Internationaler Markt
Die Ölpreise haben in den letzten 24 Stunden rasant zugelegt. Die Notierungen für Brent-Rohöl stiegen um fünf Prozent von 61,5 auf aktuell 64,8 Dollar je Barrel.
Die Ursache ist eindeutig: US-Präsident Trump hat die ersten härteren Sanktionen gegen Russland seit seinem Amtsantritt im Januar verkündet. Mit Rosneft und Lukoil stehen jetzt die beiden wichtigsten russischen Ölkonzerne auf der Schwarzen Liste.
Ihre Vermögenswerte werden eingefroren. Noch wichtiger: Weltweit werden alle Unternehmen, die mit den beiden Unternehmen Geschäfte betreiben, ebenfalls von den Sanktionen erfasst.
Das betrifft vor allem die russischen Exporte nach Indien. Das Land ist nach China und vor der Türkei der zweitwichtigste Ölkunde Moskaus. Im Durchschnitt kommen 1,7 Mio. Barrel pro Tag aus Russland nach Indien. Das entspricht knapp einem Viertel der gesamten russischen Ölexporte.
Große indische Importeure haben langfristige Lieferverträge mit Rosneft abgeschlossen. Sie verarbeiten das russische Rohöl in ihren Raffinerien und exportieren anschließend große Mengen an Diesel und anderen Ölprodukten in alle Welt, inbesondere nach Europa. Diese Exporte wären wegen der neuen US-Sanktionen dann deutlich schwieriger.
Der größte Teil der russischen Exporte wird mittlerweile über zwielichtige Strohmänner und Ölhändler abgewickelt, die ihren Firmensitz oftmals in Dubai haben. Sie werden offen oder verdeckt von russischen Ölfirmen kontrolliert.
Die Ölbranche erwartet daher keinen Einbruch bei den russischen Ölexporten. Wie schon bei früheren Sanktionen werden lediglich die Kosten und der organisatorische Aufwand für die russische Seite steigen. Unklar ist auch, wie lange der unstete US-Präsident seinen neuen Kurs beibehalten wird. Viele Händler halten die Preisreaktion daher für übertrieben.
Wenige Stunden später hat die EU ihr 19. Sanktionspaket gegen Russland beschlossen. Es enthält ein Verbot für russische Flüssiggasimporte (LNG) in die EU-Staaten bis spätestens Anfang 2027. Das war aus Sicht vieler Beobachter ein überfälliger Schritt, denn Russland ist nach wie vor einer der wichtigsten Erdgaslieferanten der Europäischen Union. Auch setzte die EU 117 weitere Tanker der „Dark Fleet“ auf die Sanktionsliste. Sie enthält jetzt 558 Schiffe. Damit sollen die russischen Ölexporte zusätzlich erschwert werden.
Nur wenig Aufmerksamkeit erhielt gestern der wöchentliche Bericht zum amerikanischen Ölmarkt. Die Lagerbestände an Rohöl und den wichtigsten Ölprodukten sind gesunken, wenn auch weniger stark als erste Schätzungen im Vorfeld erwarten ließen.
Hier die Zahlen des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und die Umfragewerte des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderungen der Lagerbestände im Vergleich zur Vorwoche:
∙ Rohöl: -1,0 Mio. Barrel (DOE) bzw. -3,0 Mio. Barrel (API)
∙ Heizöl und Diesel: -1,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,0 Mio. Barrel (API)
∙ Benzin: -2,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,2 Mio. Barrel (API)
Kurz nach dem Handelsstart der Ölbörsen in Europa halten die Ölpreise ihr neues Wochenhoch, steigen jedoch nicht weiter an. Brent-Rohöl kostet aktuell 64,75 US-Dollar je Barrel . Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 60,59 US-Dollar je Barrel
. Rotterdamer Gasoil notiert bei 685,75 Dollar je Tonne
. Der US-Dollar ist 0,8622 Euro wert
. Der Euro steht bei 1,1595 Dollar
. Die Pfeile zeigen die Preisveränderungen im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Der Stimmungswandel im internationalen Rohölmarkt hat auch die deutschen Heizölpreise mit nach oben gezogen. Seit dem Tief in der letzen Woche stiegen die Preise um fast vier Euro. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt aktuell einen landesweiten Durchschnittswert von 90,5 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3.000 Liter).
Das Schwarm-O-Meter, das die Zahl der Preisanfragen und der tatsächlichen Bestellungen vergleicht, hält sich noch auf einer hohen Stufe, aber das mathematische Tiefpreis-System rutschte bereits auf eine neutrale Position zurück.
Die tägliche Lesereinschätzung zeigt jetzt einen ausgeprägten Preispessimismus. Etwa ein Drittel der Stimmen rechnet mit weiter steigenden Heizölpreisen. Das ist ein überdurchschnittlicher Anteil.
Für Panikkäufe gibt es jedoch keinen Grund. Die neuen Sanktionen können die russischen Ölexporte erschweren, aber nicht verhindern. China und Indien werden ihre lukrativen Geschäfte mit Moskau offenbar nicht stoppen. Damit gilt unverändert, dass über kurz oder lang das massive Überangebot im Weltölmarkt wieder auf die Preise drücken wird.
Dennoch gilt nach wie vor: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten Tipps und Empfehlungen bereit.