steht der Euro bei 1,1751 Dollar
. Die Pfeile zeigen die Preisveränderungen im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise in Deutschland fallen am Morgen trotz der höheren Preise im internationalen Rohölmarkt. Das ist vor allem auf schwächere Preise für das oben im Text erwähnte Gasoil zurückzuführen. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt aktuell einen landesweiten Durchschnittspreis von 90,7 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3.000 Liter). Einige Bundesländer liegen auch schon unter der 90-Euro-Marke.
Nach einigen sehr ruhigen Tagen melden sich jetzt mehr Kaufinteressenten. Die Zahl der Bestellungen steigt kurz vor dem Start der Sommerferien in vielen Bundesländern auf ein durchschnittliches Niveau.
Auch das Schwarm-O-Meter, das die Zahl der Bestellungen nach Preisanfragen erfasst, legt um eine Stufe zu. Die tägliche Lesereinschätzung zeigt einen Preisoptimismus, der unverändert auf einem durchschnittlichen Niveau liegt.
Fazit: Die Verbraucher gehen zum Start der Urlaubssaison auf Nummer Sicher und decken sich für den Winter mit Heizöl ein. Sie können das derzeit moderate Preisniveau nutzen und gehen damit allen Preisrisiken aus dem Weg. Wer lieber spekulieren will, kann auf die Exportoffensive der OPEC und die absehbare Ölschwemme im Herbst setzen.
Dennoch gilt nach wie vor: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten Tipps und Empfehlungen bereit.