Internationaler Markt
Die neuen US-Sanktionen gegen russische Ölkonzerne trieben die Ölpreise gestern weiter nach oben. Brent-Rohöl kletterte über 66 Dollar je Barrel. Doch dann lief die Preisrallye aus. An den Ölbörsen setzten die ersten Gewinnmitnahmen ein.
Aktuell kostet Brent-Rohöl 66,0 Dollar je Barrel. Das ist im längerfristigen Vergleich noch immer ein sehr niedriger Ölpreis. Der Abwärtstrend der letzten drei Jahre bleibt intakt.
Die indischen und chinesischen Ölimporteure nutzen die Gelegenheit, um ihre russischen Lieferanten unter Druck zu setzen. Pflichtschuldig erklären die Raffineriebetreiber, dass sie ihre Lieferungen aus Russland stoppen, verringern oder zumindest überdenken werden. Damit gönnen sie dem Weißen Haus den gewünschten PR-Erfolg.
Die US-Sanktionen gegen die großen Ölkonzerne Rosneft, Lukoil und ihre Geschäftspartner sollen in vier Wochen in Kraft treten. Bis dahin werden wie üblich die Preisrabatte und Vertriebswege neu verhandelt.
In den letzten Jahren gab es bei Verstößen gegen Ölsanktionen oder den seit zwei Jahren bestehenden „Preisdeckel“ für russisches Öl fast nie konkrete Strafmaßnahmen. Noch unter Präsident Biden wurden die russischen Ölkonzerne Gazprom Neft und Surgutneftegas sanktioniert. Dennoch liegen die russischen Ölexporte in diesem Monat auf einem neuen Rekordhoch.
Dennoch sind die Sanktionen nicht immer ohne Konsequenzen, wie die Nachrichtenagentur Reuters meldet. Der serbische Ölkonzern NIS, der von russischen Ölfirmen kontrolliert wird, hat mittlerweile ernste Probleme, den Betrieb der einzigen serbischen Raffinerie in Pancevo aufrechtzuerhalten. Ein Tanker mit kasachischem Rohöl liegt seit Wochen in einem kroatischen Hafen fest. Das Rohöl wird wegen US-Sanktionen, die bereits seit Oktober in Kraft sind, nicht gelöscht und nicht nach Serbien gepumpt.
Das OPEC-Ölkartell könnte in dieser Situation der lachende Dritte sein, sitzt aber zwischen allen Stühlen. Einerseits stehen die Ölstaaten am Persischen Golf bereit, jede Versorgungslücke sofort mit eigenen Ölexporten zu füllen. Andererseits wollen sie ihre unerwartet stabile Allianz mit Russland nicht aufs Spiel setzen. Da sie in diesem Jahr im Monatstakt immer mehr Öl auf den Markt werfen, wollen sie die schrumpfenden Erlöse per Barrel über steigende Absatzmengen entschärfen.
Die Chancen dafür stehen aber nicht gut. Die Weltwirtschaft wirkt zwar stabil, aber der Optimismus der ersten Herbstwochen ist bereits wieder verflogen. Das liegt nicht zuletzt an den Handelskonflikten, vor allem zwischen den USA und China.
Am Nachmittag blicken die Finanzmärkte vor allem auf die Inflationszahlen und weitere Konjunkturdaten aus den USA. Nach wie vor belastet die aggressive und unberechenbare Handelspolitik der USA die Wirtschaft. Trump stoppte gestern offenbar wutentbrannt die Zollverhandlungen mit Kanada, nachdem er sich über eine kritische TV-Kampagne der kanadischen Provinz Ontario geärgert hatte.
Brent-Rohöl kostet aktuell 65,99 US-Dollar je Barrel
. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 61,84 US-Dollar je Barrel
. Rotterdamer Gasoil notiert bei 707,75 Dollar je Tonne
. Der US-Dollar ist 0,8607 Euro wert
. Der Euro steht bei 1,1616 Dollar
. Die Pfeile zeigen die Preisveränderungen im Vergleich zum gestrigen Handelsauftakt.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise legen auch heute stark zu. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt aktuell einen landesweiten Durchschnittswert von 92,5 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3.000 Liter). Das sind zwei Euro mehr als gestern Vormittag.
Das liegt weniger an Rohölbörsen als an den steil steigenden Preisen für Rotterdamer Gasoil, also das Vorprodukt der Raffinerien für Heizöl und Diesel. Der Nachrichtenwirbel rund um die russischen Ölexporte lässt die Margen im europäischen Diesel- bzw. Heizölmarkt steigen.
Russland hat bereits seit mehreren Wochen Probleme mit seinen Dieselexporten. Dafür sind vor allem die zahlreichen Raffinerieschäden nach ukrainischen Drohnenangriffen verantwortlich. Hinzu kommt nun die Sorge, dass auch die großen indischen Exportraffinerien ihre Diesellieferungen reduzieren müssen, wenn die US-Sanktionen die Einfuhr von russischem Rohöl verhindern sollten.
Die steigenden Heizölpreise verdüstern nun auch das Stimmungsbild bei den Verbrauchern. In der täglich ermittelten Lesereinschätzung nähert sich der Preispessimismus neuen Rekordwerten. Fast die Hälfte der Stimmen erwartet höhere Heizölpreise. Das Schwarm-O-Meter, das die Zahl der Preisanfragen und der tatsächlichen Bestellungen vergleicht, bleibt auf der zweithöchsten Stufe. Der Kaufdruck ist demnach überdurchschnittlich hoch.
Die Märkte wirken nervös. Die Preise steigen. Auf den zweiten Blick hat sich jedoch nicht viel verändert. Die russischen Ölexporte sind unverändert hoch, die globale Ölnachfrage wächst nur langsam. Wer auf Nummer Sicher gehen will, kann sich zu den immer noch sehr moderaten Preisen mit Heizöl versorgen. Wer nicht unter Druck steht, sollte erst einmal abwarten, wie sich die angekündigten US-Sanktionen in der Praxis auswirken.
In beiden Fällen gilt nach wie vor: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten Tipps und Empfehlungen bereit.
