Internationaler Markt
Oberflächlich betrachtet dümpeln die Rohölpreise wieder einmal nahezu bewegungslos dahin. Bärische und bullische Einflüsse scheinen sich gegenseitig zu neutralisieren. Hinter den Kulissen sieht es indes anders aus. Die Preise für die monatlich endenden Terminkontrakte (Futures) der Sorte Brent weisen darauf hin, dass der Markt tatsächlich in eine üppige Angebotslage gerät. In einem solchen Fall wird gegenwärtig verfügbare Ware gemäß der Devise, alles muss raus, günstiger bewertet als Lagerware, die erst später verkauft werden kann.
Noch deutlicher als in den Rohöl-Futures zeigt sich die Situation auf den Weltmeeren. Auf Tankern sollen sich derzeit rund 1,24 Milliarden Barrel Rohöl und Ölkondensate befinden. Letzte sind verwertbare Nebenprodukte der Ölförderung. Die zeitgleich transportierte Ware hat einen historischen Höchstwert erreicht. Man könnte den globalen Ölbedarf damit für etwa zwölf Tage decken. Darin sind die ohnehin auf Schiffen gelagerten Mengen gar nicht enthalten. Diese dürften auf einen Umfang wie zu Zeiten der Corona-Pandemie angewachsen sein. Damals war Öl viel günstiger als heute.
Das tägliche Ölangebot wird von der EIA (Statistikbehörde im US-Energieministerium) im kommenden Jahr um vier Prozent höher eingeschätzt als die Nachfrage. Eine solche Überversorgung muss zu sinkenden Ölpreisen führen. Einen Eindruck davon gaben die vergangenen Tage. Lange Zeit hatten insbesondere die USA und OPEC-Plus die Existenz eines Überangebots bestritten. Doch inzwischen erkennen auch große Konzerne der Branche die Realität an. So hält der Chef der Gunvor Group, eines der größten Ölhandelsunternehmen weltweit, die Annahme eines Überangebots mittlerweile für substanzieller als in den vergangenen Jahren.
An den Börsen bringen sich die Händler in Erwartung der Überversorgung nun in Position. Wie dem aktuellen Bericht über die offenen Brent-Kontrakte an der Intercontinental Exchange (ICE) zu entnehmen ist, waren die spekulativ orientierten Finanzjongleure zuletzt so bärisch eingestellt wie seit Anfang Mai nicht mehr. Die Anzahl der Kontrakte auf fallende Kurse war sogar vor über einem Jahr das letzte Mal so hoch wie heute. Die ICE in Atlanta, USA, ist unter anderem auf den elektronischen Handel von Optionen und Futures für Energieprodukte spezialisiert.
Anders sieht die Lage derzeit noch beim Gasöl, dem Vorprodukt für Heizöl, aus. Hier ist die Preisentwicklung nicht ganz so deutlich auf Überversorgung eingestellt. Das gilt für die Tagespreise und für die Abfolge monatlicher Terminkontrakte. Die Gegenwart wird nach wie vor teurer gehandelt als die Zukunft. Das deutet auf eine angespannte Versorgungslage hin. Sollte sich ein erfolgreicher Abwärtstrend beim Rohöl durchsetzen, dürfte Gasöl diesem früher oder später allerdings folgen.
Die wirkungsvollste Ablenkung von den skizzierten Umständen liefert Donald Trump zurzeit in den Zollverhandlungen mit China und den Friedensbemühungen zum Ukraine-Krieg. Sie sorgen für temporäre Preisentwicklungen, die den Überversorgungskomplex umgehen.
Nachdem die Börsen gestern mit einem übersichtlichen Verlust bei den Rohölnotierungen und einem kleinen Gewinn bei den Gasölnotierungen endeten, suchen sie heute Morgen auf kaum unverändertem Niveau ihre Richtung.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 57,23 Dollar und das Barrel Brent zu 60,75 Dollar
gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 636,00 Dollar
. Der US-Dollar kostet aktuell 0,8599 Euro
. Damit kostet der Euro 1,1629 Dollar
. Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise legen relativ deutlich zu, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Damit übertreffen sie die internationalen Vorgaben um ein paar zehntel Prozent. Das mag eine Folge der inzwischen gestiegenen Nachfrage sein. Die Entwicklung verspricht gleichwohl Verbraucherfreundlichkeit. Darauf deuten die Trendkanäle in den verschiedenen Zeitansichten hin, die allesamt abwärts gerichtet sind.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist belebt. Die Hoffnung auf tiefere Preise bleibt volatil. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Wer Ruhe will, deckt sich mit einer Teilmenge ein und erhält sich einen Freiraum im Tank, um bei einem möglichen Preiseinbruch nachkaufen zu können.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.