Internationaler Markt
Die Ölpreise gaben in der letzten Woche ein wenig nach. Dabei änderte sich die relativ teure Positionierung von Gasöl im Vergleich zu Rohöl kaum. Das börsengehandelte Raffinerieprodukt ist maßgeblich für die Festsetzung der Heizöl- und Dieselpreise in Europa. Beim Angebot dieser Ware kommt es seit einigen Wochen zu Engpässen. Diese sollten alsbald überwunden sein, sodass mit einer Preisangleichung an Rohöl zu rechnen ist. Preislich bewegt sich der gesamte Ölkomplex seit drei Wochen recht uninspiriert seitwärts.
Der Aufmacher der neuen Handelswoche ist das geschlossene Handelsabkommen zwischen den USA und der EU. Man kann es aus europäischer Sicht als Erfolg bewerten, da es gelungen ist, drohende Zölle von 30 bis 50 Prozent mit Ausnahme von Stahl- und Aluminiumimporten abzuwenden. Auf das Gros aller Waren werden zukünftig 15 Prozent Einfuhrzoll erhoben. Im Vordergrund der Bewertung steht heute nicht die wirtschaftliche Schwächung durch höhere Zölle, sondern der Gewinn an Sicherheit durch ihre Fixierung. Die Ölpreise zeigen prompt eine bullische Reaktion. Der Preisauftrieb fällt mit maximal einem Prozent aber äußerst moderat aus.
Mit dem Abkommen sichern sich die USA darüber hinaus Öl-, Gas- und Uranexporte in die EU im Wert von 750 Mrd. Dollar innerhalb von drei Jahren. Die EU sichert sich damit eine kostspielige Grundversorgung, um der beschlossenen Abkehr von russischen Energielieferungen planbar näher zu kommen. Ob das ein guter Deal für die EU ist, darf hinterfragt werden.
Apropos EU-Sanktionen gegen Russland und seine Energiekunden, zu denen auch Indien in gehörigem Umfang gehört. In einigen Firmen des Landes zeichnen sich Konsequenzen ab. Die Nayara-Raffinerie, zu knapp 50 Prozent im Besitz der russischen Rosneft, verarbeitet naheliegenderweise große Mengen russischen Öls. Sie gerät aufgrund des 18. Sanktionspakets erstmals unter Druck, da ihre Produkte nun nicht mehr in die EU verkauft werden können. Mehrere Reedereien stornierten mittlerweile ihre Transportverträge, was zu erheblichen finanziellen Verlusten führte und offenbar den CEO seinen Posten kostete. Trotz betonter Unabhängigkeit von Moskau räumt Nayara die Nutzung russischen Öls ein. Ein Verzicht darauf könnte nötig werden, um von der Sanktionsliste gestrichen zu werden. Die Maßnahmen zeigen also Wirkung, allerdings keine positive für Verbraucher, da jede andere Öl-Provenienz teurer wird als die russische.
Dass Öl in den kommenden Monaten teurer wird, ist dennoch alles andere als gewiss. Die Preise können genauso gut die andere Richtung nehmen. Dafür sollte die OPEC-Plus sorgen, die nicht nur im August, sondern vermutlich auch im September eine ordentliche Produktionserhöhung in den Markt geben wird. So sehen es dem Vernehmen nach zumindest vier Delegierte des JMMC (Joint Ministerial Monitoring Committee). Die Personen sind zwar nur Analysten und keine Entscheider, ihrem Rat, den ihre Vorgesetzten in der kommenden Woche abfragen werden, wird gleichwohl häufig gefolgt. Sollte das wieder zutreffen, würde die im letzten Jahr durchgesetzte freiwillige Kürzung von 2,2 Mio. Barrel Öl pro Tag im September vollständig aufgehoben sein. Mit anderen Worten, der Markt wäre um 2,2 Mio. Barrel pro Tag reicher. Es könnte dann zu einer Überversorgung kommen, die jedwede bullische Nachricht in den Schatten stellen würde.
An den Börsen geht es heute Morgen aufwärts. Das galt auch für die Ölnotierungen. Auf Rohöl trifft das immer noch zu. Gasöl hat mittlerweile aber die Richtung gewechselt und steht nun unter dem Schlusskurs von Freitag.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 65,49 Dollar und das Barrel Brent zu 68,81 Dollar
gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 704,25 Dollar
. Der US-Dollar kostet aktuell 0,8554 Euro
. Damit kostet der Euro 1,1688 Dollar
. Die Pfeile hinter den Zahlen geben die Veränderung zum Handelsauftakt des Vortags an.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise legen ein wenig zu, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgen damit eher den Freitagsvorgaben als der aktuellen Ölbörse. Sollte diese bei ihrer Richtung bleiben, wird Heizöl bald etwas günstiger sein. Davon unbenommen weckt die Lage Hoffnungen auf weiter sinkende Preise. Diese sind derzeit aber nicht vorhersagbar, weil das Marktgeschehen außerordentlich wechselhaft ist. Ausdruck findet der Befund in den Trendkanälen. Sie sehen aus Verbrauchersicht wenig überzeugend aus. Im kurzen Zeitbereich geht es steil aufwärts. In der 6-Monats-Ansicht geht es nun ebenfalls aufwärts, nur nicht so steil. In der 12-Monats-Ansicht bleibt es glasklar bei einem Abwärtstrend.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt kommt wieder in Fahrt. Gleichzeitig gewinnt die Hoffnung auf tiefere Preise weiter an Zuversicht. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreissystem gibt in vielen Regionen der Republik Kaufsignale an.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Der Traum von tieferen Preisen im späteren Jahresverlauf ist keineswegs ausgeträumt. Die aktuellen Preise sind allerdings nicht schlecht und vor allen Dingen eine sichere Bank.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.