Internationaler Markt
Die Rohölpreise steigen seit gestern leicht an, bleiben aber auf dem niedrigen Niveau der letzten Wochen. Die Leitsorte Brent kostet am Morgen 63,5 Dollar je Barrel.
So genau weiß das im Moment aber niemand, denn in der Nacht fiel ein großer Teil der amerikanischen Terminbörse CME aus, der größten Rohstoffbörse der Welt. Offenbar gibt es Probleme mit dem Kühlsystem, so dass zahlreiche Server ausgeschaltet werden mussten. Das Problem konnte bisher nicht gelöst werden. Im Moment gibt es daher keine aktuellen Terminpreise für amerikanisches WTI-Rohöl und viele andere Rohstoffe.
Das betrifft zunächst einmal nur das amerikanische Börsenöl, also vor allem WTI, denn die Nordseesorte Brent wird an der Londoner Ölbörse ICE gehandelt. Aber „Brent“ ist in den letzten Jahren zu einem schwammigen Oberbegriff für einen ganzen Korb von Ölsorten aus der Nordsee und aus den USA (WTI Midland) geworden. Allein in der Nordsee wird zu wenig Öl gehandelt, um daraus allgemein akzeptierte Ölpreise ableiten zu können.
Wenn nun also die amerikanischen Preisimpulse fehlen, sind auch die europäischen Rohölpreise davon betroffen. Das Durcheinander wird noch dadurch vergrößert, dass es gestern einen Feiertag in den USA gab (Thanksgiving) und heute der letzte Handelstag für den aktuellen Monatskontrakt ist.
Außerhalb der Welt der Börsentrader und einiger Rohölhändler geht das Leben im Ölmarkt allerdings wie gewohnt weiter. Das anstehende OPEC-Treffen und die Verhandlungen zum Ukrainekrieg stehen nach wie vor im Mittelpunkt.
Wie erwartet pocht der Kreml auf seinen Maximalforderungen und will die Regierung in Kiew nicht als legitimen Verhandlungspartner anerkennen. Obwohl der erste Vorschlag der USA den russischen Interessen sehr weit entgegenkam, wird jetzt auch vielen Ölhändlern klar, dass ein Waffenstillstand oder sogar ein Friedensabkommen noch in weiter Ferne liegen. Die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Sanktionen gegen russische Ölexporte löst sich daher immer mehr in Luft auf. Das stoppt im Moment einen weiteren Preisrutsch.
Auch vom OPEC-Treffen am Sonntag erwarten die Ölhändler nur wenige neue Impulse. Vermutlich werden die aktuellen Regelungen einfach verlängert. Das Kartell ist vor allem mit internen Problemen beschäftigt, da einige Mitglieder auf eine Neuverteilung der Förderquoten drängen. Insbesondere die Emirate (VAE) haben ihre Ölförderkapazitäten in den letzten Jahren stark ausgebaut.
In Europa startet die Ölbörse heute etwas nervöser als sonst mit leichten Preisaufschlägen. Brent-Rohöl kostet aktuell 63,55 US-Dollar je Barrel
. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) wird wegen technischer Probleme aktuell nicht gehandelt. Der letzte Kurs lag bei 59,08 US-Dollar je Barrel
. Rotterdamer Gasoil notiert bei 689,00 Dollar je Tonne
. Der US-Dollar ist 0,8650 Euro wert
. Der Euro steht bei 1,1571 Dollar
. Die Pfeile zeigen die Preisveränderungen im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Der deutsche Heizölmarkt bleibt von den Turbulenzen an den Rohölbörsen weitgehend unberührt. Die schrumpfenden Raffineriemargen kommen schrittweise bei den Heizölpreisen an. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittswert von 91,2 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3.000 Liter).
Der steile Preisnachlass der letzten Tage löst eine immer höhere Zahl von Bestellungen aus. Mittlerweile nähert sie sich den Rekordmarken der letzten Monate.
Passend dazu steht das Schwarm-O-Meter, das die Zahl der Preisanfragen und der tatsächlichen Bestellungen vergleicht, auf dem höchstmöglichen Wert. Auch der Preisoptimismus ist stark ausgeprägt. Das zeigt die täglich ermittelte Lesereinschätzung.
Das attraktive Preisumfeld lädt dazu ein, sich für den Winter mit Heizöl zu versorgen. Preistreibende Faktoren sind zwar nicht in Sicht, aber auch nach unten gibt es vermutlich nicht mehr viel Luft.
Trotzdem gilt nach wie vor: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten Tipps und Empfehlungen bereit.
